Training im Windkanal ist eher aus dem Radsport, Motorsport oder Triathlon bekannt. Genutzt werden die technischen Möglichkeiten, um Bauteile, Positionen und Techniken so anzupassen, dass die Sportlerinnen und Sportler sich möglichst widerstandsarm fortbewegen können. Beim Schwimmen finden solche Detailanpassungen meistens im Strömungskanal statt, Schwimmerinnen und Schwimmer im Windkanal gab es bisher nicht.
Doch in China ist man vor den Olympischen Spiele in Tokio offenbar diesen neuen Weg gegangen. Nach Informationen des australischen TV-Senders ABC testeten zahlreiche chinesische Olympiasportler, unter ihnen die vierfache Medaillengewinnerin im Schwimmen, Yufei Zhang, in den Monaten vor den Spielen mehrmals im Windkanal. Beaufsichtigt wurden die Tests von Wissenschaftlern der China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC). Auf dem chinesischen sozialen Netzwerk Weibo schreibt das Unternehmen: „Mit ihrer Analyse halfen die Wissenschaftler den Athleten bei der Leistungsverbesserung und Formulierung von Trainingsprogrammen.“ Den Berichten zufolge soll eine kompakte Version eines Raketenleitsystems den Wissenschaftlern dabei geholfen haben, Informationen über optimale Körperpositionen in unterschiedlichen Sportarten zu sammeln.
Platz zwei im Medaillenspiegel
Welchen Einfluss die Windkanal-Tests auf das Abschneiden bei Olympia hatte, lässt sich nicht sagen. Insgesamt belegte das chinesische Team in Tokio mit 38 Goldmedaillen, 32 zweiten und 18 dritten Plätzen hinter den USA den zweiten Platz im Medaillenspiegel. Im Schwimmen verbesserte sich China von 1 x Gold, 2 x Silber und 3 x Bronze vor fünf Jahren in Rio auf 3 x Gold, 2 x Silber und 1 x Bronze in Tokio, und das, obwohl Superstar und Goldgarant Sun Yang gar nicht starten durfte. Bei den Wettbewerben im Schwimmbecken waren nur die USA, Australien und Großbritannien besser als das Team aus Asien. Besonders erfolgreich war Yufei Zhang, die über 200 Meter Schmetterling Olympiasiegerin wurde und als Teil der 4 x 200-Meter-Freistil-Staffel die favorisierten Australierinnen in neuer Weltrekordzeit auf den zweiten Platz verwies. Über 100 Meter Schmetterling und als Teil der gemischten Staffel über 4 x 100 Meter Lagen gewann die 23-Jährige dazu zwei Silbermedaillen.