Donnerstag, 18. April 2024

Gut gefüllte Gasspeicher | DSV fordert höhere Wassertemperaturen

Schwimmbad
dreamstime.com (Dmytro Zinkevych)

Die Deutschen sparen fleißig Energie und auch der milde Winter hilft: Angesichts weiter gut gefüllter Gasspeicher fordert der Deutsche Schwimm-Verband eine Wiederanhebung der Wassertemperatur in der Schwimmausbildung auf 29 Grad Celsius. „Aus Sicht des DSV gibt es ausreichend Spielraum, um die Temperaturen in den Schwimmbädern wieder nach oben anzupassen und so Kindern zu ermöglichen, Schwimmen zu lernen“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Verbands.

Fast alle Schwimmbäder des Landes hatten ihre Wassertemperaturen in den letzten Monaten um ein bis zwei Grad gesenkt. Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) soll dieser Schritt helfen, bis zu 25 Prozent Energie einzusparen. Außerdem sollen dadurch Schwimmbadschließungen verhindert werden. Allerdings hieß es zuletzt, die deutschen Gasspeicher seien zu 90 Prozent gefüllt und Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller erklärte beim Handelsblatt-Energie-Gipfel, dass das Ziel, die Speicher am 1. Februar 2023 noch zu 40 Prozent gefüllt zu haben, kaum noch zu verfehlen sei.

Volle Gasspeicher in Deutschland

Kaltes Wasser in den Bädern bringt einige Probleme mit sich. Während DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann Probleme im Trainingsbetrieb befürchtete, sprach unter anderem die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) von Schwierigkeiten in der Anfängerausbildung. Das Wasser sei zu kalt, um Kindern den Spaß und das sichere Schwimmen zu vermitteln. „Wie will man da einem Fünf- oder Sechsjährigen beibringen, dass der jetzt ins kalte Wasser gehen muss und Spaß dabei haben soll, schwimmen zu lernen? Das ist aus meiner Sicht nicht möglich“, sagte etwa Olympiasieger Florian Wellbrock.

„Die Energiekrise sorgt jetzt erneut für Einschränkungen. Durch die verringerten Wassertemperaturen ist es noch mal schwieriger, Kinder für einen Schwimmkurs zu gewinnen. Das kalte Wasser sorgt dafür, dass sie sich im Wasser nicht frei bewegen können und schneller auskühlen, was die Freude am Erlernen grundlegender Schwimmtechniken erschwert“, heißt es in der aktuellen DSV-Mitteilung. „Wir sind froh, dass das Thema Bäderschließungen vom Tisch ist, und wir akzeptieren auch, dass die Temperatur in den Schwimmbecken bis zu einem gewissen Grad heruntergeregelt wird, um auf diese Weise Energie zu sparen. Aber gerade in der Schwimmausbildung sind wir darauf angewiesen, dass das Wasser etwas wärmer ist, zumindest diese Becken müssen jetzt wieder normal genutzt werden können.“ Ideal für die Anfängerausbildung seien Wassertemperaturen um 29 Grad Celsius, aktuell hat das Wasser in den meisten Schwimmbädern zwischen 26 und 28 Grad.

Lange Wartelisten

„Der Schwimmsport in Deutschland hat selbstverständlich die gesamtgesellschaftlichen Belastungen der vergangenen Jahre mitgetragen und auch während der Coronazeit versucht, mit guten Konzepten weiter Schwimmkurse anzubieten“, sagt Uwe Hermann, Vorsitzender der Deutschen Schwimmjugend. In vielen Vereinen hätten sich Wartelisten für Schwimmkurse gebildet, die noch lange nicht abgearbeitet sind. Der DSV fordert nun, dass zumindest die Temperaturen in Nichtschwimmerbecken angepasst werden, damit möglichst viele Kinder schwimmen lernen könnten. „Schwimmen zu können, ist überlebenswichtig“, sagt Hermann. Laut DLRG wurden im Jahr 2022 in Deutschland bis August bereits 289 tödliche Badeunfälle registriert, 2021 waren es im gesamten Jahr 299.

Jule Radeck
Jule Radeck
Jule Radeck studierte Sportwissenschaften, bevor sie als Volontärin nach Hamburg zog. In ihrer Freizeit findet man sie oft im Schwimmbecken, manchmal auf dem Fahrrad und selten beim Laufen.