Freitag, 19. April 2024

Paralympicssieger Semechin und Engel führen deutsches Team zur WM

Ralf Kuckuck / DBS Tanja Scholz zählt bei ihrer ersten WM-Teilnahme zu den Medaillenkandidaten

Im vergangenen Jahr sorgten Elena Semechin und Taliso Engel für die größten Erfolge der deutschen Paraschwimmer in Tokio. Schlag auf Schlag gewannen beide die Goldmedaille über 100 Meter Brust. Danach drehte sich das Leben von Semechin. Bei ihr wurde ein Hirntumor diagnostiziert, es folgte eine Operation und eine Chemotherapie. Aufgeben war aber nie eine Option. Sie trainierte weiter und wird ab dem 12. Juni für das deutsche Team bei den Weltmeisterschaften der Paraschwimmer auf Madeira an den Start gehen. Seit der Tumordiagnose habe sich ihr Leben komplett geändert, sagt Semechin. Um nichts anderes als ihre Gesundheit ging es ihr in dieser Saison. Aber: „Ich würde lügen, wenn ich sage: ‚Dabei sein ist alles‘. Natürlich möchte ich auch um Medaillen kämpfen“, sagt die Paralympicssiegerin aus Tokio.

Nur wenige Athleten werden bei den Weltmeisterschaften am Start sein. Die Teams aus Russland und Belarus sind von der Teilnahmen ausgeschlossen, die ukrainische Mannschaft reist nur mit einem kleinen Team an und auch die Chinesen fehlen. Für Semechin wird es deswegen keinen Vorlauf geben, sie startet direkt im Finale. „Das könnte ihr dann aber auch zugutekommen, falls ihre Kraft nur für ein Rennen reicht“, sagt Bundestrainerin Ute Schinkitz. Auch Engel ist für die Bundestrainerin ein heißes Eisen im Feuer. Nach einigen Trainingsausfällen im vergangenen Jahr komme der Abiturient beim Training wieder in die Nähe seiner Bestzeiten. „Klar gibt man nur ungern den Paralympics- oder den WM-Titel ab. Doch wir werden sehen, wie sich Taliso und seine Konkurrenz präsentieren“, so Schinkitz.

Premiere zwischen 15 und 37 Jahren

Neben den Routiniers treten auf Madeira auch junge Athletinnen und Athleten an, die die schwarz-rot-goldenen Farben das erste Mal vertreten. Dazu gehören Katherina Rösler, Maurice Wetekam und Philip Hebmüller, mit 15 Jahren das jüngste Teammitglied. Für die drei geht es darum, internationale Luft zu schnuppern und sich zu bewähren. Auch neu im Team ist Tanja Scholz. Nach einem Reitunfall ist die 37-Jährige querschnittsgelähmt. Schon bei ihrem ersten Wettkampf im Paraschwimmen stellte sie in ihrer Startklasse über 100 Meter Freistil einen Europarekord auf, bei den internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin folgten je zwei Weltrekorde über 50, 100 und 200 Meter Freistil. Einer im Vorlauf und einer im Finale. „Es ist unglaublich, was sie aus ihrem Körper herausholt“, sagt Schinkitz, für die Scholz bei ihrer WM-Premiere bereits eine Medaillenkandidatin ist.

Das deutsche Team für die Para Schwimm-WM:
 
Gina Böttcher (SC Potsdam), Malte Braunschweig (Berliner Schwimmteam, Staffeleinsatz), Taliso Engel (SG Bayer), Denise Grahl (SC Empor Rostock 2000), Philip Hebmüller (Düsseldorfer SC 1898), Justin Kaps (Berliner Schwimmteam), Mira Jeanne Maack (Berliner Schwimmteam), Katherina Rösler (Hanse SV Rostock), Tanja Scholz (PSV Union Neumünster), Elena Semechin (Berliner Schwimmteam), Josia Topf (SV Erlangen), Maurice Wetekam (SG Bayer)

Jule Radeck
Jule Radeck
Jule Radeck studierte Sportwissenschaften, bevor sie als Volontärin nach Hamburg zog. In ihrer Freizeit findet man sie oft im Schwimmbecken, manchmal auf dem Fahrrad und selten beim Laufen.

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