In Australien findet seit 27 Jahren das Busselton Jetty Swim statt. In diesem Jahr nahmen mehr als 4.000 Aktive diese Herausforderung an. Der Berliner Mastersschwimmer Oliver Kusch war dabei.
Von Oliver Kusch
Busselton ist eine Kleinstadt an der Westküste Australiens, knapp 200 Kilometer südlich von der Metropole Perth entfernt. Der Jetty in Busselton ist ein Holzsteg, der 1.840 Meter ins Meer hinausragt und als zweitlängste Holzsteg der Welt gilt. Und um ebendiesen Steg gibt es seit mittlerweile 27 Jahren einen Schwimmwettkampf. Die Erstaustragung fand 1996 mit 80 Teilnehmern statt, am 11. Februar 2024 starteten mehr als 4.000 Aktive über vier unterschiedliche Streckenlängen.
Per Losglück zum Startplatz
Im Internet habe ich bereits im August 2023 nach Open-Water-Wettkämpfen in Westaustralien gesucht und sofort diesen bekannten Wettkampf gefunden. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl muss jeder sich für einen Startplatz über eine Lotterie anmelden. Das habe ich anscheinend gut gemacht und wahrscheinlich als internationaler Schwimmer den heiß begehrten Platz erhalten. Meine intensive Vorbereitung für die anstehenden Weltmeisterschaften der Masters in Doha führte mich für fünf Wochen nach Perth. Dort hatte ich perfekte Trainingsbedingungen, sowohl im 50-Meter-Outdoor-Pool als auch im Meer. Und Wettkämpfe sind das beste Training, deshalb dieser Wettkampf zwei Wochen vor meinem 3-Kilometer-Start in Doha.
Punkt 8:02 Uhr ging es los
Gemeldet hatte ich mich in Busselton über die längste Distanz von 3,6 km. Es gab sechs verschiedene Startwellen und ich startete in der Zweiten, obwohl ich bei der Anmeldung eine schnelle Zeit angegeben und auch durch gute Ergebnisse bei den Deutschen Mastersmeisterschaften im Freiwasser 2023 in Gummersbach nachgewiesen habe.
Egal, so konnte ich mein Rennen ohne das Geprügel am Start und auf den ersten zweihundert Metern gut schwimmen. Von den 50 Startern der ersten Gold-Welle habe ich am Ende viele überholt. Das sehr saubere und klare Wasser war mit knapp 24 Grad angenehm warm. Wir starteten vom Strand aus, Punkt 8:02 Uhr sprinteten wir ins sehr ruhige Meer. Die ganze Strecke über konnte ich den Grund klar erkennen und viele Fische sehen. Der Kurs war leicht zu schwimmen: Einfach bis zum Ende des Stegs schwimmen, links um den Steg herum und die lange Gerade wieder zurück zum Strand. Am Anfang der Strecke war das Meer ruhig, zum Ende des Jettys aber recht wellig und aufgewühlt. Die Entfernung von 1.840 Metern von der Küste ist ja auch schon sehr groß.
Aus Doha zum Jetty
Nach 44:29 Minuten wurde ich Zwölfter von 1.578 Schwimmern auf dieser Streckenlänge. Meine Altersklasse 55-59 konnte ich mit 90 Sekunden Vorsprung gewinnen. Sieger der Gesamtwertung wurde der Kyle Lee aus Perth in 38:06 Minuten. Der 21-Jährige war nur drei Tage vorher mit dem australischen Team Staffel-Weltmeister über 4 x 1,5 Kilometer im Freiwasser geworden.
Bemerkenswert war sein Finish in der Staffel in Doha. Auf den letzten Metern wurde er vom Italiener Domenico Acerenza regelrecht in die aufblasbaren Bojen gedrückt. Und trotzdem konnte sich der junge Australier mit 0,2 Sekunden Vorsprung an die Anschlagmatte retten. Zudem hat er seinem Land mit Platz neun im 10-Kilometer-Rennen einen Startplatz für die Olympischen Spiele in Paris gesichert. Es ist schön anzusehen, dass auch sehr erfolgreiche Athleten am Busselton Jetty Swim teilnehmen. Der Weltmeister wurde von den zahlreichen Fans und Zuschauern bejubelt.
Diese Veranstaltung ist durch viele freiwilligen Helfer sehr gut organisiert. Da spürt man regelrecht die Begeisterung für den Schwimmsport in Australien. Ich persönlich kann diesen Wettkampf nur empfehlen.