Die Zweifel an der Sauberkeit der Seine reißen nicht ab. Frankreichs Hauptstadtfluss ist für mehrere Olympiawettbewerbe im Schwimmen und Triathlon vorgesehen.

Zwei Freiwasserrennen und drei Triathlon-Wettbewerbe sollen bei den Olympischen Spielen in der Seine stattfinden, doch die Sorgen mehren sich, ob der Fluss dafür tatsächlich geeignet ist. Immer wieder vermelden Umweltorganisationen bedenkliche Messwerte. Demnach sei die Seine so verdreckt, dass die Gesundheit der Athleten auf dem Spiel stehe. Im April etwa meldete die auf Gewässerschutz spezialisierte NGO Surfrider Foundation France, dass die Messwerte für Bakterien bei 13 von 14 Wasserproben zum Teil deutlich über den zulässigen Grenzwerten von World Aquatics lagen. Die NGO hat in Kooperation mit lokalen Behörden seit September 2023 regelmäßig Wasserproben genommen.
Um die Sauberkeit des Hauptstadtflusses zu verbessern, investiert die Stadt Milliarden. Unter anderem wurde ein unterirdisches 50.000 Kubikmeter großes Betonbecken gebaut, das so viel Wasser aufnehmen kann wie 20 50-Meter-Pools. Außerdem wurden zahlreiche Hausboote und schwimmende Cafés entlang des Ufers endlich an die Kanalisation angeschlossen. Erklärtes Ziel von Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist es, die Seine nach mehr als 100 Jahren an bestimmten Stellen wieder zum Schwimmen und Baden für die Bevölkerung freizugeben. Doch gegen die Natur sind die Verantwortlichen machtlos. Besonders schlimm ist die Situation nach starken Regenfällen, wenn die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann und Abwasser ungefiltert in den Fluss gelangt. Hidalgo sagte deshalb kürzlich einen PR-Termin ab, bei dem sie medienwirksam in der Seine schwimmen wollte. Der Termin soll nun im Juli stattfinden.

Ein Plan B ist nicht bekannt
Während es für die Triathleten einen Ausweichtermin und im Worst Case einen Duathlon aus Laufen-Radfahren-Laufen geben soll, ist über ähnliche Pläne für die Schwimmer bisher nichts bekannt. Die beiden Rennen über 10 Kilometer sind für den 8. und 9. August geplant, wobei erst die Frauen und dann die Männer an der Reihe sind. „Es ist schwierig, wenn sie keinen Plan B haben, sondern zu 100 Prozent daran festhalten, in der Seine zu schwimmen, auch wenn die Wasserqualität so schlecht ist, dass man die Gesundheit der Athleten riskiert“, sagte Leonie Beck während der Schwimm-EM der Deutschen Presseagentur. Deutschlands bester Freiwasserschwimmerin, die bei Olympia zu den Medaillenkandidatinnen zählt, wäre es lieber, man würde „auf der Ruderregattastrecke oder in einem See“ schwimmen. In jedem Fall wünscht sich die 27-Jährige baldige Klarheit von den Organisatoren. „Ich denke, dass der mediale Druck jetzt auch zunimmt, weil die Leute sagen, die Seine ist die Toilette von Paris.“
Der Hauptstadtfluss ist zu einem Prestigeobjekt geworden, an dem die Organisatoren demonstrieren wollen, wozu Frankreich und die Franzosen in der Lage sind. Die Fotos von schwimmenden Athleten unterhalb des Eiffelturms sind als bleibende Erinnerungen der Spiele fest eingeplant. Eine späte Absage oder Verlegung der Wettkämpfe könnte wie eine Niederlage aussehen. Kein Wunder, dass Paris alles dafür tun wird, die Rennen unter fast allen Umständen in der Seine durchzuführen.