Vertrauen aufzubauen sei derzeit am wichtigsten, sagt Hannes Vitense. Vertrauen in den neuen Kurs der Schwimm-Nationalmannschaft und in die Philosophie, die dahinter steckt. „Mehr Miteinander“ lautet die Devise im DSV. „Man kann sich gar nicht vorstellen“, sagt Vitense, „wie viel ich deswegen telefoniere“. Athleten, Trainer, Betreuer – alle wollen wissen, wie es weitergeht.
Vieles soll anders und besser werden. Leidenschaft und Begeisterung will die neue sportliche Führung des Deutschen Schwimm-Verbands wecken. Und viel mehr im Team arbeiten als bisher. Einen mächtigen Chef-Bundestrainer gibt es nicht mehr, die Arbeit ist auf mehrere Köpfe verteilt. Es soll viel kommuniziert werden. Zur sportlichen Führung gehören neben Vitense, dem Team-Coach des neu ins Leben gerufenen Teams Tokio 2020, Team-Chef Bernd Berkhahn sowie DSV-Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen. Wobei Berkhahn betont, dass seine Jobbezeichnung zwar „Chef“ beinhalte, er sich aber hierarchisch auf einer Stufe mit den anderen Trainern sehe. Wie Vitense in Neckarsulm will der Magdeburger Coach seine Athleten auch weiterhin persönlich am Beckenrand betreuen. Über das neue Gespann sagte Lagenschwimmer Philip Heintz der Deutschen Presseagentur: „Bernd hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er Sportler in die Weltspitze führen und dort halten kann. Ich gehe davon aus, dass wir mit ihm und Hannes Vitense fachlich sehr gut aufgestellt sind. Wie es letztendlich wird, wird man in der Zukunft sehen.“
„Konstruktive Gespräche“
Am Mittwoch luden Kurschilgen, Berkhahn und Vitense in einem ersten Schritt die Toptrainer zur Strategiesitzung nach Frankfurt. Auf Kurs bringen, hätte man früher vielleicht dazu gesagt. Aber genau das sollte es eben nicht sein. Man wolle die Ideen vorstellen, die hinter dem Team Tokio stecken, darüber diskutieren und alle Trainer mitnehmen, erklärte Vitense vor der Sitzung. Also: Vertrauen aufbauen und Begeisterung wecken. Angereist waren Veith Sieber vom Olympiastützpunkt Hamburg, Nicole Endruschat (Essen), Stefan Hansen (Berlin), Sander Ganzevles und Michael Spikermann (beide Heidelberg), Jörg Hoffmann (Potsdam) sowie Junioren-Bundestrainer Mitja Zastrow. „Die Gespräche waren sehr konstruktiv. Es wurde auch gelacht“, zieht Vitense im Anschluss ein positives Fazit. Und Berkhahn ergänzt: „Es war erstaunlich, wie eingefahren manche Perspektiven waren. Ich denke, da konnten wir vieles klären.“
Am Wochenende wollen Berkhahn und Vitense bei der 1. Bundesliga in Essen mit möglichst vielen Athleten sprechen. Vielleicht gehen sie dabei auf die neuen Nominierungsrichtlinien ein, die auch dafür sorgen sollen, Deutschlands Toptalente zum Weitermachen zu motivieren. Denn: „Mit dem Abitur gehen uns zu viele Athleten verloren“, sagt Vitense. Durch die Teilnahme an Kurzbahn-Events wie EM und WM sowie andere Wettkampfhighlights wie Weltcups, Universiade oder Militär-Weltmeisterschaften soll diesen Schwimmerinnen und Schwimmern der Übergang in die Weltspitze gelingen.