Fleiß, Disziplin und Ausdauer – wer diese Begriffe hört, weiß, wovon die Rede ist. Der Ausdauersport fordert von einem Sportler nicht nur Talent und Können, sondern vor allem sehr viel Trainingshärte. Dabei gehört der Schwimmsport zu den trainingsintensivsten Sportarten überhaupt. Um später eine Leistung auf Weltniveau erbringen zu können, müssen schon in der Kindheit die Weichen gestellt werden. Der Deutsche Schwimm-Verband hat sich für sein „Perspektiv-Team-Projekt“ Gedanken dazu gemacht.
Das Perspektivteam ist das Lieblingsprojekt von Bundestrainer Henning Lambertz, der sinngemäß immer wieder sagt: „Wir haben in Deutschland verlernt, hart und viel zu trainieren.“ Um die deutschen Athleten langfristig wieder in die Weltspitze zu führen, setzt Lambertz früh an. Bereits für Kinder ab dem 8. Lebensjahr erstellt er einen Fahrplan, der klare Empfehlungen für die seiner Meinung nach notwendigen Umfangsleistungen beinhaltet. Demzufolge sollte in diesem Altersbereich ein Jahresvolumen von 900 Kilometern im Wasser zurück gelegt werden. Wenn Sie mit dieser Zahl zunächst wenig anfangen können, so können die zusätzlichen Informationen helfen, zu verstehen, was das in der Praxis bedeutet.
Mit 8 Jahren 21 Kilometer pro Woche
So wird angenommen, dass es im Jahresverlauf zu zehn Urlaubswochen kommt und somit eine Trainingsphase von 42 Wochen entsteht. Aus dieser Überlegung heraus, liegt das zu absolvierende Wochenvolumen bei 21 Kilometern. Als Mastersschwimmer werden Sie nun vielleicht kurz überlegen, wie viele Kilometer Sie selber pro Woche zurück legen: Können Sie da mithalten?
DSV-Trainingsempfehlung
ALTER | UMFANG PRO JAHR | TRAININGSWOCHEN | UMFANG PRO WOCHE |
---|---|---|---|
8 Jahre | 900 km | 42 | 21 km |
9 Jahre | 1.250 km | 44 | 28 km |
10 Jahre | 1.500 km | 46 | 33 km |
11 Jahre | 1.850 km | 46 | 40 km |
12 Jahre | 2.100 km | 47 | 45 km |
13 Jahre | 2.400 km | 48 | 50 km |
14 Jahre | 2.700 km | 49 | 55 km |
15 Jahre | 3.000 km | 49 | 61 km |
(Quelle: DSV Perspektiv-Team-Projekt, Autor: Henning Lambertz, 2014)
Trainingsumfang Altersklassensportler
SPORTART | UMFANG PRO JAHR | TRAININGSWOCHEN | UMFANG PRO WOCHE |
---|---|---|---|
Schwimmer | 550 km | 48 | 12 km |
Schwimmer | 900 km | 48 | 19 km |
Triathlet | 430 | 48 | 9 km |
Hochleistungssport ist zeitliche Investition
Ambitionierte Altersklassen-Triathleten kommen bei drei Wassereinheiten pro Woche mit einem Umfang von drei Kilometern und lediglich vier Urlaubswochen pro Jahr, auf eine Jahresleistung von ca. 430 Kilometer. Nicht einmal also die Hälfte dessen, was ein achtjähriger, angehender Spitzenathlet schwimmen sollte.
Auch als engagierter Mastersschwimmer werden Sie Probleme haben, da mitzuhalten. Angenommen, Sie trainieren vier Mal pro Woche mit einem Umfang von jeweils fast fünf Kilometern, so stellen Sie gerade einmal das Remis zu den Nachwuchsschwimmern im Bereich der Achtjährigen her. Und wenn Sie dann mit den empfohlenen Umfängen der Neunjährigen mithalten möchten, müssen Sie noch eine große Schippe drauflegen.
Respekt vor den Sportlern
Dieser Vergleich zeigt deutlich, wie hoch die zeitliche Investition in das Abenteuer Hochleistungssport sein muss, um einen realistischen Anspruch zu haben, irgendwann einmal mit den Besten der Welt um Medaillen kämpfen zu können. Es zeigt aber genauso deutlich, wie hoch die zeitliche Investition eines Altersklassen- oder Mastersschwimmer sein muss, um auf einem guten Niveau trainieren zu können. In einem Geflecht aus Beruf, Privatleben und Sport sind vier Wassereinheiten schon ein persönlicher Erfolg und Zeichen eines guten Zeitmanagements.
Das Fazit: Ohne die Unterstützung von Schule, Eltern, Vereinen und sozialem Umfeld wird es selbst das talentierteste Kind nicht schaffen, die Medaillen zu holen, die Fans und Zuschauer immer wieder erwarten. Bedenkt man zusätzlich, dass bis zum Erreichen der persönlichen Höchstleitung rund zehn Jahre intensiven Trainings abzuleisten sind, steigt der Respekt vor den Leistungen der Schwimmer noch mehr. Ganz gleich, ob sie irgendwann einmal die deutschen Farben bei einem Großevent vertreten dürfen oder „nur“ in einem Endlauf bei Deutschen Meisterschaften starten. Denn allein um dieses „Nur“ zu erreichen, haben die Sportler einen sehr langen Weg voller persönlicher Entbehrungen hinter sich gebracht. Die Luft in der Spitze ist eben sehr dünn!