Manchmal kann man als Schwimm-Fan nur den Kopf schütteln. Was hat Roland Schoeman, diesen hochdekorierten Schwimmstar aus Südafrika, nur dazu bewegt, in der Vorbereitung auf eine mögliche fünfte Olympiateilnahme nach 2000, 2004, 2008 und 2012 ein verbotenes Hormonpräparat einzunehmen? Schoeman ist 39 Jahre alt, gewann bei Olympia Gold, Silber und Bronze und wird für immer der Athlet bleiben, der die 50 Meter Freistil als erster unter 21 Sekunden schwamm (20,98 Sekunden in Hamburg 2006). Er muss niemandem mehr etwas beweisen. Trotzdem wurde Schoeman 2019 positiv auf das Präparat GW501516 getestet und nun von der FINA für ein Jahr gesperrt. Da die verhängte Sperre rückwirkend ab dem Tag der Kontrolle (18. Mai 2019) gilt, ist Schoeman ab dem 17. Mai 2020 wieder startberechtigt. Zu spät für eine Teilnahme an den Olympia-Trials der Südafrikaner Anfang April. Eine Berufung vor dem CAS ist allerdings noch möglich.
Über GW501516 schreibt Spiegel Online: Das Präparat „wird von der Weltantidopingagentur Wada der Gruppe der verbotenen Hormon- und Stoffwechselmodulatoren zugerechnet. Die auf dem Schwarzmarkt als Endurobol bekannte Substanz wurde nie als Medikament zugelassen, da sie in Tierversuchen Krebs verursacht hatte.“
Ob Schoeman das Präparat mit Absicht eingenommen hat oder nicht, die Geschichte wirft einen Schatten auf seine bisher makellose Schwimmkarriere. Bei den Spielen 2004 sprintete er als Startschwimmer die südafrikanische 4×100-Meter-Freistilstaffel zur überraschenden Goldmedaille, im Einzel gewann er Silber über 100 und Bronze über 50 Meter Freistil. Daneben erschwamm Schoeman drei WM-Titel und verbesserte zum Teil mehrfach die Weltrekorde über 50 und 100 Meter Freistil, 50 Meter Schmetterling und 100 Meter Lagen.
Doch nun fragt man sich unweigerlich: Was sind all diese Erfolge im Rückblick wert? Hat Schoeman früher schon einmal nachgeholfen?