Mittwoch, 27. März 2024
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Kopfhaltung und Atmung in Aktion

Im Wasser können Sie fast alle Bewegungen ausführen, zu denen Sie Lust haben. Sie können sich drehen, eine Rolle machen, schweben, abtauchen und vieles mehr. Im Leistungssport kann der Segen für die Gesundheit in manchen Momenten aber auch wie ein Fluch sein. So ist das Schwimmen die einzige Sportart auf der Welt, bei der Sie keine Möglichkeit haben, sich an einem Gegenstand festzuhalten oder zu orientieren beziehungsweise die Schwerkraft zu nutzen, um eine Rückmeldung über Ihre Bewegungen oder Ihre Körperlage zu erhalten.

Wasser hat buchstäblich keine Balken! Und weil jede Aktion eine Gegenreaktion hervorruft, bedeutet dies gleichzeitig: Setzen Sie einen Hebel falsch an, schieben Sie sich ohne gegenregulierende Maßnahmen in eine falsche Richtung.

Visuelle Kontrolle

Drücken Sie beispielsweise mit den Handflächen zu stark nach außen, so schieben Sie Ihren Körper eigentlich seitlich, anstatt sich nach vorn zu beschleunigen. In solchen Momenten können Sie allein durch die visuelle Kontrolle Ihrer Augen, zum Beispiel mittels einer korrigierenden Beinbewegung, die Schwimmrichtung beibehalten.

Würden Sie mit geschlossenen Augen schwimmen, so käme es nach wenigen Metern zur Berührung der Leinen oder Beckenwände. Der Kopf schwimmt also im doppelten Sinne mit und bestimmt mitunter sehr viel mehr die Leistung im Wasser als man zunächst glauben mag.

Der Kopf als Steuerinstrument

Die Kopfhaltung ist wesentlich bestimmender für die Wasserlage als man zunächst vermuten möchte. Häufig wird von der Stabilität des Rumpfes gesprochen, wenn es um die Optimierung einer strömungsgünstigen Position im Wasser geht. Dabei legt die Kopfhaltung die gesamte Körperlage fest. Das spüren Sie bereits, wenn Sie im Stehen den Kopf in den Nacken legen oder aber den Blick auf die Fußspitzen richten. Schon ändert sich Ihre gesamte Körperhaltung!

Im Schwimmen spüren Sie diese Veränderungen nicht in dieser direkten Form – die Bedeutung ist aber dieselbe. In der optimalen Haltung sollte der Blick während der Streckphase deshalb zum Beckenboden gerichtet werden. Damit reduziert sich der Frontalwiderstand, das Becken hebt sich und die störenden Verwirbelungen werden verringert. Stoßen Sie sich im Training einfach einmal mit Blickrichtung nach vorn vom Beckenrand ab und wiederholen Sie die Übung mit streng nach unten gerichteter Blickrichtung. Sie werden den Unterschied deutlich sehen, obwohl es hier nur um wenige Meter geht.

Es lohnt sich deshalb, die Kopfhaltung in der gesamten Schwimmtechnik zu überprüfen und zu korrigieren oder einen Blick zu den Spitzenkönnern zu werfen. Dort versucht man, ganz streng im 90-Grad-Winkel zur Wasseroberfläche auf den Beckenboden zu blicken. Kopf runter und schnell schwimmen könnte das Motto also heißen!

Der aktive Vorgang der Atmung

Der Sauerstoff in der Atemluft ist ein lebenswichtiger Energieträger und im Sport damit von besonderer Bedeutung. Deshalb ist ein aktiver Atemvorgang von immenser Wichtigkeit, vor allem auch weil er wegen der Schwimmtechnik in seiner Häufigkeit von vornherein limitiert ist. Denken Sie stets daran, dass vor dem wichtigen Einsaugen frischer Luft das sorgsame Leeren der Lunge steht. Pusten Sie die verbrauchte Luft deshalb in einem fortwährenden Vorgang Unterwasser aus, so dass Sie am Ende, das heißt mit dem Auftauchen des Kopfes und des Gesichts noch einen Rest ausblasen können, um das um den Mundraum befindliche Wasser zu beseitigen.

Wichtig: Blasen Sie die frische Atemluft nicht gleich fulminant aus, da die Lunge eine Kontaktzeit von 75 Millisekunden benötigt, um den Gasaustausch vorzunehmen!
Fehlt der aktive Vorgang des Ausatmens, kann es schnell passieren, dass Reste verbrauchter Luft in der Lunge verbleiben. Geschieht dies über mehrere Atemvorgänge, so erhöht das den sogenannten Totraum und damit das Volumen „schlechter“ Luft in der Lunge.

Das Ergebnis kann eine frühzeitig eintretende Schnappatmung mit gleichzeitiger Reduzierung der Leistung sein. Limitieren Sie sich deshalb nicht selbst. Üben Sie den aktiven Atemvorgang regelmäßig und sensibilisieren Sie sich dafür, um während des Schwimmens das Optimum an frischer Luft einzusaugen.

Holger Lüning
Holger Lüninghttps://holgerluening.de/
Holger Lüning ist Sportwissenschaftler und Schwimmtrainer mit rund 30 Jahren Erfahrung im Hochleistungssport. Er schwamm er in der Bundesligamannschaft des EOSC Offenbach und gewann im Masterbereich zahlreiche Meistertitel.

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