Donnerstag, 18. April 2024

Gnadenlose Olympia-Trials in USA und Australien

Vom Wochenende an blickt die Schwimmwelt in die USA und nach Australien. Denn wenn die beiden erfolgreichen Schwimmnationen ihre Olympia-Trials austragen, ist eines so gut wie sicher: Sowohl in Omaha (Nebraska/USA) als auch Adelaide (Australien) werden vermutlich gleich mehrere Tokio-Olympiasieger auf die Startblöcke klettern. Die Konkurrenz ist in beiden Ländern riesig. Die USA produzieren durch ihr Collegesystem einen schier unerschöpflichen Strom an Talenten. In Australien genießt Schwimmen in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Das überträgt sich auf Vereine und Schulen, wo besonders viele Kinder und Jugendliche an Wettkämpfen teilnehmen. Außerdem ist Australien in der Wissenschaft und bei der Ausbildung seiner Coaches ganz weit vorn.

Olympia-Trials in Australien: 12. bis 17. Juni in Adelaide, Startliste
Olympia-Trials in den USA: 13. bis 20. Juni in Omaha, Startliste

Nur ein Versuch, keine Ausnahmen

Das Prinzip der Trials ist so einfach wie gnadenlos. Wer auf Platz eins oder zwei schwimmt (Staffelstrecken bis Platz sechs), ist in Tokio dabei. Es gibt keine Qualifikationszeiträume, keine Hintertürchen, nur diesen einen Versuch. In Australien muss zusätzlich eine recht harte Pflichtzeit unterboten werden, in den USA nicht einmal das. Dort gilt lediglich, dass der Zweitplatzierte oder die Zweitplatzierte unter dem relativ langsamen FINA-A-Cut bleiben muss, um ebenfalls dabei zu sein. Ein Problem, das bei den Amerikanern höchst selten auftritt, dafür ist die Leistungsdichte im Land von Michael Phelps & Co. einfach zu groß. Zum Vergleich die Quali-Zeiten für Männer und Frauen über 100 Meter Freistil und 200 Meter Lagen:

Australien:
100 m Freistil: 48,33 s / 53,31 s
200 m Lagen: 1:57,98 min / 2:10,49 min
USA:
100 m Freistil: 48,57 s / 54,38 s (FINA-A-Cut)
200 m Lagen: 1:59,67 min / 2:12,56 min (FINA-A-Cut)
Deutschland:
100 m Freistil: 48,50 s / 54,10 s
200 m Lagen: 1:59,40 min / 2:11,90 min

Prominenz im Pool

Stars im Wasser gibt es sowohl in Adelaide als auch in Omaha reichlich. In Australien wollen sich Rio-Olympiasieger Kyle Chalmers sowie die Einzel-Medaillengewinner Emma McKeon, Madeline Groves und Mack Horton erneut für Olympia qualifizieren, wobei Groves nicht über ihre Silberstrecke 200 Meter Schmetterling antritt. Dazu gesellen sich 400-Meter-Freistil-Überraschungs-Weltmeisterin Ariarne Titmus und bekannte Namen wie Mitch Larkin, Cate und Bronte Campbell sowie Thomas Fraser-Holmes.

Sechs Starts für Dressel und Lochte

Bei den US-Trials sind die Augen auf Caeleb Dressel gerichtet. Der Weltrekordler könnte, eine erfolgreiche Quali vorausgesetzt, in Tokio zum erfolgreichsten Athleten der Spiele werden. Sechs Goldmedaillen über 50 und 100 Meter Freistil, 100 Meter Schmetterling, 4 x 100 Meter Freistil, 4 x 100 Meter Lagen sowie mit der Mixedstaffel über 4 x 100 Meter Lagen scheinen möglich. In der Startliste steht der 19-fache Weltmeister auch über 200 Meter Schmetterling, 200 Meter Lagen und 200 Meter Freistil. Hier wären im Einzel und mit der Staffel noch mehr Medaillen drin.

Reine Formsache dürfte die Qualifikation für Katie Ledecky werden. Die 24-Jährige wird das Ticket über 200, 400, 800 und 1.500 Meter Freistil lösen wollen. Spannend wird, ob sich die bereits fünffache Olympiasiegerin erneut über 100 Meter Freistil qualifizieren wird, um wie in Rio mit der Staffel eine Medaille zu holen. Weitere US-Stars in Omaha: Lilly King, Ryan Murphy, Nathan Adrian, Simone Manuel, Regan Smith und Hali Flickinger. Ryan Lochte hat für sechs Strecken gemeldet. Über 100 Meter Schmetterling, 200 und 400 Meter Lagen, 200 Meter Freistil sowie 100 und 200 Meter Rücken wird der 36-Jährige versuchen, sich ein fünftes Mal für die Spiele zu qualifizieren. Seit Athen 2004 hat Lochte jedes Mal mindestens eine Goldmedaille gewonnen.

Trials live

Die Trials in Australien und den USA können mit den richtigen Voraussetzungen auch in Deutschland live verfolgt werden. Aus Adelaide überträgt ab Samstag Amazon Prime. Die US-Olympia-Qualifikation wird ab Sonntag auf NBC gezeigt.

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.