Freitag, 7. Februar 2025

Martins Tagebuch von der Eis-WM #1 | Noch keine Wettkämpfe, trotzdem ein Marathon

In Molveno stand am Montag der obligatorische Medizincheck für alle Teilnehmer auf dem Programm. Ins Wasser ging es natürlich auch, aber noch nicht in den WM-Pool. SWIM-Autor Martin Tschepe berichtet die ganze Woche über aus Italien.

Tag eins der Weltmeisterschaften im Eisschwimmen in Molveno, Italien, beginnt für viele mit einem Marathon. Wettkämpfe stehen zwar noch gar nicht auf dem Programm, aber das Warten auf den für alle Schwimmerinnen und Schwimmer obligatorischen Medical Check dauert Stunden. Die Starter aus aller Welt nehmen’s gelassen. Claudia Müller aus Österreich zum Beispiel sagt: Wer eine ganze Woche nur fürs Eisschwimmen nach Italien kommt, kann ein paar Stunden Anstehen vertragen. Bei mir läuft der Check wie erwartet – und wie bei fast allen: ohne Probleme. Nun steht nichts mehr im Weg, außer vielleicht der innere Schweinehund.

Die Eis-WM auf Instagram

Vom 13. bis 19. Januar laufen in Molveno die 6. Weltmeisterschaften im Eisschwimmen. in unserer Instagram-Story schildert SWIM-Bloggerin Anita ihre Erlebnisse.

Das Wasser in dem Pool, in dem die Meisterschaften ausgetragen werden, hat nur rund ein Grad. Der Event Director, Paolo Chiarino, erklärt am Vorabend im Zwiegespräch, die Veranstalter würden dafür sorgen, dass das Wasser ein klein wenig erwärmt wird, auf drei, vielleicht vier Grad. Die meisten Sportler, speziell jene, die die 500 und die 1.000 Meter schwimmen wollen, wären vermutlich ganz froh, wenn das wirklich so gemacht wird. Abwarten. Rekorde zählen, wenn das Wasser kälter ist als fünf Grad. Man könnte sagen: Es gibt ein bisschen Luft nach oben. Bei knapp fünf Grad dürften auch mehr Rekorde geschwommen werden als bei einem oder bei zwei Grad.

750 Schwimmerinnen und Schwimmer

Beim Warten auf meinen Medical Check treffe ich viele alte (und ein paar neue) Schwimmfreunde. Shai Braitner aus Israel zum Beispiel. Ihn habe ich vor zwei Jahren beim Weltcup in Burghausen kennengelernt. Er erzählt, dass aus dem kleinen Israel, wo es selbst im Winter nie Eiswasser gibt, 22 Männer und Frauen zur WM gereist seien. 22! Unmittelbar vor mir in der Schlange steht Henry Lykke Stokholm aus Dänemark – und erzählt, dass er im September 2023 von der polnischen Küste bis zur Insel Bornholm durch die Ostsee geschwommen ist, bei 19 Grad Wassertemperatur, ohne Neo, 94 km weit, rund 38 Stunden lang. Was für eine Leistung! In Molveno geht er neunmal an den Start, klar: auch über die Mammutstrecke 1.000 Meter.

Einschwimmen im Pool, heißt es, sei vor dem Beginn der WM nicht gestattet. „Zu viele Schwimmer.“ Also kein Training. Bei dieser sechsten WM der International Ice Swimming Association (IISA) sind rund 750 Männer und Frauen aus aller Welt gemeldet, die in den nächsten Tagen zusammen gut 3.500-mal starten werden. Kein Zutritt zum Becken vor dem Beginn der WM: Also kraulen viele halt für einige Zeit im See, im Lago di Molveno. Das Seewasser hat angenehme fünf Grad.

Coole Leute

Gegen 14 Uhr sind ein paar Griechen beim See-Test, einer erzählt, dass er aus Saloniki kommt und das ganze Jahr über draußen schwimmt. Das Meer in Griechenland werde kalt, ja – aber nicht soooo kalt wie dieser See oder das Wasser im Wettkampfbecken.

Steffi Kieffer schwimmt normalerweise im Ammersee bei München, sie ist mit zwei Freundinnen zur WM gefahren, ihr erster Wettkampf im Eiswasser. Warum hat sie angefangen, ganzjährig im Freiwasser zu schwimmen? Wegen übler Gelenkschmerzen, erzählt sie. Eiswasser helfe, sagt sie und strahlt – zudem habe sie durch das neue Hobby tolle Leute kennengelernt, Menschen, die Freude haben am Schwimmen und auch ein wenig verrückt sind. Schwimmverrückt. Steffi lässt es langsam angehen. Sie war eben kurz im See und will bei der WM nur die 50 Meter Brust schwimmen.

Es kann losgehen

Ein paar Schritte weiter trainiert Team Israel im See. Die Sonne lacht vom tief blauen Himmel, es sieht aus wie Sommer. Ich schwimme ein paar hundert Meter zusammen mit den Männern und Frauen aus dem Heiligen Land. Bis zu einer Boje mitten im See und wieder zurück. Nach diesem kleinen Ausflug in die Kälte machen die Israelis Party am Ufer. Aus Lautsprecherboxen schallen ein paar populäre Songs, „Oh, Champs Élysées“ zum Beispiel und „Oh, Pretty Woman“ – dazu wird auf einer Holzplattform wild getanzt. Zum Aufwärmen.

Gegen 17 Uhr treffen sich die Teams zum Spaziergang durch den Ort und zur Eröffnungsfeier auf dem Marktplatz. Später pilgern ein paar Sportler noch zum Wettkampfbecken und schauen zu, wie dieses von dicken Eisplatten befreit wird. Am Dienstag beginnen die Spiele. Es dürfte richtig, richtig kalt werden. Los geht’s mit 100 Meter Rücken – ich bin auch am Start bei diesem Wettkampf Nummer eins. Am Nachmittag werden die 500 Meter Freistil geschwommen, mit dabei sind dann auch die deutschen Top-Schwimmer Alisa Fatum-Böker und Andreas Waschburger.

Nützliche Links
Alle Ergebnisse von der Eisschwimm-WM
Instagram-Account von SWIM.DE

SWIM+

Hochwertige Informationen, packende Unterhaltung und ganz viel Service – das ist SWIM+

Monatsabo

6,99 -
Jetzt mitmachen bei SWIM+
  • volle Flexibilität
  • € 6,99 pro Monat
  • monatlich kündbar

Clubangebot

4,99
SWIM+ für Clubs für Gruppen und Vereine
  • mindestens 5 Mitglieder
  • zentrale Verwaltung
  • einfaches Onboarding
- Anzeige -

Feedback & Co.

Fehler gefunden oder Feedback zu diesem Artikel? Bitte teile uns hier mit, was du loswerden möchtest oder was wir verbessern können!
Feedback unter Artikel

Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

Newsletter

Newsletter anmelden

Verwandte Artikel

Newsletter

Newsletter anmelden

Neueste Artikel