Mittwoch, 9. Oktober 2024

Brasilianerin Cunha siegt im Endspurt nach 10 Kilometern

Frank Wechsel / spomedis Ana Marcelo Cunha (Brasilien) schlägt nach zehn Kilometern vor Sharon van Rouwendaal (Niederlande) an.

Ana Marcelo Cunha ist die Olympiasiegerin im Freiwasserschwimmen von Tokio. Am frühen Mittwochmorgen hatte die Brasilianerin im 30 Grad warmen Wasser vor dem Odaiba Marine Park die größten Reserven im Endspurt und entthronte die Niederländerin Sharon van Rouwendaal, die nach Gold in Rio nun Silber holte. Dritte wurde die Australierin Kareena Lee.

Frank Wechsel / spomedis Der Start zum „Marathon Swimming“ um 6:30 Uhr morgens.

Beck drückt aufs Tempo

Das Rennen wurde über weite Strecken von einem kleinen Kreis von Schwimmerinnen bestimmt, darunter auch einer Deutschen: Auf der ersten der sieben Runden legte die Würzburgerin Leonie Beck immer wieder das Tempo vor, bevor sie an die Amerikanerin Ashley Twichell übergab. Immer wieder konnte Beck auch danach noch Akzente setzen, ging sogar als Führende in die letzte Runde. Doch auch Ana Marcelo Cunha ging kein Risiko ein, ließ nie mehr als zwei oder drei Schwimmerinnen vor sich und kontrollierte das Rennen ständig, nicht ohne auch selbst gelegentlich in Führung zu gehen und die Leidensfähigkeit der Konkurrenz anzutasten.

Frank Wechsel / spomedis Die Rainbow Bridge über dem Gewässer der Marathon-Schwimmwettkämpfe ist eines der architektonischen Wahrzeichen von Tokio.

Endspurt von der Spitze

Auf der letzten Runde brachte sich Cunha schließlich in Position, um den langen Endspurt von der Spitze aus zu gestalten. Einen halben Kilometer vor dem Anschlag lag die Brasilianerin bereits vorn, nach 1:59:30,8 Stunden schlug die Navy-Soldatin als Erste am Anschlagbrett an, eine knappe Sekunde vor Titelverteidigerin Sharon van Rouwendaal. Die Niederländerin, die in Magdeburg lebt und trainiert, ist damit die erste Frau, die in ihrer Karriere zwei olympische Freiwassermedaillen gewinnen konnte. Dritte wurde die Australierin Kareena Lee.

Beck fehlen im Endspurt die Kräfte

Leonie Beck fehlten im Enspurt die Kräfte, um noch mit in die Medaillenentscheidung eingreifen zu können. Die 24-Jährige WM-Neunte von Gwangju 2019 und Bronzemedaillengewinnerin über die fünf Kilometer zeigte sich nach ihrem Rennen dennoch zufrieden. „Das Rennen hat mir großen Spaß gemacht, taktisch war das eines meiner cleversten überhaupt“, sagte Beck anschließend. „Ich habe mich gut gefühlt. Nach fünf Runden wollte ich es dann unbedingt probieren und habe alles riskiert. Doch am Ende waren die anderen stärker. Vielleicht habe ich etwas zu früh angezogen, aber was soll’s, am Ende waren die anderen einfach schneller. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden, auf diesen fünften Platz bei Olympischen Spielen kann ich stolz sein.“ Beck war 2016 in Rio noch im Becken geschwommen und dort über 800 Meter im Vorlauf ausgeschieden.

Frank Wechsel Leonie Beck wird im Freiwasserwettbewerb von Tokio Fünfte.

Ebenfalls lange in der Spitzengruppe hielt die zweite deutsche Starterin Finnia Wunram mit. Die 25-Jährige, die vor einigen Jahren mit ihrem Coach Bernd Berkhahn aus Elmshorn nach Magdeburg gewechselt war, konnte lange die Tempoverschärfungen der Spitzengruppe mitgehen, auch als immer mehr Schwimmerinnen abreißen lassen mussten. Als Schlussschwimmerin der zehnköpfigen Spitzengruppe ging Wunram auf die letze der sieben Runden, musste dort aber der Vorbelastung im warmen Wasser Tribut zollen. Wunram finishte eineinhalb Minuten nach der Siegerin auf Platz 10.

Frank Wechsel Finnia Wunram gelingt bei ihrer Olympia-Premiere eine Top-Ten-Platzierung.

Cunhas größter Erfolg

Für die 29-Jährige Cunha ist der Olympiasieg der größte Erfolg ihrer langen Freiwasserkarriere. Schon 2008 bei der Olympiapremiere auf der Ruderregattastrecke von Peking war die Braslianerin dabei und holte den fünften Platz. 2012 in London ging sie nicht an den Start, vor fünf Jahren vor der Copacabana von Rio de Janeiro wurde sie Zehnte. Fünf Weltmeistertitel konnte Cunha bisher feiern, allerdings keinen davon auf der olympischen 10-Kilometer-Strecke. 2019 in Gwangju (Korea) siegte sie über 5 und 25 Kilometer. Auf der längsten Strecke war sie zuvor bereits dreimal erfolgreich.

Frank Wechsel Olympiasiegerin Ana Marcelo Cunha (Brasilien)

Männer starten am Donnerstagmorgen

Mit zwei Top-Ten-Platzierungen sind die deutschen Freiwasserschwimmer gut in die olympischen Marathon-Swimming-Wettbewerbe gestartet. Die Männer starten am Donnerstagmorgen um 6:30 Uhr Ortszeit (23:30 Uhr deutscher Zeit am späten Mittwochabend). 1.500-Meter-Bronzemedaillengewinner Florian Wellbrock gehört zu den Topfavoriten im 25-köpfigen Starterfeld.

Olympia 2020: Marathon Swimming | Frauen

4. August 2021 | Odaiba Marine Park, Tokio (Japan)
PlatzNameLandZeit
1Ana Marcela CunhaBRA1:59:30,8
2Sharon van RouwendaalNED1:59:31,7
3Kareena LeeAUS1:59:32,5
4Anna OlaszHUN1:59:34,8
5Leonie BeckGER1:59:35,1
6Haley AndersonUSA1:59:36,9
7Ashley TwichellUSA1:59:37,9
8Xin XinCHN2:00:10,1
9Lara Grangeon de VilleleFRA2:00:57,3
10Finnia WunramGER2:01:01,9
11Samantha ArevaloECU2:01:30,6
12Cecilia BiagioliARG1:01:31,7
13Yumi KidaJPN2:01:40,9
14Rachele BruniITA2:02:10,2
15Anastasiia KirpichnikovaROC2:03:17,5
16Paula Ruiz BravoESP2:03:17,6
17Angelica AndrePOR2:04:40,7
18Kate SandersonCAN2:04:59,1
19Alice DearlingGBR2:05:03,2
20Paola PerezVEN2:05:45,0
21Michelle WeberRSA2:06:56,5
22Krystyna PanchishkoUKR2:07:35,1
23Li-Shan Chantal LiewSGP2:08:17,9
24Spela PerseSLO2:08:33,0
25Souad Nefissa CherouatiALG2:17:21,6
Frank Wechsel / spomedis Das Treppchen von Tokio: Sharon van Rouwendaal, Ana Marcelo Cunha und Kareena Lee.
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Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Publisher der Medienmarken SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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