„Das Gesamtsystem Leistungssportler ist ein sensibles Gebilde“, sagte Bernd Berkhahn nach dem 800-Meter-Vorlauf seines Schützlings Florian Wellbrock. „Wenn da Einflüsse kommen, die nicht positiv sind, kann es schnell zusammenbrechen.“
swim.de dokumentiert die Aussagen des Wellbrock-Trainers etwa eine Stunde nach dem Rennen.
Über das Rennen von Florian Wellbock
„Es ist schwierig, das ad hoc zu analysieren. Wir haben lange miteinander gesprochen. Das Rennen war natürlich nicht gut. Er ist von der ersten Bahn gar nicht ins Rennen reingekommen, hat keinen Rhythmus gefunden und musste sich jeden Zentimeter erarbeiten. Eine detaillierte Rennanalyse kann ich mir sparen, das war mit der ersten Bahn, mit der ersten Wende klar. Da konnte man das schon sehen.“
Was er als Trainer sieht
„Florian lebt davon, dass er den Kraftimpuls ins Wasser bringt und gleitet. Er legt sich aufs Wasser, doch er lag nicht auf dem Wasser, sondern tief drin. Sobald er angezogen hat und rutschen wollte, kam kein Rutsch, weil er tief im Wasser lag. Das sehe ich als Trainer einfach. Und das war 15 Minuten vorher im Einschwimmpool noch ein ganz anderes Bild.“
Über die Analyse
„Jetzt müssen wir sehen, woran es lag. So ist es erstmal nicht zu erklären. Das Einschwimmen war gut und normal. Florian ist gut gerutscht. Ganz optimal hat er sich vom Wassergefühl her nicht gefühlt, aber das ist an sich kein Problem, da kann man trotzdem seine Leistung bringen. Er ist zehn Sekunden über Bestzeit geschwommen, und die war er nach einer harten Wettkampfphase geschwommen.““
Über den großen Druck
„Es ist nicht so einfach nach dem Freiwasserrennen, den 10 Kilometern, nachdem was alles in den Medien ablief, was im Umfeld ablief, die Erwartungshaltung von außen, das alles auf die Reihe zu bekommen und hier gleich wieder zu glänzen. Für ihn ist das eine neue Rolle. Da wurden Mutmaßungen und Hoffnungen ausgesprochen – der ‚Retter des deutschen Schwimmsports‘ und so weiter – damit muss ein junger Mann erst mal klarkommen. Für den Trainer ist es gut, für das Umfeld ist es gut, für den Verband ist es gut, und er soll jetzt liefern. Das ist schon Druck. Aber Medaillen im Freiwasser und im Becken zu gewinnen, ist nicht so leicht wie man sich das vorstellt.“
Über Wellbrocks Gefühlslage
„In Ruhe lassen braucht man ihn jetzt nicht. Er ist gar nicht glücklich mit dem Ergebnis und auch ein bisschen verzweifelt, weil er nicht weiß warum. Er muss sehen, wie er jetzt klar kommt. Und ich mache mir Gedanken, wie ich ihn methodisch wieder auf den Weg bringe. Der Druck und die Erwartungshaltung werden über 1.500 Meter noch größer. Das Finale von Sarah wird er sich in der Halle ansehen, denke ich.“
Was jetzt passiert
„Ich muss mir überlegen, welche Reize ich jetzt setze. Wie hoch gehe ich mit dem Umfang, trieze ich ihn nochmal, mache ich eine Schlüsselserie, von der er profitieren kann und mental gestärkt rauskommt. Wir werden uns mit den Experten absprechen, dem Trainingswissenschaftler, der Sportpsychologin. Dann mache ich einen Plan.“