Sportmannschaften, die gegen andere Mannschaften „in den Kampf ziehen“, eignen sich gern Verhaltensmuster an, die sie als Team innerlich stärken und nach außen wie unbesiegbar erscheinen lassen sollen. Was hier in der Interaktion mit den Kameraden, und manchmal auch mit den Zuschauern stattfindet, kann in den Individualsportarten besonders in einer Form des inneren Dialogs wahrgenommen werden.
Auf die eigene Brust zu trommeln
Beobachtet man einen Hochspringer in der letzten Phase vor dem Anlauf, so kann man feststellen, dass die Abläufe so stark standardisiert sind, dass sie sich immer gleichen. Auch in den letzten Momenten vor dem Start eines 100-Meter-Leichtatletik-Sprints zeigen die Athleten rituell anmutende Handlungen, indem sie jedes Mal die selben Bewegungen durchführen. Da hilft es, die glücksbringende Kette in den Mund zu nehmen oder sich, zur Einstimmung auf die beginnende „Schlacht“, auf die eigene Brust zu trommeln.
Weshalb sind diese wiederkehrenden und fest einprogrammierten Verhaltensweisen zu beobachten und worin liegt ihre symbolische Stärke? In der Sportsoziologie unterscheidet man die unterschiedliche Wertigkeit zwischen Routinehandlungen und Ritualen. Rituale überstrahlen Routinen in ihrem symbolischen Mehrwert und der damit verbunden Bedeutung.
So hilft dieser symbolische Mehrwert zum Beispiel im Spannungsfeld eines Wettkampfstartes zu einer Handlungsentlastung. Entspannung oder Spannungsaufbau – jeder Sportler benötigt andere Stimulanzien vor dem Beginn eines Wettkampfes oder eines Matches. Mit Hilfe von Ritualen und damit verknüpften, automatisierten Handlungen wird einem die Last genommen, über viele wichtige Details nachzudenken. Denn im Idealfall sind sie mit einem mehr oder weniger genormten und eingeschleiften Verhalten verbunden und sind damit wichtige Orientierungsmerkmale.
Stellen Sie sich vor, sie müssten sich jedes Mal neu überlegen, wie Start und Wende ablaufen. Die mentale Anstrengung würde Sie von der wichtigsten Sache, nämlich der vollen Konzentration auf Ihre sportliche Leistung, ziemlich ablenken. Und wenn dann noch wechselnde äußere Bedingungen hinzukommen, wäre die Situation noch schwieriger zu meistern.
Die Wirkung von Ritualen
Versuchen Sie sich deshalb ein eigenen Ritual anzugewöhnen. Fühlen Sie sich eher müde vor einem Wettkampf oder benötigen Sie Beruhigung? Die unterschiedlichsten Methoden können Ihnen helfen, vor einem Start in den optimalen Zustand zu kommen. Sirgurd Baumann beschreibt in ihrem Buch „Psychologie im Sport“ die unterstützende Wirkung von Ritualen, beispielweise um die Nervosität zu senken oder bestimmte Gefühlszustände hervorrufen zu können. Üben Sie diese Abläufe im Training und bei kleinen Wettkämpfen, um Sie später im richtigen Moment einfach abrufen zu können.
Der Wettkampf ist die Kür eines langen Trainingsprozesses, der einem Schwimmwettkampf in den meisten Fällen voraus geht. Schon allein deshalb ist es sinnvoll, sich Rituale zur Hilfe zu nehmen. Denn wenn diese Muster in bestimmten Situationen dazu dienen, eine Handlungsentlastung herbeizuführen, ist es mehr als sinnvoll, sie bereits im Training zu nutzen.
Nutzen Sie also schon im Training die wirkungsvollen Eigenschaften von Ritualen und Sie schaffen es in Zukunft, noch mehr Trainingsinhalte zu platzieren, ohne merklich mehr Zeit aufzuwenden. Ihr Training gewinnt an Effektivität und damit gewinnt auch die Kür Ihres Trainings an Wirkung: Ihre Wettkampfergebnisse werden besser!