Ihr Alter ist für Betty Brussel kein Grund, kürzerzutreten. Die sportliche Seniorin ist als Mastersschwimmerin aktiv, schwimmt Wettkämpfe und macht ein Filmteam auf sich aufmerksam.
Betty Brussel feiert im Juli ihren 100. Geburtstag. Schon allein das könnte eine Meldung wert sein, schließlich erreichen nicht viele Menschen dieses Alter. Ein Hindernis ist ihr stolzes Alter für die Kanadierin jedoch nicht. Erst vor zwei Wochen sprang sie bei einem Masterswettkampf in der kanadischen Provinz British Columbia ins Wasser.
Brussel startet stets mit einem Kopfsprung vom Block und erreicht die noch 99-Jährige das Ziel, applaudiert die ganze Halle. Drei neue Weltrekorde in der Altersklasse 100 bis 104 stellte Brussel in Saanich auf. Über 400 Meter Freistil verbesserte sie die bisherige Bestleistung um fast vier Minuten, später folgten Rekorde über 50 Meter Rücken und 50 Meter Brust. „Ich denke gar nicht an die Rekorde. Ich schwimme einfach. Ich mache einfach das Beste, was ich kann. Und wenn es ein Rekord ist, gut. Wenn ich gewinne, freue ich mich über den Sieg. Aber wenn ich eine gute Zeit schwimme, bin ich noch glücklicher“, sagte Brussel dem britischen Guardian. Bei den Rekorden wird nach Jahrgang gewertet. Mit Geburtsjahr 1924 startet Brussel bereits jetzt in der Altersklasse 100 bis 104, auch wenn sie ihren Geburtstag erst im Sommer feiert.
Fünf Starts hatte die aktive Seniorin insgesamt auf dem Programm, zusätzlich zu ihren drei Weltrekordstrecken schwamm sie noch 50 Meter Freistil und unterstützte ihr Team in der Staffel über 4 x 50 Meter Freistil. „Schwimmen macht mir wirklich Spaß. Ich liebe das Gefühl, durch das Wasser zu gleiten, und ich fühle mich dabei einfach sehr gut“, sagt die Mastersathletin. Ihr jüngster Sohn, 70 Jahre alt, habe mal zu ihr gesagt, dass sie alt sei. „Aber ich fühle mich nicht wirklich alt – nur wenn ich wirklich müde bin.“
Von Amsterdam nach Kanada
Stanley Wilson, Trainer in Brussels Team, sagt, dass die scheinbar unerschöpfliche Energie der Schwimmerin sei eine Inspiration für andere Vereinsmitglieder geworden. Sie hat auch das Interesse der Filmemacherinnen Hannah Walsh und Emma Puchniak geweckt. Die haben Brussel für einen Dokumentarfilm begleitet, der später in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. „Betty hat die strahlendsten blauen Augen und das größte Lächeln. Sie ist sehr lustig und eine Quasselstrippe“, sagt Wilson. „Wenn ich sie trainiere, achte ich darauf, dass sie nichts tut, was kontraproduktiv ist oder was sie verletzen könnte.“ Außerdem kümmert sich der Coach um den Papierkram, der mit den Weltrekordleistungen seiner Schwimmerin anfällt.
Brussel selbst ist erst spät zum Schwimmsport gekommen. Geboren in Amsterdam, lernte sie das Schwimmen gemeinsam mit ihren Geschwistern in den Grachten der Stadt. Später zog sie mit ihrem Mann nach Kanada. Erst mit Mitte 60 erwachte ihr Interesse am Wettkampfsport. Seit ihr Mann vor einigen Jahren gestorben ist, lebt Brussel allein. Neben dem Schwimmen hält sie sich auch in anderen Bereichen fit. Sie liest viel und verbringt ihre Zeit mit Puzzles, Rätseln, Sticken und Stricken.