Ana Marcelo Cunha ist die Olympiasiegerin im Freiwasserschwimmen von Tokio. Am frühen Mittwochmorgen hatte die Brasilianerin im 30 Grad warmen Wasser vor dem Odaiba Marine Park die größten Reserven im Endspurt und entthronte die Niederländerin Sharon van Rouwendaal, die nach Gold in Rio nun Silber holte. Dritte wurde die Australierin Kareena Lee.
Beck drückt aufs Tempo
Das Rennen wurde über weite Strecken von einem kleinen Kreis von Schwimmerinnen bestimmt, darunter auch einer Deutschen: Auf der ersten der sieben Runden legte die Würzburgerin Leonie Beck immer wieder das Tempo vor, bevor sie an die Amerikanerin Ashley Twichell übergab. Immer wieder konnte Beck auch danach noch Akzente setzen, ging sogar als Führende in die letzte Runde. Doch auch Ana Marcelo Cunha ging kein Risiko ein, ließ nie mehr als zwei oder drei Schwimmerinnen vor sich und kontrollierte das Rennen ständig, nicht ohne auch selbst gelegentlich in Führung zu gehen und die Leidensfähigkeit der Konkurrenz anzutasten.
Endspurt von der Spitze
Auf der letzten Runde brachte sich Cunha schließlich in Position, um den langen Endspurt von der Spitze aus zu gestalten. Einen halben Kilometer vor dem Anschlag lag die Brasilianerin bereits vorn, nach 1:59:30,8 Stunden schlug die Navy-Soldatin als Erste am Anschlagbrett an, eine knappe Sekunde vor Titelverteidigerin Sharon van Rouwendaal. Die Niederländerin, die in Magdeburg lebt und trainiert, ist damit die erste Frau, die in ihrer Karriere zwei olympische Freiwassermedaillen gewinnen konnte. Dritte wurde die Australierin Kareena Lee.
Beck fehlen im Endspurt die Kräfte
Leonie Beck fehlten im Enspurt die Kräfte, um noch mit in die Medaillenentscheidung eingreifen zu können. Die 24-Jährige WM-Neunte von Gwangju 2019 und Bronzemedaillengewinnerin über die fünf Kilometer zeigte sich nach ihrem Rennen dennoch zufrieden. „Das Rennen hat mir großen Spaß gemacht, taktisch war das eines meiner cleversten überhaupt“, sagte Beck anschließend. „Ich habe mich gut gefühlt. Nach fünf Runden wollte ich es dann unbedingt probieren und habe alles riskiert. Doch am Ende waren die anderen stärker. Vielleicht habe ich etwas zu früh angezogen, aber was soll’s, am Ende waren die anderen einfach schneller. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden, auf diesen fünften Platz bei Olympischen Spielen kann ich stolz sein.“ Beck war 2016 in Rio noch im Becken geschwommen und dort über 800 Meter im Vorlauf ausgeschieden.
Ebenfalls lange in der Spitzengruppe hielt die zweite deutsche Starterin Finnia Wunram mit. Die 25-Jährige, die vor einigen Jahren mit ihrem Coach Bernd Berkhahn aus Elmshorn nach Magdeburg gewechselt war, konnte lange die Tempoverschärfungen der Spitzengruppe mitgehen, auch als immer mehr Schwimmerinnen abreißen lassen mussten. Als Schlussschwimmerin der zehnköpfigen Spitzengruppe ging Wunram auf die letze der sieben Runden, musste dort aber der Vorbelastung im warmen Wasser Tribut zollen. Wunram finishte eineinhalb Minuten nach der Siegerin auf Platz 10.
Cunhas größter Erfolg
Für die 29-Jährige Cunha ist der Olympiasieg der größte Erfolg ihrer langen Freiwasserkarriere. Schon 2008 bei der Olympiapremiere auf der Ruderregattastrecke von Peking war die Braslianerin dabei und holte den fünften Platz. 2012 in London ging sie nicht an den Start, vor fünf Jahren vor der Copacabana von Rio de Janeiro wurde sie Zehnte. Fünf Weltmeistertitel konnte Cunha bisher feiern, allerdings keinen davon auf der olympischen 10-Kilometer-Strecke. 2019 in Gwangju (Korea) siegte sie über 5 und 25 Kilometer. Auf der längsten Strecke war sie zuvor bereits dreimal erfolgreich.
Männer starten am Donnerstagmorgen
Mit zwei Top-Ten-Platzierungen sind die deutschen Freiwasserschwimmer gut in die olympischen Marathon-Swimming-Wettbewerbe gestartet. Die Männer starten am Donnerstagmorgen um 6:30 Uhr Ortszeit (23:30 Uhr deutscher Zeit am späten Mittwochabend). 1.500-Meter-Bronzemedaillengewinner Florian Wellbrock gehört zu den Topfavoriten im 25-köpfigen Starterfeld.
Olympia 2020: Marathon Swimming | Frauen
4. August 2021 | Odaiba Marine Park, Tokio (Japan)Platz | Name | Land | Zeit |
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1 | Ana Marcela Cunha | BRA | 1:59:30,8 |
2 | Sharon van Rouwendaal | NED | 1:59:31,7 |
3 | Kareena Lee | AUS | 1:59:32,5 |
4 | Anna Olasz | HUN | 1:59:34,8 |
5 | Leonie Beck | GER | 1:59:35,1 |
6 | Haley Anderson | USA | 1:59:36,9 |
7 | Ashley Twichell | USA | 1:59:37,9 |
8 | Xin Xin | CHN | 2:00:10,1 |
9 | Lara Grangeon de Villele | FRA | 2:00:57,3 |
10 | Finnia Wunram | GER | 2:01:01,9 |
11 | Samantha Arevalo | ECU | 2:01:30,6 |
12 | Cecilia Biagioli | ARG | 1:01:31,7 |
13 | Yumi Kida | JPN | 2:01:40,9 |
14 | Rachele Bruni | ITA | 2:02:10,2 |
15 | Anastasiia Kirpichnikova | ROC | 2:03:17,5 |
16 | Paula Ruiz Bravo | ESP | 2:03:17,6 |
17 | Angelica Andre | POR | 2:04:40,7 |
18 | Kate Sanderson | CAN | 2:04:59,1 |
19 | Alice Dearling | GBR | 2:05:03,2 |
20 | Paola Perez | VEN | 2:05:45,0 |
21 | Michelle Weber | RSA | 2:06:56,5 |
22 | Krystyna Panchishko | UKR | 2:07:35,1 |
23 | Li-Shan Chantal Liew | SGP | 2:08:17,9 |
24 | Spela Perse | SLO | 2:08:33,0 |
25 | Souad Nefissa Cherouati | ALG | 2:17:21,6 |