Dienstag, 30. April 2024

„So kann es nicht weitergehen“ | Der DSV hat einen neuen Präsidenten

David Profit ist neuer Präsident des Deutschen Schwimm-Verbands. Der Jurist übernimmt das zuletzt vakante Amt und will den Verband aus der Krise führen.

Silke Insel / spomedis

Nach eineinhalb Jahren ohne Führung hat der Deutsche Schwimm-Verband wieder einen Präsidenten. David Profit setzte sich am Samstag bei der geheimen Wahl der DSV-Mitgliederversammlung in Kassel durch. Auf den 47 Jahre alten Juristen entfielen im ersten Wahlgang 216 Stimmen. Gegenkandidat Kai Morgenroth erhielt 170 Stimmen, fünf Delegierte votierten für Oliver Großmann. An Profits Seite stehen mit Lutz Thieme und Lars Kalenka zwei neue Vizepräsidenten. Außerdem gehört Kevin Götz dem neuen Präsidium an. Der Wasserballtorwart wurde von der Mitgliederversammlung auf Vorschlag der DSV-Athletenkommission gewählt. Zuletzt hatten die bisherigen Vizepräsidenten Morgenroth und Wolfgang Rupieper den Verband als Duo geleitet. Letzter DSV-Präsident war Marco Troll von 2020 bis 2022.

Ende 2023 hatte der DSV eine neue Verbandssatzung beschlossen, laut der nun ein hauptamtlicher Vorstand bestimmt werden muss. Diese Aufgabe wird für Profit wohl zunächst zu den wichtigsten gehören. Einen Strukturwandel habe es mit der Wahl des neuen Präsidiums und der Implementierung der Vorstände jedenfalls gegeben, sagte Profit dem Deutschlandfunk. „Was jetzt passieren muss, ist ein Kulturwandel und die Schärfung der Strategien des DSV. Das sind die weiteren Schritte. Das heißt, wir sind nicht am Ende des Weges, sondern mittendrin.“

Finanzielle Schieflage

Profit erwarten zudem schwierige Aufgaben, denn nach Missbrauchsvorwürfen und arbeitsrechtlichen Streits befindet sich der Verband in der Krise. Zumindest finanziell. Mit dem ehemaligen Wasserspringer Jan Hempel, der jahrelang von seinem Trainer sexuell missbraucht worden war, einigte man sich außergerichtlich zu einer Zahlung von 600.000 Euro. Eine ähnliche Summe soll der ehemalige Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen bekommen, dem gekündigt worden war, weil man ihm Versäumnisse im Umgang mit einem anderen Missbrauchsfall vorwarf. Kurschilgen ist inzwischen rehabilitiert und hat sich mit dem Verband im Rahmen eines Vergleichs geeinigt. Zu einem dritten teuren Vergleich könnte es demnächst mit dem ehemaligen Wassersprung-Bundestrainer Lutz Buschkow kommen. Im Mai erwartet man beim DSV den Abschlussbericht einer unabhängigen Missbrauchs-Aufarbeitungskommission.

Weitere Themen, mit denen sich das neue Präsidium beschäftigen wird, sind Berichte und Studien über die nachlassende Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen sowie die Schließung von Schwimmbädern. „Wir sind dabei, die Schwimmfähigkeit in Deutschland zu verspielen, das kann so nicht weitergehen“, sagte Profit der Süddeutschen Zeitung. „Sonst kommen wir zurück in die Situation um 1900, wo mehr als 90 Prozent der Bevölkerung nicht schwimmen konnten.“

Ein Professor und ein Masters-Weltmeister als Vize

Profit ist seit 2017 Vorsitzender des Schwimmvereins Freibad Gimbsheim e.V., der das rheinhessische Freibad im Jahr 2001 vor der Schließung bewahrte und seither erfolgreich betreibt. Seit 2019 ist er Mitglied der DSV-Kommission, die sich um die Schwimmbäderpolitik kümmert. Auch Thieme und Kalenka sind im deutschen Schwimmen keine Unbekannten. Der 57-jährige Thieme ist Professor für Sportmanagement an der Hochschule Koblenz und Leiter von „Bäderleben“, einem Forschungsprojekt, das den Aufbau einer deutschlandweiten Datenbank zu Schwimmbädern und Wasserflächen beinhaltet. Zuvor war er Vorstandschef beim SSF Bonn sowie Präsident des Landessportbundes Rheinland-Pfalz.

Kalenka war Jugend-Europameister und gehörte zehn Jahre lang der Schwimm-Nationalmannschaft an. Der heute 50-Jährige wurde im Februar in Doha Masters-Weltmeister über 50 Meter Rücken. Beim SV Nikar Heidelberg, wo seine beiden Töchter schwimmen, gehört Kalenka aktuell dem Vorstand an. „Ich sehe in der Entwicklung des Schwimmsports in Deutschland deutliches Potenzial und möchte meine Erfahrungen aktiv einbringen“, sagte Kalenka, der als Prokurist bei einer großen Personalberatungsfirma arbeitet.

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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