Grippe, Norovirus, Pilzinfektion – tötet Chlor im Schwimmbadwasser wirklich alle Bakterien und Viren ab? Oder kann man sich möglicherweise bei anderen Besuchern anstecken? SWIM hat einen Hygieneforscher befragt.
Prof. Sebastian Lemmen, der im Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Uniklinik Aachen arbeitet, kann besorgte Schwimmer beruhigen: „Es ist anzunehmen, dass durch die Chlorung und die extreme Verdünnung durch die Wassermasse im Schwimmbecken eine ausreichende Erregerübertragung, die dann auch zu einer Infektion führt, fast unmöglich ist.“ Bei fast allen Infektionskrankheiten benötige man eine ausreichende Erregermenge, die sogenannte Infektionsdosis, damit beim „Empfänger“ auch eine Infektion wie Grippe oder Durchfall entstehen kann. Dies sei beim Schwimmbad nur theoretisch vorstellbar. „Auch in der Literatur wurde meines Wissens noch nie ein Schwimmbad als Quelle für einen Ausbruch beschrieben.“
Zwei Milliarden Mikroorganismen
Interessant zu wissen: Jeder Mensch ist von Mikroorganismen besiedelt. Diese gelangen beim Baden ins Badewasser. „So gibt jeder von uns bei jedem Baden ca. zwei Milliarden Mikroorganismen ab. Davon stammen die meisten von unserer Haut und sind harmlose Bakterien.“ informiert das Umweltbundesamt in seiner kostenlosen Broschüre „Rund um das Badewasser“. In ein Schwimmbad können danach durchaus auch Mikroorganismen eingetragen werden, die weniger harmlos sind und theoretisch Erkrankungen wie beispielsweise Magen-Darm-Erkrankungen, Erkrankungen der Haut, der Augen, des Ohres und der Atemwege hervorrufen können. Wasserübertragbare Krankheitserreger gibt es sowohl unter den Bakterien und Viren als auch unter mehrzelligen Organismen. Aber zum einen müssen diese erst einmal im Chlorwasser überleben und zum anderen sind für eine Ansteckung beispielsweise 100.000 bis 10 Millionen Bakterien nötig, um eine Salmonellen-Infektion auszulösen.