Dienstag, 19. November 2024

Material | Die schwierige Suche nach dem richtigen Neoprenanzug

Neoprenanzüge zum Schwimmen gibt es viele, doch nicht jedes Modell kommt für jeden Athleten in Frage. Was du vor dem Kauf beachten solltest.

Michael Rauschendorfer Neoprenanzüge machen schnell und schützen den Körper vor dem Auskühlen.

Langsam werden die Freigewässer wärmer, doch bei Wassertemperaturen um und bei 20 Grad Celsius setzen viele Schwimmerinnen und Schwimmer lieber noch auf einen Neoprenanzug. Die schwarze Gummipelle hält den Körper warm und macht zusätzlich schnell. Das liegt am Auftrieb fördernden Material und den guten Gleiteigenschaften. Vor allem schwächere Schwimmer können davon profitieren. Durch das Auftriebsplus erzielen sie eine ähnlich gute Wasserlage wie bessere Schwimmer.

Während Neoprenanzüge im Triathlon zur Standardausrüstung gehören, können oder wollen sich viele Schwimmer mit den bis zu 1.000 Euro teuren Wetsuits nicht anfreunden. Manche Puristen halten die Anzüge für komplett überflüssig. Ihrer Meinung nach gehöre es zur Disziplin Freiwasserschwimmen, mit allen Bedingungen klarzukommen. Und dazu zählten neben Wellen, Wind und schlechter Sicht eben auch sehr kalte oder sehr warme Wassertemperaturen. Bei Traditionsveranstaltungen wie dem Ärmelkanalschwimmen darf zum Beispiel nur in Badehose oder Badeanzug geschwommen werden.

Neo bis 18 Grad erlaubt

Mit steigender Popularität des Freiwasserschwimmens – nicht nur zu Corona-Zeiten – hat der Weltverband FINA dennoch vor einigen Jahren reagiert. Seit 2017 ist das Tragen eines Neoprenanzugs bei FINA-Events unter bestimmten Umständen vorgeschrieben. Die zunächst gültige Regel, dass der Neoprenanzug bei Wassertemperaturen zwischen 16 und 18 Grad optional ist, wurde 2022 gekippt. Seit 1. Januar 2023 gilt:

  • bei Wassertemperaturen zwischen 16 und 18 Grad ist das Tragen eines Neos Pflicht (unter 16 Grad findet kein Schwimmen statt)
  • liegt die Wassertemperatur am Wettkampftag über 18 Grad Celsius, ist ein Neoprenanzug nicht erlaubt
  • ist das Wasser kälter als 16 Grad oder wärmer als 31 Grad findet kein Schwimmen statt.

Zur Bestimmung der Temperatur heißt es im Reglement: „Die Wassertemperatur muss am Wettkampftag, zwei Stunden vor dem ersten Start, in der Mitte des Kurses oder der Strecke in einer Tiefe von 0,4 m gemessen werden. Die Messung muss in Anwesenheit des Schiedsrichters und des Sicherheitsbeauftragten erfolgen. Das Ergebnis der Messung ist vor Wettkampfbeginn den Sportlern bekannt zu geben.

Nun ist die Auswahl an Neoprenanzügen gewaltig, denn zu den bekannten Schwimmausrüstern wie Arena, Speedo, Head oder Zaosu gesellen sich Wetsuit-Spezialisten, deren Namen vor allem unter Triathleten einen guten Klang haben. Hier seien zum Beispiel die Marken Sailfish, Orca oder 2XU genannt. Fast alle Anbieter haben Einsteigermodelle zwischen 150 und 300 Euro im Sortiment. Wie bereits erwähnt, erreichen die Preise der Topmodelle inzwischen den vierstelligen Bereich. Bei dieser Investition will eine Anschaffung gut durchdacht sein.

