Das Video von Hayley Lewis, die ihren Sohn förmlich zum Sieg pusht, ging um die Welt. Dies ist die Story hinter dem Video.
Was für eine schöne Schwimm-Geschichte: Kai Taylor gehört zu den aufstrebenden Schwimmtalenten in Down Under. Über 200 Meter Freistil schwamm der 19-Jährige vor wenigen Wochen in 1:46,65 Minuten zum australischen Meistertitel. Jetzt wollte sich Taylor bei den WM-Trials, die noch bis Sonntag in Melbourne stattfinden, für sein erstes großes internationales Events qualifizieren. Als nationaler Champion sollte dies eigentlich Formsache sein. Doch wie so oft im Schwimmsport, wenn eine Sache sicher scheint, kommt es anders. Und so versemmelte Taylor in 1:48,37 Minuten seinen 200-Meter-Vorlauf und schwamm nur die neuntschnellste Zeit – aus der Traum von den ersten Weltmeisterschaften und einer möglichen WM-Medaille mit der Staffel. Später sagte er, es sei ein Moment tiefer Enttäuschung und vieler Tränen gewesen.
Doch dann erhielt Taylor eine überraschende Textnachricht von Superstar Kyle Chalmers. Der 100-Meter-Olympiasieger war ebenfalls über 200 Meter angetreten und hatte in 1:46,97 Minuten die Topzeit aller Teilnehmer erzielt. Dann aber entschied Chalmers, sich voll auf seine Paradestrecke zu fokussieren. Der 24-Jährige zog sich von der 200-Meter-Distanz zurück und informierte Taylor, dass dieser nun doch im Finale dabei sein wird.
Viraler Hit: Kai Taylor wird von seiner Mutter angefeuert
Und Tayor nutzte seine Chance. Ganz außen auf Bahn acht schwimmend legte er all seine Emotionen in dieses Rennen. Schon nach 50 Metern lag er eine halbe Sekunde vor den anderen Finalisten. Am Ende setzte er sich in 1:46,25 Minuten vor Alexander Graham (1:46,68 min) und Thomas Neill (1:46,82 min) durch. Noch im Becken jubelte Taylor ausgelassen über seinen Coup. Zwar verpasste er mit seiner Zeit die australische WM-Norm um 19 Hundertstel. Doch allein schon wegen der 4×200-Meter-Staffel wird bei der Nominierung wohl kein Weg an ihm vorbeiführen.
Wie die Mutter: auf Bahn acht zum Sieg
Und nun kommt Taylors Mutter ins Spiel, die früher selbst Schwimmerin war. Und das sehr erfolgreich In den 1990er-Jahren gewann Hayley Lewis zahlreiche Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. „Ja, meine Mutter ist hier. Ich kann sie auf der Tribüne sehen. Jetzt ist sie diejenige, die weint“, sagte Kai Taylor nach seinem 200-Meter-Triumph ins Mikro des Hallensprechers. Und weiter: „Normalerweise lässt sie mich meine Sache machen, aber diesmal hat sie mir gesagt, dass auf Bahn acht große Dinge passieren können.“
Hayley Lewis muss es wissen. Sie selbst schwamm 1991 in Perth im Alter von 16 Jahren auf Bahn acht zum Weltmeistertitel über dieselbe Strecke. Und das, obwohl sie laut „Swimming World“ nach einem schwachen Vorlauf bereits mit ihrem Coach vereinbart hatte, auf das Finale zu verzichten. Eine Nacht später entschied sich der Trainer um und überzeugte auch seine Schwimmerin, an den Start zu gehen. Der Rest ist Geschichte: Lewis steigerte sich gegenüber dem Vorlauf um mehr als zwei Sekunden und gewann Gold vor Janet Evans (USA) und der Dänin Mette Jacobsen.
Video: Hayley Lewis gewinnt 1991 WM-Gold über 200 Meter Freistil
Bei der WM in Fukuoka wird Kai Taylor nun genau dort um seine ersten WM-Medaillen schwimmen, wo seine Mutter vor 16 Jahren ihre beeindruckende Karriere beendete. Nach fünf WM-Medaillen über fünf verschiedene Strecken (200 und 400 Freistil, 200 Meter Schmetterling und 400 Meter Lagen 1991 in Perth sowie 800 Meter Freistil 1994 in Rom) holte sie 2001 in Japan im Freiwasser über 5 Kilometer Bronze.