2016 wurde Mack Horton Olympiasieger, drei Jahre später sorgte sein Protest gegen Sun Yang für große Aufmerksamkeit. Ein erneutes Aufeinandertreffen der beiden Schwimmer wird es nicht geben.
Im Becken boten sich Mack Horton aus Australien und Chinas inzwischen überführter Doper Sun Yang faszinierende Duelle, außerhalb wurden sie durch die Dopingenthüllungen zu erbitterten Feinden. Zu einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden bei den Olympischen Spielen in Paris wird es aber nicht kommen. Knapp ein halbes Jahr vor den Wettkämpfen in der französischen Hauptstadt hat Horton mit 27 Jahren seine Karriere beendet. „Ich wollte wirklich in Paris starten, aber der Hunger ist nicht mehr da“, sagte er dem australischen Sydney Morning Herald. Ein Moment bei den australischen WM-Trails im vergangenen Jahr sei der Auslöser für diese Entscheidung gewesen.
Der Olympiasieger aus Rio 2016 hatte damals die WM-Qualifikation über seine Paradestrecke 400 Meter Freistil verpasst. „Ich bin ein Alles-oder-Nichts-Typ und dazwischen gibt es für mich nichts. Es macht für mich keinen Sinn weiterzumachen, wenn ich nicht daran glauben kann, dass mein Bestes genug ist, um zu gewinnen“, sagte er. Schon nach der verpassten Quali hatte Horton sein Training reduziert auf nur noch drei oder vier Wassereinheiten pro Woche. Nach dem Jahreswechsel fiel schließlich die finale Entscheidung, die Schwimmbrille an den Nagel zu hängen.
Seinen größten sportlichen Erfolg feierte der Australier 2016, als er in Rio de Janeiro über 400 Meter Freistil zu Olympiagold kraulte. In 3:41,55 Minuten war der damals 20-Jährige 0,13 Sekunden schneller als Topfavorit Sun Yang aus China, der Zweiter wurde. Für noch mehr Aufmerksamkeit als bei seinem Olympiasieg sorgte Horton allerdings 2019 mit einer stillen Protestaktion bei der WM in Gwangju. Nachdem Horton diesmal als Zweiter hinter Sun Yang angeschlagen hatte, weigerte er sich bei der Siegerehrung auf das Podest zu steigen. Stattdessen blieb Horton die gesamte Zeremonie über hinter dem Treppchen stehen und stieg auch am Ende der Siegerehrung nicht wie üblich für ein gemeinsames Foto aufs oberste Podest. Außerdem verweigerte er Sun Yang den Handschlag. Hier gibt es die gesamte Szene in einem ZDF-Video:
Chinas erster Schwimm-Olympiasieger (Gold über 400 und 1.500 Meter Freistil in London 2012) stand damals unter akutem Dopingverdacht, weil er bei einer unangekündigten Kontrolle daran beteiligt war, als eine Blutprobe mit einem Hammer zerstört wurde. Nachdem das Doping-Panel des Welt-Schwimmverbands den Chinesen freigesprochen hatte, ging die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada in Berufung. Das Ergebnis: Der Fall wurde neu verhandelt, allerdings erst nach der WM 2019. Sun Yangs Teilnahme an den Weltmeisterschaften wurde deswegen von vielen Schwimmerinnen und Schwimmern kritisch beäugt. Unter anderem äußerte sich der damalige DSV-Athletensprecher Jacob Heidtmann mit klaren Worten.
Yangs Sperre endet vor Paris
Im Anschluss folgte eine schier endlose Zahl von Gerichtsverfahren und öffentlichen Beschuldigungen, an deren Ende eine Sperre von vier Jahren und drei Monate für Yang stand. Diese endet Ende Mai 2024, theoretisch also rechtzeitig vor den Olympischen Spielen in Paris. Zu spät jedoch, um nach den Nominierungsrichtlinien des chinesischen Schwimmverbands. Dort heißt es laut Medienberichten, dass nur diejenigen Schwimmerinnen und Schwimmer ins Olympiateam berufen werden, die in den Finals der Weltmeisterschaften 2023 und 2024 sowie bei den nationalen Meisterschaften im April 2024 die schnellsten Zeiten schwimmen. Ausnahmen sind demnach nicht vorgesehen.
Ob der mittlerweile 32-Jährige überhaupt ins Wettkampfbecken zurückkehren und ob es für Chinas Superstar nicht doch eine Sonderregelung geben wird, wird sich bald zeigen. Auf Mack Horton wird er im Wettkampfbecken auf jeden Fall nicht mehr treffen, stattdessen haben sich inzwischen andere Athleten auf Yangs Paradestrecken zu Wort gemeldet. Unter ihnen 400-Meter-Freistil-Vizeweltmeister Lukas Märtens.