Das Wasser wird wärmer und die Strecken länger. Gut ist es dann, wenn unerwartete Begleitung für Abwechslung sorgt.
Die Hand steiler eintauchen, Finger minimal auseinander, Daumen nicht zu weit abspreizen. Beinschlag nicht vergessen bei all der Konzentration da vorne! Ellbogen hoch, Bauch fest, Rumpfspannung. Der Rhythmus stimmt noch nicht. Die Arme sind zu angestrengt, so kann ich das nicht halten auf zehn Kilometer. Ich muss ökonomischer schwimmen. Also noch mehr feinjustieren, länger gleiten, höhere Frequenz, um keinen Vortrieb zu verlieren, die Arme müssen ja halbwegs entspannt arbeiten, um 33 Kilometer zu schaffen. Fingerspitzen Richtung Boden … oh ein Wels! Und wie groß ist der bitte?
Im Fühlinger See wollte ich mal eine etwas längere Strecke im Freiwasser schwimmen, mit Neo und eigentlich auch mit Verpflegung, aber die habe ich mir dann doch geschenkt und mich auf mich konzentriert. Und die ersten 30 Minuten bin ich nicht so richtig in einen guten Fluss gekommen. Die Arme haben gegen den Neo geackert und meine Atmung war viel zu schwer. Nichts, was ich mehrere Stunden so durchziehen möchte.
Der Flow
Als ich aber den Wels gesehen habe, der wie ein schwimmender Meter total entspannt unter mir auf der Stelle schwamm – und zwar alle acht Runden, die ich an ihm vorbeigekommen bin – hatte ich offensichtlich eine Erleuchtung. Ich hatte plötzlich das Gefühl, Teil des Wassers zu werden und wusste: Ich muss ganz natürlich, stromlinienförmig, ohne nennenswerte Anstrengung, vorwärtskommen, wenn ich einen Ultra schwimmen möchte. Alles andere ist ineffizient und nicht machbar. Ich habe also den Kopf und all meine Anweisung an mich selbst abgestellt und das Wasser einfach gefühlt, mich eingefügt und treiben lassen. Und mit einem Mal war ich im wahrsten Sinne des Wortes im Flow.
Im SWIM-Blog „33 Kilometer Meer“ ist bisher erschienen:
Blog 1: Anita goes Ultra
Blog 2: Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen…
Blog 3: Positives Kopfkino und endlich wieder Training
Blog 4: Ein Herz für Sportschwimmer
Blog 5: Grünes Licht vom Arzt und Mut zur Lücke
Blog 6: Armzüge und Unterwasserwelt
Blog 7: Mein Blubber
Anita im SWIM-Podcast
Mehr Infos: Website des Ultraswim333
Ich habe hinterher Unterwasseraufnahmen von mir gesehen und muss sagen: optimal ist meine Technik mit Sicherheit nicht. Eher bin ich ganz weit davon weg richtig schön zu schwimmen, aber ich will weder eine Kür gewinnen noch Erste im Weitschwimmen werden. Ich möchte 33 Kilometer an drei Tagen schwimmen und so viel wie möglich davon genießen. Und dafür möchte ich meine körperliche Anstrengung aufgrund der Länge des Vorhabens in Grenzen halten und halbwegs energiesparend vorwärtskommen. Ich kenne Profiläufer, die einen fürchterlichen Laufstil haben und trotzdem richtig schnell sind. Wieso sollte das beim Schwimmen anders sein?
Anitas Buch „IS(S) GUT JETZT!“ richtet sich an Schwimmer:innen und alle, die gern Sport machen, um lange gesund und leistungsfähig sein zu können. Anita arbeitet seit über 20 Jahren als Radioreporterin und hat alle Erkenntnisse aus ihren Recherchen und Food Coachings sowie den Stand der Dinge aus der Lebensmittelbranche zusammengetragen. Anita möchte mit ihrem Buch Großes erreichen: Sie will die Welt retten. Und zwar mit dem Star in ihrer Küche: Gemüse! Hier könnt ihr das Buch bestellen.
Next Step: Mehr Kilometer!
Am Ende wurden es knapp über drei Kilometer und vom Gefühl her hätte ich noch fünf weiter schwimmen könnten. Nächstes Mal mache ich das deshalb auch einfach. Ab sofort setze ich meinen Fokus also auf längere Distanzen – gerne auch spontan, kloppe jetzt Stück für Stück mehr Kilometer und rücke die Einheiten näher zusammen, um so die Belastung zu erhöhen. Ich setze meinen mentalen Fokus auf den Flow und mieme nun einfach immer den gechillten Wels im Wasser. Wenn ich dann an den UltraSwim33.3 denke, kommt vor lauter Aufregung und Vorfreude das Tempo bestimmt ganz von allein.
Als Ausdauersportlerin beschäftigt sich Anita auch viel mit dem Thema Ernährung. Auf SWIM.DE bloggt sie über ihr Training für den Ultraswimm 333, einem Etappen-Langstreckenschwimmen über vier Tage in Montenegro. Auf Anitas Website könnt ihr euch zum Newsletter anmelden. Hier geht es zum Instagram-Account.
Die Bloggerin im SWIM-Podcast „Mehr als Kachelnzählen“