Zweites EM-Rennen, zweiter Sieg für Leonie Beck. Die Freiwasserschwimmerin untermauert in Belgrad ihre Ambitionen auf eine Olympiamedaille in Paris.
Mehr Selbstvertrauen für Olympia geht nicht: Nach ihrer Goldmedaille über 10 Kilometer ist Freiwasserschwimmerin Leonie Beck bei den Europameisterschaften in Belgrad auch über die 5-Kilometer-Distanz zum Sieg gekrault. Dabei demonstrierte die 27-Jährige eindrucksvoll, dass sie die gesamte Taktik-Klaviatur beherrscht und derzeit zumindest auf kontinentaler Ebene kaum zu bezwingen ist. Im 25 Grad warmen Savesee setzte sich Beck in 58:25,3 Minuten knapp vor Ginevra Taddeucci aus Italien (58:26,5 Minuten) und der Ungarin Bettina Fabian (58:28,7 Minuten) durch. Als Siebte erzielte die in Magdeburg trainierende Celine Rieder ebenfalls ein starkes EM-Resultat. Sie benötigte 58:38,6 Minuten. Jeanette Spiwoks aus Essen wurde in 58:56,5 Minuten Zwölfte. Für Beck ist es bereits das zweite Doppel-Gold bei einem internationalen Großereignis. Bei der WM 2023 in Fukuoka (Japan) triumphierte sie ebenfalls über 5 und 10 Kilometer.
Immer in den Top drei
Interessant war die veränderte Renntaktik der deutschen Paris-Favoritin gegenüber den 10 Kilometern gestern. Auf der Olympiadistanz war Beck zeitweise 20 Sekunden hinter der Spitze geschwommen und hatte sich erst auf der letzten Runde im Kampf um die Medaillen vorn gezeigt. Genau genommen führte sie 9.999 Meter lang nicht ein einziges Mal das Rennen an und bekam im Finish trotzdem die Hand als Erste an der Anschlagmatte.
Über 5 Kilometer schwamm Beck nun taktisch komplett anders. Von Beginn an zeigte sie sich an der Spitze, wich in der ersten von drei Runden nicht von den Füßen der führenden Lisa Pou aus Monaco und blieb auch in Schlagdistanz, als die Spanierin Maria de Valdes Alvarez in der zweiten Runde die Führungsposition übernahm. Auf der finalen Schleife beschleunigte Beck zunächst frühzeitig, wurde dann aber von Taddeucci überholt und auf Rang drei verdrängt. Aus dieser Position heraus zog Beck nach der letzten Boje mit einem unwiderstehlichen Finish doch noch vorbei. „Ich bin sehr glücklich über das zweite Gold“, sagte Beck. „Ich fühlte mich noch etwas müde nach dem gestrigen Tag, also habe ich einfach versucht, immer eine gute Position zu halten, damit ich diesmal nicht erst eine Aufholjagd starten muss. Das gelang gut, im Endspurt habe ich es dann wieder gut hinbekommen.“ Sollte es am 8. August in Paris ebenfalls zu einer Sprintentscheidung kommen, ist mit der endschnellen Beck definitiv zu rechnen.
Ungar gewinnt Gold bei den Männern
Das Männerrennen über 5 Kilometer gewann am Donnerstagmorgen der Ungar David Bethlehem in 53:28,3 Minuten vor Marc-Antoine Olivier aus Frankreich (53:28,7 Minuten) und Marcello Guidi aus Italien (53:30,8 Minuten). Bester deutscher Schwimmer war Niklas Frach auf Rang acht. Noah Lerch und Jonas Kusche belegten die Plätze 14 und 21. Anders als Beck hatte der überragende 10-Kilometer-Sieger von gestern, Italiens Olympiasieger Gregorio Paltrinieri, auf einen Doppelstart verzichtet.