Erst im November wurde Paralympicssiegerin Elena Semechin ein Tumor aus dem Kopf entfernt. Trotzdem schwamm die sehbehinderte 28-Jährige in den letzten Tagen bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin. Die OP habe sie „dankbar“ gemacht, sagte Semechin Berliner Medien. Und eine neue Lust auf das Leben geweckt. Deswegen wollte die Sportlerin auch nicht länger warten mit ihrem Comeback, obwohl sie gerade erst den zweiten von zwölf Zyklen ihre Chemotherapie abgeschlossen hat. „Ich will so leben, wie ich es will, und nicht, wie der Krebs es will. Ich möchte selber der Boss über mein Leben sein!“
Wenige Tage vor der Operation hatte die Schwimmerin noch ihren Trainer Philip Semechin geheiratet, dennoch trat sie in Berlin unter ihrem Mädchennamen Elena Krawzow an. 50 und 100 Meter Brust sowie 50 Meter Freistil standen für sie auf dem Programm. Dabei bewies Semechin eindrucksvoll, dass sie im Wasser nichts verlernt hat. Über die beiden Bruststrecken kam sie jeweils hinter Verena Schott auf Platz zwei der nationalen Wertung, wobei ihre Vorlaufzeit über 100 Meter (1:16,81 Minuten) nur drei Sekunden über ihrer Goldzeit von Tokio lag. Den Sprint bewältigte sie in 35,51 Sekunden, über 50 Meter Freistil schlug sie nach 29,35 Sekunden an. Nun will sie im Juni an der Para-Schwimm-WM auf Madeira teilnehmen. Qualifiziert dafür ist sie bereits.
Weltrekorde in Berlin
Zwar stand Elena Semechin bei den Meisterschaften in der Berliner SSE eindeutig im Fokus, sportlich lief es aber auch für einige der anderen deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer überragend. Gleich drei von ihnen jubelten nach ihren Rennen über Weltrekorde. Tanja Scholz vom PSV Neumünster gelang dies in der Startklasse S4 sogar dreimal über 50 Meter Freistil (36,92 s), 100 Meter Freistil (1:19,28 min) und 200 Meter Freistil (2:51,53 min). Genau genommen schwamm Scholz sogar sechsmal Weltrekord, da sie über alle Distanzen bereits im Vorlauf die bisherigen Bestmarken unterbieten konnte. Weltrekorde schwammen außerdem Taliso Engel (SB13) über 50 Meter Brust (28,71 s) und Josia Topf (S3) über 50 Meter Schmetterling (49,75 s).