Samstag, 27. April 2024

André Wiersig startet nächstes 50-Kilometer-Abenteuer auf den Seychellen

Erik Eggers Auch wenn es nicht so aussieht: André Wiersig geht optimistisch in sein nächstes Abenteuer.

Den letzten großen Test absolvierte André Wiersig unter Haien. Jedenfalls schwamm der 49-Jährige vor wenigen Tagen am „Shark Rock“, einem gefährlichen Seegebiet rund vier Seemeilen vor La Digue. Das paradiesische Eiland auf den Seychellen ist das nächste Ziel des Extremsportlers. Am Ostermontag wird er sich kurz vor Sonnenuntergang am Carana Beach auf der Hauptinsel Mahé auf die gut 46 Kilometer lange Strecke im Indischen Ozean begeben. „Ich rechne damit, dass ich etwa 15 bis 20 Stunden schwimmen werde“, sagt Wiersig.

Mit Bullen- oder Hammerhaien, die in diesen Gewässern zu Hause sind, bekam er während des vierzigminütigen Tests keine Probleme. „Ich habe nur zwei kleine Haie gesehen“, berichtete er, als er wieder an Bord des Begleitbootes stand. Alles war zur Zufriedenheit des Paderborners gelaufen. „Shark Rock wird wegen der Strömungen eine Schlüsselstelle sein“, erklärte Wiersig. „Wenn ich da gut durchkomme, dann ist es nicht mehr weit zum Ziel.“

Abenteuer im Indischen Ozean

Bis zum Start am Ostermontag, der für 18 Uhr Ortszeit geplant ist, falls nicht ein Wetterumschwung alles verändert, absolviert der Schwimmer einen Interview-Marathon. Die Seychellen haben Wiersig verpflichtet, um als Botschafter für nachhaltigen Tourismus zu werben. Die Inselgruppe hat den Schutz der grandiosen Natur und auch das nachhaltige Wirtschaften in ihrer Verfassung verankert – die Regierung um Präsident Wavel Ramkalawan macht großen Druck bei Klimakonferenzen.

Insofern steht nicht die sportliche Leistung, sondern Wiersigs Rolle als Botschafter der Meere im Vordergrund des Vorhabens. „Ich bin hier, um dem Ozean eine Stimme zu geben“, sagte der Paderborner, der zugleich als Repräsentant des wissenschaftlichen Projekts UN Ocean Decade fungiert, bei einer Pressekonferenz im olympischen Zentrum des Landes. „Alles entsteht aus dem Wasser, wir müssen alles versuchen, diesen Lebensraum zu schützen.“

Die Regierung der Inselgruppe war auf Wiersig aufmerksam geworden, nachdem der Paderborner am 21. August 2021 in einer spektakulären Aktion von St. Peter-Ording nach zur Hochseeinsel Helgoland geschwommen war. „Die Idee, die Nordsee zu spüren und zu erleben, stand eigentlich über dem Ziel, Helgoland zu erreichen“, schreibt er in dem neuen Buch „Helgoland. Kann man da hin schwimmen?“, in dem er über dieses Abenteuer berichtet. 

„In den Flow kommen“

Für sein neues Projekt greift Wiersig auf sein bewährtes Team zurück. Kapitän des Begleitboots ist Dennis Allers (Geestland). Der Nautiker Wolfgang Schmidt (Meldorf/Dithmarschen) und Thorgar Brüning, ein Strömungsexperte vom Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, berechnen und überprüfen den Kurs während des Trips. Dabei ist außerdem Wiersigs Schwager Jürgen Peters (Kamenz/Sachsen), der unter anderem die Versorgung des Schwimmers mit hochkalorischer Nahrung organisiert. „Meine Mannschaft ist auf alles vorbereitet und harmoniert perfekt“, sagte Wiersig.

Auf der anderen Seite muss sich Wiersig auf viele Stunden in der tropischen Nacht einstellen. „Wenn es beim Starttermin bleibt, werde ich fast elf Stunden in der totalen Dunkelheit schwimmen, das ist auch für mich etwas völlig Neues“, sagt der Schwimmer. Die sehr warmen Wassertemperaturen von 28 Grad kennt Wiersig aus dem Kaiwi Channel vor Hawaii, den er 2015 absolvierte. „Auch die pralle Sonne ist definitiv ein Faktor“, sagt Wiersig, der 2019 als erster deutschsprachiger Athlet die sieben Kanäle der Ocean’s Seven absolviert hatte, die international als größte Herausforderung des Freiwasserschwimmens gilt.

Er fühle sich gut, obwohl er während des Winters kaum lange Trainingseinheiten im Freiwasser habe absolvieren können. „Aber der Körper erinnert sich an das, was er einmal geleistet hat. Als ich hier das erste Mal ins Wasser ging, hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Bis zum Start am Montag geht es für mich jetzt darum, weiter in den Flow zu kommen, mich an das Wasser und die Wärme zu gewöhnen.“ Nach dem erfolgreichen Test ist ihm vor dem Felsen der Haie ohnehin nicht bange.

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