In weniger als zwei Wochen beginnen die Olympischen Spiele in Paris. Die Startlisten zeigen, auf welche Wettkämpfe sich Schwimmfans besonders freuen können und enthüllen eine Überraschung im deutschen Team.
Auf welchen Sportler und welche Strecke bei den Olympischen Spielen in Paris freust du dich am meisten? 1.500 Meter Freistil mit dem Tokio-Dritten Florian Wellbrock? Oder 100 Meter Rücken mit Kaylee McKeown (AUS) und Regan Smith (USA)? An welchen Tagen wer schwimmt, kannst du in den Startlisten für die Olympiawettkämpfe in Paris sehen, die der Weltschwimmverband World Aquatics zwei Wochen vor Beginn der Spiele veröffentlicht hat. Für insgesamt 854 Schwimmerinnen und Schwimmer aus 187 Ländern, neutralen Athleten und dem Refugee Team geht es ab dem 27. Juli im Schwimmstadion in der La Defense Arena zur Sache.
Nachdem der Deutsche Olympische Sportbund das DSV-Team bereits Anfang Juni nominiert hat, waren eigentlich keine Überraschungen mehr im deutschen Team zu erwarten. Und dennoch: Beim Blick in die Startlisten findet man über 100 Meter Schmetterling einen Namen, der bisher im Kontext der Spiele in Paris nicht gefallen ist: Kaii Liam Winkler.
Weltranglistenplatz reicht nicht aus
Eigentlich hatte der Deutsche Schwimm-Verband Luka Nik Armbruster über diese Strecke nominiert, bei den Deutschen Meisterschaften Ende April verpasste er die geforderte Norm allerdings um eine Hundertstelsekunde. Für eine Starterlaubnis mit dem sogenannten B-Cut hätte laut DSV eine bessere Platzierung in der Weltrangliste gebraucht, weshalb Armbruster nun als reiner Staffelschwimmer nach Paris reisen wird.
Nun also Kaii Winkler. Der 18-Jährige lebt in den USA und schwamm bei den US-Trails im Juni mit 51,51 Sekunden unter die geforderte Olympianorm (51,67 Sekunden). In der Vergangenheit trat er mehrfach bei deutschen Jahrgangsmeisterschaften am. Da er die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, habe er sich jetzt entschieden, „international künftig für das Geburtsland seines Vaters Dirk anzutreten“, heißt es beim DSV. Merkwürdig bleibt jedoch, warum der Verband in diesem Einzelfall vom strengen Qualifikationszeitraum (1. bis 28. April 2024) abweicht, der eigentlich für alle deutschen Schwimmer gilt. In der DSV-Mitteilung heißt es, Winkler habe auch deshalb grünes Licht bekommen, weil durch seine Nominierung kein anderer deutscher Athlet benachteiligt würde.
„Kaii Liam Winkler ist ein außergewöhnliches Talent“
Um den kurzfristigen Start des jungen Talents in Paris zu ermöglichen, seien laut DSV alle Formalien geklärt und auch der US-Verband und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seien einverstanden. Nur die finale Zustimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) steht noch aus, die Entscheidung soll am 21. Juli fallen. An dem Tag also, an dem Winkler mit dem deutschen Team das Quartier in der französischen Hauptstadt beziehen wird. Die letzten Wochen hat er bereits in Magdeburg mittrainiert.
„Kaii Liam Winkler ist ein außergewöhnliches Talent mit entsprechender Perspektive für weitere Olympiazyklen, deswegen unterstützen wir seinen außergewöhnlichen Weg bereits in diesem Jahr“, sagte Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Internationale Erfahrung kann der junge Schwimmer bereits vorweisen, 2022 startete er für die USA bei den Junior Pan-Pacific Championships und stellte dabei mit der Staffel über 4 x 100 Meter Freistil einen Junioren-Weltrekord auf. 2019 und 2022 war er zudem bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften am Start. Neben Edelmetall trug er sich dabei in die Deutschen Rekordlisten seiner Altersklasse ein.