Sein Vorhaben wird kein Kinderspiel, doch André Wiersig ist offenbar Optimist und voller Vorfreude. „Japaaaaaaaan wir kommen, ich freu mich auf Dich!“ postete der Extremschwimmer aus Paderborn am Donnerstag kurz vor dem Abflug aus Deutschland bei Facebook. Im fernen Japan will Wiersig in den nächsten Tagen durch die Tsugaru Straße schwimmer. Er wäre der erste Deutsche, dem das gelänge. Außerdem könnte er bei einem Erfolg den fünften Haken hinter eine der sieben Etappen der Ocean’s Seven machen. Bisher stehen Ärmelkanal (2014), Molokai Channel (2015), North Channel (2016) und Catalina Channel (2017) zu Buche. Wann es in Japan genau losgeht, hängt von der Wetterlage ab, und erfolgt in Abstimmung mit dem Kapitän des Begleitbootes. Das Zeitfenster liegt zwischen dem 9. und 13. Juli.
20 Kilometer sind es durch die Meerenge zwischen der japanischen Hauptinsel Honshu und Hokkaido. In der Tsugaru Straße trifft die Japanische See auf den Nordpazifik und der japanische Tiefseegraben liegt auch ganz in der Nähe. „Das Schwimmen im Ozean kann man mit dem Bahnziehen in einem Schwimmbad nicht vergleichen. Hier gibt es nie einen Rhythmus, dem man sich anpassen kann. Die Wellen klatschen immer gegeneinander und da muss ich dann durch“, sagt Wiersig, der mit starken Strömungen und Strudeln rechnet – und mit Haien. Denn das Gebiet im Norden Japans ist ein beliebtes Fanggebiet für Thunfische, und das wiederum lockt Raubfische in der Hoffnung an, einen Teil des Fangs abzukriegen.
Zwei Boote sollen vor Haien schützen
Wiersig hat aus diesem Grund zwei Begleitboote gechartert. Zwischen beiden Booten wird eine unterwasserlaufende Boje gezogen, die verhindern soll, dass der Schwimmer als Beute wahrgenommen wird. Ein Haikäfig ist bei der Challenge nicht erlaubt. Nach eigenen Angaben bezahlt Wiersig die örtlichen Fischer sogar, damit diese nicht auf das Meer herausfahren, wenn er schwimmen geht. Er hofft, dass dadurch weniger Haie angelockt werden.
Voraussichtlich mitten in der Nacht wird der Start erfolgen. In der Dunkelheit ist das Risiko, von Haien gesichtet zu werden, geringer. Begleitet wird Wiersig von seinem Schwager Jürgen Peters im Kanu. Planmäßig soll der Sportler alle 30 Minuten mit Nahrung versorgt werden.
André Wiersig: „Wenn ich im offenen Meer schwimme, dann empfinde ich das als großes Privileg. Es ist nicht jedem vergönnt nachts im offenen Meer zu schwimmen. Ich fühle mich dem Wasser dann noch stärker verbunden. Ich personifiziere es regelrecht, spreche mit dem Meer, dem Wasser, das mich umgibt. Dieses Urgefühl empfinde ich als bedingungslose Liebe. Für mich spiegelt das Wasser das Leben wieder. Schließlich ist es die Grundlage allen Lebens auf dieser wunderschönen Erde. Umso größer ist meine Scham, wenn ich auf Plastik im Wasser stoße. Ich schäme mich dafür, was wir Menschen unseren Meeren zumuten. Angefangen beim Anstieg von Co2-Emissionen, über die Belastung mit Plastikmüll, bis hin zur Versauerung der Meere. Diese Entwicklungen stimmen mich sehr nachdenklich“.