Olympia-Bronzemedaillengewinnerin, Weltmeisterin und Kurzbahn-Weltrekordhalterin, dazu weitere internationale und nationale Medaillen. Sarah Wellbrock war in den vergangenen Jahren Deutschlands erfolgreichste Schwimmerin. Jetzt hat sie mit 28 Jahren ihre Schwimmkarriere beendet.
„Es ist an der Zeit „Leb wohl“zu sagen.“ Mit diesen Worten beginnt Sarah Wellbrock einen Instagram-Post, der für einige Schwimmfans sicherlich überraschend ist. Die Olympiadritte über 1.500 Meter Freistil aus Tokio beendet ihre Schwimmkarriere. „Seit über 2 Jahren kann mein Körper der Belastung nicht mehr standhalten. Ich habe alles für eine olympische Medaille gegeben und wurde belohnt, aber zu meinem eigenen Wohl muss ich nun einen Schlussstrich ziehen“, schreibt sie.
Ihren ersten deutschen Meistertitel erschwamm sich Wellbrock (bis zu ihrer Hochzeit 2021 unter dem Namen Sarah Köhler) bei den Titelkämpfen 2014, als sie über 800 und 1.500 Meter Freistil siegreich aus dem Becken kletterte. In den Jahren darauf etablierte sie sich erst in der nationalen Spitze, 2017 wurde sie erstmals Kurzbahn-Europameisterin über 800 Meter Freistil. Weitere internationale Medaillen folgten: 2018 sicherte sie sich bei den Europameisterschaften die Silbermedaille über 1.500 Meter Freistil hinter der Italienerin Simona Quadarella, mit der deutschen Staffelr über 4 x 200 Meter und dem Teamevent im Freiwasser kamen eine weitere Silber- und Bronzemedaille hinzu. Auch bei den Weltmeisterschaften im folgenden Jahr war Sarah Wellbrock erfolgreich, nach Silber über 1.500 Meter Freistil folgte der Weltmeistertitel mit dem Team im Freiwasser. Bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im Herbst 2019 stellte sie über 1.500 Meter Freistil einen neuen Weltrekord auf.
Karrierehöhepunkt Olympiabronze
Den größten Erfolg ihrer Karriere feierte Wellbrock am 28. Juli 2021. Bei den Olympischen Spielen in Tokio schwamm sie über ihre Paradestrecke 1.500 Meter Freistil zur Bronzemedaille und war damit seit Britta Steffen 2008 die erste deutsche Schwimmerin, die das Olympiapodium erreichte. Nach den Spielen in Tokio reduzierte Wellbrock ihren Trainingsumfang für eine Saison, fokussierte sich auf den Abschluss ihres Jura-Studiums. Doch der Wiedereinstieg ins Training wollte anschließend nicht mehr richtig klappen. Sie habe gehofft, ihre Schulterprobleme in den Griff zu bekommen, heißt es von ihrem Management, doch für Wellbrock wurde es schließlich Gewissheit: „Es geht nicht mehr. Leistungssport? Unter diesen Umständen nicht mehr möglich“, sagt sie.
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„Es war eine unfassbar harte Entscheidung“, schreibt Wellbrock weiter, allerdings wisse sie, dass es die beste Entscheidung sei. Viele Tränen seien dennoch geflossen „und es werden mit Sicherheit auch noch einige dazu kommen“. 2018 wechselte Sarah Wellbrock ihre Trainingsheimat von Frankfurt nach Magdeburg und trainierte dort unter Bundestrainer Bernd Berkhahn. „Sarah ist eine sehr willensstarke Persönlichkeit: Der Trainingsalltag konnte mit ihr herausfordernd sein, aber an dieser Herausforderung bin ich als Trainer gewachsen“, sagt er. „Sarah musste nach dem Wechsel nach Magdeburg vieles bis zur Erschöpfung neu erlernen. Ihre Konsequenz führte sie bis zur fantastischen Olympiamedaille von Tokio. Mit der gleichen Zielstrebigkeit bewältigte sie ihr Jurastudium. Ich bin stolz, dass ich sie auf dem kurzen Abschnitt begleiten konnte.“
„Sarah Wellbrock ist und bleibt ein leuchtendes Vorbild für den deutschen Schwimmsport“
DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann
„Mit enormem Fleiß und großer Einsatzbereitschaft hat sie beeindruckende Erfolge errungen, damit ist und bleibt Sarah Wellbrock ein leuchtendes Vorbild für den deutschen Schwimmsport“, sagt DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Dem Schwimmen ganz den Rücken kehren wird die ehemalige Aktivensprecherin des Deutschen Schwimm-Verbands jedoch nicht. Als Teil einer Staffel wird sie am 25. Juni die erste Disziplin bei der Challenge Roth in Angriff nehmen.