Die Coronapandemie stellt die Schwimmvereine in Deutschland seit über einem Jahr vor riesige Herausforderungen. Wie können Mitglieder in Zeiten geschlossener Schwimmbäder bei der Stange gehalten werden, ist das eine Problem. Eine ganz anderes ist es, Kindern weiter das Schwimmen beizubringen. Es ist die ureigenste Aufgabe der Vereine, ob im DSV, bei der DLRG, der Wasserwacht oder woanders. Doch die Zahlen sind nicht nur wegen des ohnehin rückläufigen Trends bei den Schwimmkompetenzen von Kindern und Jugendlichen besorgniserregend.
Gerade meldet der Deutsche Schwimm-Verband einen Mitgliederrückgang im Jahr 2020 um neun Prozent auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Vor allem Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren seien betroffen. Sie würden den mit Abstand größten Teil der Vereins-Aussteiger ausmachen. „Die Zahlen bestätigen unsere größten Befürchtungen“, sagt DSV-Präsident Marco Troll. „Wenn Zehntausende Kinder kein Schwimmen lernen, so hat das langfristige Folgen für den Sport und die Gesellschaft.“ Troll fordert eine „geregelte Öffnung von Schwimmbädern“. Sonst drohe eine Welle von Vereinsschließungen und „es entsteht ein Kreislauf, bei dem immer weniger Kinder Schwimmen lernen und immer mehr Vereine sterben“.
Modellprojekt in Malente
In Nordrhein-Westfalen macht der Landesschwimmverband darauf aufmerksam, dass Anfängerkurse in Gruppen mit bis zu fünf Kindern erlaubt seien, sofern die Inzidenz unter 165 liegt. „Schwimmkurse gelten als Bildungsangebot“, heißt es, deshalb greife die gleiche Inzidenzschwelle wie bei anderen Bildungsangeboten. In Schleswig-Holstein, dem Bundesland mit der geringsten Sieben-Tage-Inzidenz (56,9, Stand: 4. Mai), starten Landessportbund, Schwimmverband und DLRG gerade eine gemeinsame Schwimmlernoffensive. Wie der NDR berichtet, sollen dafür in Malente zahlreiche Kurse stattfinden. Mit ihnen soll aufgezeigt werden, wie Kinder in Pandemie-Zeiten sicher schwimmen lernen können.
Das mit dem Gesundheitsamt abgestimmte Konzept sehe feste Gruppen mit maximal acht Kindern pro Doppelbahn vor. Im Wasser müssten zwei Meter Abstand gehalten werden. Duschen danach findet nicht statt. Laut NDR erlaubt die schleswig-holsteinische Landesverordnung Schwimmunterricht für Kinder bis 14 Jahren mit entsprechendem Sicherheitskonzept. Auch in Flensburg und Kiel werden bereits Kurse angeboten, Lübeck könnte bald folgen. Nach Angaben des Landessportbunds haben in Schleswig-Holstein bisher wegen der Corona-Einschränkungen rund 30.000 Kinder weniger Schwimmen gelernt.
Ein Schwimmclub als „Verein des Monats“
Einen anderen Weg schlagen die Schwimmtrainer des SSC Landau ein. Sie bewerben sich gerade jetzt im Mai als Verein des Monats in Rheinland-Pfalz. Ein Schwimmclub in diesen Zeiten als Verein des Monats? Was paradox klingt, macht mit Blick auf die 10.000 Euro Preisgeld Sinn. Das Geld will der Verein in eine Sommerschwimmschule stecken, um dazu beizutragen, den angestauten Rückstand bei den Schwimmlernern wenigstens etwas aufzuholen. 17 Kurse mit insgesamt 170 Kindern sollen in den Monaten Juni, Juli und August stattfinden. Abgestimmt werden kann auf der Website vereinsleben.de.