Warm an der Brust, dehnbar an der Schulter

Es empfiehlt sich, bei einem Testschwimmen verschiedene Anzüge auszuprobieren, denn nicht immer ist der teuerste Anzug auch der beste. Unterschiede gibt es in der Materialqualität, der Verarbeitung, beim Schnitt, bei der Dehnbarkeit und bei der Komposition eines Anzugs. So ist das Material im Brust- und Oberschenkelbereich mit bis zu fünf Millimetern relativ dick, um an diesen Stellen gezielt für Wärme und Auftrieb zu sorgen. An den Schultern wird dagegen dünnes und besonders dehnbares Material verwendet, welches den Kraularmzug so wenig wie möglich behindern soll. Man kann sich das vorstellen, als würde man den Arm mit jedem Zug gegen den Widerstand eines Gummibands nach vorn bewegen. Das ist ein paar Mal kein Problem, doch irgendwann wird es anstrengend – erst recht mit schlechten Anzug.

Für Wettkampfschwimmerinnen und Wettkampfschwimmer gestaltet sich die Suche nach dem richtigen Anzug doppelt schwierig. Neben der optimalen Passform stellt sich die Frage, welche Anzüge überhaupt erlaubt sind. Zwar gibt es für die meisten Hobby-Veranstaltungen wie etwa das Fördecrossing, den Wakenitzman oder das Langstreckenschwimmen in der Müritz keine bestimmten Vorschriften. Anders sieht bei Meisterschaftsrennen innerhalb des DSV aus. Hier gelten zum Einen die oben genannten Regeln bezüglich der Wassertemperatur, das heißt, es entscheidet sich erst am Wettkampftag, ob überhaupt mit Neo geschwommen werden muss. Außerdem dürfen im Rennen nur von der FINA zugelassene Anzüge getragen werden. Ob das wiederum bei einer Materialkontrolle tatsächlich geprüft wird, steht auf einem anderen Blatt.

FINA will Materialschlacht verhindern

Damit ein Wetsuit den Zusatz „FINA approved“ erhält, muss er vom Hersteller bei der FINA eingereicht und dort getestet werden. Es gibt genaue Vorschriften zur Materialzusammensetzung, zum Schnitt und zur Materialstärke. Durch den Zulassungsprozess will der Verband eine Materialschlacht wie bei den Hightech-Anzügen während der Nullerjahre verhindern und für mehr Chancengleichheit sorgen. Dazu eine spannende Statistik: In den ersten Jahren nach Einführung der Anzüge zur Saison 2017 wurden 80 bis 90 Prozent der eingereichten Neoprenanzüge von den Materialprüfern abgelehnt. Schuld daran war in den meisten Fällen zu dickes Material und manchmal auch Probleme mit dem Design (zu kurze Ärmel oder sogenannte Panels an den Armen). Inzwischen haben sich die Hersteller aber soweit auf die Tests eingestellt, dass zwar deutlich weniger Anzüge eingereicht werden, diese aber deutlich häufiger die Prüfung bestehen.

Die wichtigsten Anforderungen an einen FINA-approved Neoprenanzug:

  • Der Anzug muss aus wärmeisolierendem Material sein. Er darf mehrschichtig sein, muss aus mindestens einer wasserundurchlässigen Schicht bestehen und darf kein injiziertes Gas enthalten.
  • Die Dicke des Materials muss zwischen drei und fünf Millimetern betragen, in spezifischen Bereichen (z. B. am Rücken und im Schulterbereich) kann die Dicke unterschritten werden.
  • Der Anzug muss aus einem Teil bestehen, Reißverschlüsse sind zulässig.
  • Der Anzug muss den Oberkörper, Rücken, die Schulter und Knie komplett bedecken.
  • Der Anzug darf nicht über den Nacken, die Fuß‐ und Handgelenke hinausreichen.
  • Die Oberfläche darf keine markanten Erhebungen aufweisen.

