Schwimm-Olympiasieger Michael Groß hat sich mit einem zunächst etwas skurril klingenden Vorschlag in die Debatte um eine vorzeitige Impfung von potenziellen Olympia-Sportlern eingebracht. Der 56-Jährige schlug vor, Impfberechtigte könnten ihr Vorrecht an Sportler spenden. „Eine ungewöhnliche Idee in einer außergewöhnlichen Zeit. Ich wäre dazu bereit, falls es die Möglichkeit gäbe“, schreibt Groß in einem Gastbeitrag auf der Website xing.com. „Denn ich weiß zu gut, was es bedeutet, wenn unverschuldet ein Lebenstraum zerplatzt. Mit zwei kleinen Stichen in den Arm bliebe die Chance auf Tokio 2021 und eine gesunde Rückkehr aller Beteiligten erhalten.“
Nach Studium des umfangreichen „Playbooks“, welches die Abstands- und Hygieneregeln für die Spiele in Tokio genau beschreibt, kommt Groß zu dem Schluss, dass diese in der Praxis nicht einzuhalten seien. Beispielsweise sei es unmöglich, faire Trainingsbedingungen zu schaffen, wenn jeder Sportler mindestens einen Meter Abstand hielte. „Um das Becken tummeln sich beim Einschwimmen vor jedem Wettkampf einige hundert Athleten, Trainer und Offizielle. Das geht nicht anders, wenn alle die gleichen Bedingungen haben sollen“, schreibt Groß. Dass jeder Teilnehmer vor Abreise auflisten soll, mit wem er in Japan voraussichtlich in Kontakt treten wird, findet Groß „skurril“. Den gesamten Text können Sie hier nachlesen.
„Wegducken hilft nicht, lieber DOSB.“
Der dreimalige Olympiasieger kommt zu dem Schluss, dass an einer Impfung der Sportler kein Weg vorbei führt: „Wegducken hilft nicht, lieber DOSB.“ Der Deutsche Olympische Sportbund müsse jetzt ein Lösung finden, da nicht absehbar, wann alle geimpft werden könnten. „Dieser Zeitpunkt wird eher zu spät sein, damit der Impfschutz vor der Abreise ins Trainingslager und Tokio 2021 voll da ist. Wahrscheinlich werden nur wenige Wochen liegen zwischen einer notwendigen Impfung der Sportler und einem Angebot an uns alle.“ Von DOSB-Präsident Alfons Hörmann hieß es zuletzt in einem Verbands-Newsletter, er erwarte keine Vorzugsbehandlung für den Spitzensport. Jedoch hoffe er darauf, dass rechtzeitig ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, um das deutsche Team gut vorbereitet nach Tokio entsenden zu können.
Michael Groß hatte die Spiele 1980 in Moskau wegen des deutschen Boykotts verpasst. 1984 wurde er Doppel-Olympiasieger über 100 Meter Schmetterling und 200 Meter Freistil und gewann zusätzlich zwei Silbermedaillen. Vier Jahre später gewann er in Seoul Gold über 200 Meter Schmetterling sowie Bronze mit der Staffel.