Matthias Kaßner ist seinem Ziel, die Ocean’s Seven zu bewältigen, einen gewaltigen Schritt nähergekommen. Der Open-Water-Schwimmer durchschwamm am Mittwoch die Tsugaru Strait in Japan und setzte damit den fünften Haken hinter die sieben Schwimmen der ultimativen Herausforderung im Freiwasserschwimmen. Nach Ärmelkanal, North Channel, Straße von Gibraltar, Catalina Channel und Tsugaru Strait fehlen dem Berliner nun noch die Cook Straße in Neuseeland und der Molokai Channel in Hawaii, um die Ocean’s Seven zu vervollständigen. Dies war im Juni dem Paderborner André Wiersig als erstem Schwimmer aus Deutschland gelungen.
„Die Zeit ist fantastisch“
„9 Stunden und 45 Minuten sind eine fantastische Zeit für mich. Ich hatte riesiges Glück mit der Strömung“, freute sich Kaßner über das geglückte Abenteuer. Statt des „kurzen“ Wegs von der Nordspitze Honshus hatte er den etwas südlicheren Startpunkt gewählt. Die zu schwimmende Distanz verlängerte sich dadurch zwar von 20 auf 30 Kilometer, doch sind die Chancen, überhaupt nach Hokkaido zu kommen, auf der langen Route wegen der günstigeren Strömung besser. Vor einem Jahr hatte Kaßner einen völlig verkorksten ersten Versuch frühzeitig abgebrochen.
Kaßner startete sein zweites Japan-Abenteuer am dritten Tag seines fünftägigen Slots um Mitternacht. In der Dunkelheit brachte ihn sein Begleitboot nahe an die Küste, Kaßner schwamm zu einem Felsen und startete das Schwimmen auf ein Kommando vom Boot. Zunächst war die See ruhig und der Sportler kam gut voran, doch bis zur Dämmerung änderten sich die Verhältnisse. „Ich hatte mit Übelkeit zu kämpfen und musste mich mehrmals übergeben“, berichtet Kaßner. „Das Wasser war jetzt rau und die Wellen sehr unregelmäßig. Ich hatte Schwierigkeiten, in einem Rhythmus zu kommen.“ Trotz der Strapazen konnte er das Naturerlebnis auch genießen. „Immer wieder habe ich im klaren Wasser große Fische gesehen auch ganze Schwärme. Das war toll.“
Sprint durch starke Strömung
Als Kaßner nach rund sechs Stunden Schwimmzeit eine starke seitliche Strömung erreichte, wurde es noch einmal hart. „Vom Boot kam die Ansage, ich müsste jetzt alles geben, sonst wäre es vorbei. Ich schwamm so hart wie ich konnte, und ich hatte Glück. Nach zwei Kilometern war ich wieder in ruhigem Wasser.“ Für die beiden harten Kilometer hatte Kaßner trotz größter Anstrengung eine ganze Stunde gebraucht. Doch von nun an ging es für die letzten sechs Kilometer relativ locker weiter. „An der gefährlichen Strömung war ich vorbei“, sagt Kaßner. „In Hokkaido bin ich wieder an einen Felsen geschwommen und habe das Schwimmen beendet.“
Abbruch beim ersten Versuch
Vor fast genau einem Jahr war Matthias Kaßner schon einmal in der Tsugaru-Strait geschwommen. Damals hatte er das Glück nicht auf seiner Seite. Als sein Slot zu Ende ging, entschied er sich für einen Start, obwohl die Bedingungen schlecht und er selbst nicht zu 100 Prozent gesund war. Es kam, wie es kommen musste. Nach dreieinhalb Stunden Husten und Übergeben gab Kaßner erschöpft auf. „Ich musste zwei sehr harte Entscheidungen treffen. Die erste war, überhaupt zu starten, die zweite, das Schwimmen abzubrechen“, schrieb er damals auf Facebook. „Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich glaube, es war richtig so. Es nicht zu probieren, hätte mein Herz gebrochen, und weiter zu schwimmen, wäre vielleicht ein Risiko für meine Gesundheit gewesen.“ Kaßner schloss seinen Post mit der Ankündigung, wiederzukommen. Zwölf Monate später ist ihm das eindrucksvoll gelungen.