Shortys und ärmellose Anzüge nicht erlaubt

Daraus folgt, dass zum Beispiel sogenannte Shortys nicht erlaubt sind, weil diese Anzüge oberhalb der Knie enden. Auch die bei manchen Schwimmern beliebten Anzüge mit freien Armen kommen für offizielle Wettkämpfe nicht in Frage. Grund ist in beiden Fällen, dass die Anzüge in erster Linie für Wärme sorgen sollen.

Zusammengefasst ist es fast unmöglich, eine konkrete Kaufempfehlung zu geben. Natürlich ist das wichtigste, dass ein Anzug überhaupt zur Konstitution eines Sportlers oder einer Sportlerin passt. Zudem sollte man bedenken, dass man den Anzug wohl vor allem im Training tragen wird. Auf der anderen Seite ist es theoretisch möglich, bei den ganz wenigen offiziellen Wettkämpfen mit Neo-Zulassung mit einem „falschen“ Anzug disqualifiziert zu werden.

Abschließend dokumentieren wir die aktuelle FINA-Liste der genehmigten Anzüge. Um welchen Hersteller es sich im Einzelfall handelt, wird aus den kryptischen Bezeichnung leider nicht immer ersichtlich. Auffällig ist, dass bekannte Neomarken wie Sailfish und Orca nur mit sehr wenigen Anzügen vertreten sind und Speedo komplett fehlt.

BrandProduct nameReference n.Valid from
ARENAThunder Wetsuit563001.09.22
ARENAThunder Wetsuit563101.09.22
SAILFISHSailfish Wetsuit Women Attack200.11401.09.21
ARENAOpen Water Carbon Wetsuit497301.01.21
ARENAPowerskin Storm Wetsuit497101.01.21
ARENAOpen Water Carbon Wetsuit497201.01.21
ARENAPowerskin Storm Wetsuit497001.01.21
HUUBAgilisHD1917301.01.21
HUUBAgilisHD1702001.01.21
ORCAOpenwater perform FINALN6FTTCC01.01.21
ORCAOpenwater perform FINALN2FTTCC01.01.21
SAILFISHsailfish Wetsuit Men Attack 7200.11401.01.21
AQUASPHERERACER womenSU3950131 / SU834013101.01.20
AQUASPHEREPHANTOM womenSU3910175 / SU832017501.01.20
AQUASPHERERACER menSU3940131 / SU839013101.01.20
AQUASPHEREPHANTOM menSU3890175 / SU837017501.01.20
HUUBJRB-1HD-17020-201.01.20
JAKEDCHALLENGER MULTI-THICKNESSJCWSD9900301.01.20
MAKOOWPWMK9H10201.01.20
PHELPSRACER womenSU736013101.01.20
PHELPSPHANTOM womenSU734017501.01.20
PHELPSRACER menSU735013101.01.20
PHELPSPHANTOM menSU732017501.01.20
ZAOSUZ-ELITE FULL-BODY WETSUIT300401.01.20
DARE2TRIMACH41901001.01.19
HUUBATANAHD-15160-1// HD1849001.01.19
MAD WAVEwomen wetsuit JetM20280101.01.19
MAD WAVEMen wetsuit JetM20180101.01.19
ZOGGSOPENWATER FREE 3.2 – LADY45249201.01.19
ZOGGSOPENWATER FREE 3.2 – MAN45249301.01.19
JAKEDCHALLENGER MULTI-THICKNESSJCWSU9900101.01.18
MAD WAVEwomen wetsuit RapidM2028 0201.01.18
MAD WAVEMen wetsuit RapidM2018 0201.01.18
MORMAIIAthlonS307THTF201.01.18
MORMAIIAthlonS307THT201.01.18
Zone3Women’s Advance WetsuitWS18WADV1001.01.18
Zone3Men’s Advance WetsuitWS18MADV10101.01.18
ARENATri Wetsuit1A63101.01.17
ARENATri Wetsuit Carbon1A63201.01.17
ARENATri Wetsuit1A63001.01.17
ARENATri Wetsuit Carbon1A62901.01.17
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Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.