Samstag, 27. April 2024

Bekommt Deutschland nach mehr als 50 Jahren wieder eine Schwimm-WM?

Die Aussagen von DSV-Vizepräsident Morgenroth lassen die Herzen vieler Schwimmfans höherschlagen: Deutschland könnte nach mehr als 50 Jahren wieder Weltmeisterschaften ausrichten. 

Istvan Derencsenyi/World Aquatics

Gibt es bald wieder eine Schwimm-WM in Deutschland? Laut DSV-Vizepräsident Kai Morgenroth wird hinter den Kulissen an dieser Option gearbeitet. Noch in Doha, wo am Sonntag die 21. Weltmeisterschaften zu Ende gingen, sagte Morgenroth dem Deutschlandfunk: „Die Fühler werden ausgestreckt. Das war auch meine Mission hier.“

WM in Deutschland „irgendwann in den 30er-Jahren“

Die besten Schwimmer, Wasserballer und Springer der Welt zu Gast in Deutschland, das gab es zuletzt im Jahr 1978. Damals war es erst die dritte WM der Schwimmgeschichte nach Belgrad (damaliges Jugoslawien) 1973 und Cali (Kolumbien) 1975. Im Berliner Olympia-Schwimmstadion gewann der Hildesheimer Walter Kusch über 100 Meter Brust in 1:03,56 Minuten die einzige Goldmedaille für die Bundesrepublik. Insgesamt holte das westdeutsche Team sieben Medaillen. Für die DDR verliefen die Titelkämpfe im kapitalistischen Ausland enttäuschend. Zwei Jahre nach dem olympischen Goldrausch von Montreal – allein die DDR-Schwimmerinnen gewannen in Kanada elf von 13 Wettbewerben – reichte es in Berlin nur zu zwölf Medaillen und einem Sieg. Das einzige Gold holte Barbara Krause über 100 Meter Freistil in 55,68 Sekunden. Die Freistilspezialistin wurde später als Opfer des staatlich verordneten Dopings im DDR-Leistungssport anerkannt. In ihrer Jugend waren ihr unter anderem Anabolika verabreicht worden. 

„Im Zuge einer möglichen Olympia-Bewerbung Deutschlands ist es mit Sicherheit wichtig, dann auch in einer der Kernsportarten eine Weltmeisterschaft hierher zu holen“, betonte Morgenroth. Als Termin nennt er „irgendwann in den 30er-Jahren“. Aktuell sind die nächsten drei Weltmeisterschaften durch den Weltverband terminiert. Dies sind Singapur 2025, Budapest 2027 und Peking 2029. 

Unterstützung vom Weltverband

Laut Morgenroth unterstützt World Aquatics eine deutsche WM-Bewerbung. Problematisch werde es aber mit der Finanzierung, denn dem Verband fehlt das Geld. „Ohne staatliche Förderung geht es gar nicht. Wir reden da von einem Volumen von 140, 150 Millionen Euro, die die Durchführung der Weltmeisterschaft beansprucht“, rechnet Morgenroth und ergänzt: „Es bedarf letztendlich eines Signals der Politik, dass es gewollt ist.“

Vielleicht erinnern sich die Entscheidungsträger ja an die begeisternden Europameisterschaften 2014 in Berlin, bei denen die deutschen Wassersportler mit den Schwimmern Paul Biedermann, Marco Koch und Isabelle Härle sowie den Springern Tina Punzel, Nora Subschinski und Patrick Hausding für beste Stimmung im Berliner Velodrom sorgten. Nach 1934 (Magdeburg), 1962 (Leipzig), 1989 (Bonn) und 2002 (Berlin) war es die fünfte Langbahn-EM auf deutschem Boden gewesen. Nun könnte die zweite WM folgen. 

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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