Beim ersten Freiwasserrennen der WM in Doha blieb das deutsche Team weit hinter seinen Ansprüchen zurück. Immerhin: Man habe „wichtige Erkenntnisse“ für die Olympischen Spiele in Paris sammeln können, hieß es vom DSV.
Im alten Hafen von Doha wolle Florian Wellbrock nicht weniger als seinen Weltmeistertitel im Freiwasser verteidigen. So hatte es der 10-Kilometer-Olympiasieger vollmundig angekündigt. Es kam jedoch ganz anders. Bei kühlen 19,9 Grad Wassertemperatur konnte der Titelverteidiger nicht seine volle Leistung abrufen und beendete das Rennen abgeschlagen auf Platz 29. 1:37 Minuten hatte Wellbrock im Ziel Rückstand auf den neuen Weltmeister Kristof Rasovzky aus Ungarn (1:48:21,2 Stunden). Silber und Bronze gingen an Marc-Antoine Olivier aus Frankreich (1:48:23,6 Stunden) und den Briten Hector Pardoe (1:48:29,2 Stunden). Der zweite deutsche Starter, Oliver Klemet, erreichte nach 1:48:32,3 Stunden mit der Spitze das Ziel, konnte in den Medaillenkampf aber nicht eingreifen. Nach WM-Bronze vor einem Jahr wurde der Frankfurter diesmal Elfter. „Das Problem war, dass ich mich nicht freischwimmen konnte. Am Ende war alles sehr knapp zwischen Platz drei und elf“, kommentierte Klemet nach seinem Rennen.
Krämpfe bremsen den Titelverteidiger
Zu Beginn des Rennens schwamm Wellbrock noch im Kreis der Favoriten an der Spitze und konnte diese Position auch über vier von sechs Runden im welligen Wasser behaupten. Dann setzten körperliche Probleme dem Magdeburger zu und er konnte das Tempo nicht mehr mitgehen. „Die ersten zwei Runden war alles easy. Nach der vierten Runde hat Flo dann gemerkt, dass er Krämpfe bekommt“, analysierte Trainer Bernd Berkhahn das Rennen. Hinzu kamen die herausfordernden Wettkampfbedingungen. „Die Temperatur hat ihn dann schon eingeschränkt. Ich konnte sehen, dass er nicht mehr wirklich mobilisieren konnte. Er ist immer die gleiche Frequenz geschwommen, konnte sie nicht erhöhen. Und dazu ist er normalerweise in der Lage.“ Mit viel Willen blieb Wellbrock trotzdem lange an der Konkurrenz dran. „Flo hat in der fünften Runde noch mal versucht heranzukommen, hatte die Führungsgruppe an den Füßen. Aber er sagte, er konnte sie nicht halten. Die Frequenz kam nicht hoch, die Beine waren verkrampft. Er hat es dann auslaufen lassen“, so Berkhahn. Wellbrock selbst wollte sich der Enttäuschung nicht äußern. Er sei „fix und fertig“, sagte der Trainer.
Mit Blick auf das große Saisonziel Olympia nimmt Berkhahn für seinen Schützling noch einiges an Input mit. „In Richtung Paris müssen wir noch mehr mit kaltem Wasser machen, denn die Seine wird auch nur zwischen 18 und 19 Grad haben“, sagte er. Zwar hätten die Athleten zur Vorbereitung auf die Bedingungen in Katar im heruntergekühlten Strömungskanal trainiert, aber „nie über zwei Stunden, weil man die Gesundheit nicht gefährden will, aber da hat Florian eigentlich nicht so große Probleme gehabt“, erklärte Berkhahn.
„Es war wirklich ein hartes Rennen“
Schon am Vortag hatten die Frauen über 10 Kilometer zu kämpfen. Titelverteidigerin Leonie Beck schwamm nach 1:58:11,8 Stunden auf einen enttäuschenden 20. Platz. „Es war wirklich ein hartes Rennen von der ersten Runde an, und es war ziemlich kalt und sehr wellig, da verliert man viel Energie“, sagte die 26-Jährige. „Ich bin in der letzten Runde stehen geblieben. Kaltes Wasser ist nicht so meins, das wusste ich vorher. Deswegen war es mir sehr, sehr wichtig, dass ich mich schon letztes Jahr in Fukuoka qualifiziere.“ Wie für Florian Wellbrock und Oliver Klemet ist die WM eine Durchgangsstation auf dem Weg zu den Olympischen Spielen im Sommer. Das Trio sicherte sich im vergangenen Jahr mit Gold und Bronze bei den Weltmeisterschaften die vorzeitige Qualifikation für Olympia.
Verwirrung um Olympia-Quotenplatz
Anders war es für Jeannette Spiwoks. Die Essenerin erlebte nach ihrem Rennen, das sie auf dem 16. Platz (1:57:46,0 Stunden) beendete, einen Krimi um ein mögliches Olympiaticket. Zunächst vermeldete der DSV, Spiwoks habe durch ihr Resultat einen Quotenplatz für Deutschland gesichert, nur um zwei Stunden später zurückzurudern: Man warte auf eine finale Bestätigung durch den Weltverband. Die Sache ist kompliziert und hängt mit dem komplexen Qualiverfahren für Paris zusammen. Im Regelwerk zur Vergabe der Olympiaplätze heißt es: „Für den Fall, dass ein Nationales Olympisches Komitee eines bestimmten Kontinents bereits einen (1) oder zwei (2) Quotenplätze erhalten hat, wird das Auswahlverfahren auf das nächsthöhere teilnahmeberechtigte NOC dieses Kontinents bei den World Aquatics World Championships Doha 2024 übertragen, um sicherzustellen, dass jeder Kontinent eine*n Teilnehmer*in auswählt.“
Je nach Interpretation könnte nun das deutsche Team durch Spiwoks oder das britische Team durch Leah Phoebe Crisp (Platz 17) gehen. „Die Regeln sind leider nicht so ganz klar. Eine Kommission beschäftigt sich nun mit der finalen Vergabe der Quotenplätze“, sagte DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann. Bezieht man das Regelwerk ausschließlich auf das WM-Rennen in Doha, müsste Spiwoks als beste Europäerin hinter den Top 13 (und ohne eine andere Deutsche vor ihr) den Quotenplatz für Deutschland geholt haben. Wird der Passus jedoch auf die gesamte Olympiaqualifikation angewendet, käme durch die bereits erfolgte persönliche Qualifikation von Leonie Beck aber Großbritannien zum Zug.
Wieso soll die Wassertemperatur in der Seine bei Olympia nur 18-19 Grad C betragen ? Im Juli / August beträgt dort die Wassertemperatur im Mittel zwischen 21 Grad C ( Minimum ) und 27 Grad C ( Maximum ) , bei einem warmen Juli – August sollten sich unsere Freiwasserschwimmer also keine Sorgen machen. Schöne Grüße an den Bundestrainer !