Samstag, 27. April 2024

Romanschuk: „Ich empfehle Thomas Bach, die ukrainischen Sportstätten zu besuchen“

Mine Kasapoglu / ISL Mykhailo Romanschuk gewann in Tokio zwei olympische Goldmedaillen.

Der in Magdeburg trainierende ukrainische Topschwimmer Mykhailo Romanschuk hat die im Raum stehende Rückkehr russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten auf die internationale Wettkampfbühne und zu Olympia scharf kritisiert. Die Diskussion darüber sei „absurd“, sagte der Olympiazweite von Tokio dem Berliner Tagesspiegel. „Ein Aggressorland wie Russland hat kein Recht an diesen Spielen teilzunehmen. Russland hat bereits während der Olympischen Winterspiele 2022 einen Krieg in der Ukraine angezettelt und auf die olympischen Werte gepfiffen.“

Russland startete vor fast genau einem Jahr seinen Angriffskrieg auf die Ukraine und fast ebenso lang sind russische und belarussische Athletinnen und Athleten von internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen. Seit einiger Zeit kommt jedoch Bewegung in die Sache. Das IOC mit seinem Präsidenten Thomas Bach hat vergangene Woche angekündigt, nach Wegen für eine mögliche Rückkehr von derzeit ausgeschlossenen Sportlern auf die olympische Bühne zu suchen. „Ich empfehle Thomas Bach, die Sportstätten in der Ukraine zu besuchen, die zerstört wurden“, sagt Romanschuk in Richtung des IOC-Präsidenten. „Zum Beispiel in Bachmut, wo meine Frau mehr als ein Trainingslager verbracht hat. Diese Stadt gibt es nicht mehr, sie wurde völlig ausgelöscht. Herr Bach soll nach Charkiw reisen, sich die Schwimmhalle ‚Lokomotive‘ anschauen, wo noch vor Kurzem unsere ukrainischen Synchronschwimmerinnen trainiert haben, bis russische Raketen dort einschlugen. Jetzt hat sie kein Dach mehr, kein Schwimmbecken.“

„Ich will mir nicht vorstellen, was mit uns passiert wäre“

Zuerst müsse der Krieg beendet werden und sich die russischen Truppen aus der gesamten Ukraine zurückziehen, erklärte der Langstreckenschwimmer, der in Magdeburg mit seinem Konkurrenten Florian Wellbrock gemeinsam trainiert. „Erst dann können wir über eine Art neutralen Status für Sportler und deren Zulassung auf die internationale Sportbühne reden.“

Dramatisch berichtet Romanschuk im Tagesspiegel-Interview auch, wie er den 24. Februar 2022, den Tag des russischen Angriffs, in einem Waldgebiet bei Kiew erlebte. „Wir haben uns gerade auf das Training vorbereitet, saßen beim Frühstück. Als wir plötzlich eine Druckwelle spürten, bebten die Fenster. Hinter dem Wald kam es bei einem Luftangriff zu einer Explosion auf einer Militärbasis. Wenn der Wald nicht gewesen wäre … Ich will mir gar nicht vorstellen, was mit uns passiert wäre, hätten die Bäume die Explosionswelle nicht gedämpft.“

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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