Sun Yang schwimmt bei den chinesischen Meisterschaften vorn mit – an der WM wird er wohl trotzdem nicht teilnehmen.
Wer dachte, mit der vierjährigen Dopingsperre sei die Schwimmkarriere von Sun Yang endgültig vorbei, sieht sich aktuell eines Besseren belehrt. Der chinesische Schwimmstar und dreifache Olympiasieger ist in diesen Tagen bei den nationalen Meisterschaften in Shenzhen am Start. An seine früheren Top-Leistungen kommt der 33-Jährige bei dem Meeting, das zugleich als WM-Qualifikation gilt, aber nicht heran.
Über 200 und 400 Meter Freistil erreichte Yang zwar jeweils das Finale, mehr als Platz drei über die längere und Platz acht über die kürzere Distanz sprang dabei aber nicht heraus. Auch seine Zeiten von 3:45,53 Minuten und 1:47,81 Minuten genügen nicht, um international für Furore zu sorgen und etwa Lukas Märtens in Schrecken zu versetzen. Das gelingt schon eher 100-Meter-Weltrekordler Pan Zhanle, der über 200 Meter Freistil (1:45,45 min) und 400 Meter Freistil (3:45,34 min) jeweils den Titel holte. Seine Starts über 100 und 800 Meter sagte Sun Yang ab. Über seine frühere Weltrekordstrecke 1.500 Meter Freistil ist er nicht gemeldet.
Ein Start bei den Weltmeisterschaften in Singapur scheint für Sun Yang nicht nur wegen seiner sportlichen Leistungen ausgeschlossen; nur die beiden Schnellsten einer Strecke sind für den Jahreshöhepunkt qualifiziert. Vor allem sprechen die chinesischen Qualifikationsrichtlinien gegen eine Nominierung des überführten Dopingsünders.
Sun Yang war 2020 vom Internationalen Sportgerichtshof CAS mit einer achtjährigen Sperre wegen „Manipulation einer Dopingprobe“ belegt worden. Der Athlet hatte zwei Jahre zuvor eine Dopingprobe mit einem Hammer zerstören lassen. Später reduzierte der CAS die Sperre zwar auf vier Jahre und drei Monate, trotzdem verpasste der Schwimmer die Olympischen Spiele in Tokio und Paris. Sun Yangs Sperre endete im Juni 2024. Es war bereits die zweite Dopingstrafe des Freistilspezialisten. 2014 war er wegen der Einnahme eines kurz zuvor verbotenen Medikaments für drei Monate gesperrt worden.
Weil sich Sun Yang in Interviews seit jeher keiner Schuld bewusst ist, sorgte sein Auftreten bei internationalen Großveranstaltungen in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen. Bei der WM 2019 verweigerte ihm der Australier Mack Horton demonstrativ den Handschlag. DSV-Athletensprecher Jacob Heidtmann sagte damals in Richtung des Chinesen: „Dass der hier schwimmt, ist eine Frechheit für alle sauberen Athleten, für jeden, der für den sauberen Sport einsteht.“