Samstag, 23. November 2024

6 Strategien für ein besseres Wassergefühl

Greifen, ziehen, drücken – jedem Schwimmer sind diese Begriffe vertraut und man kann sie einem muskulären Gefühl auch gut zuordnen. Zumindest solange man sich auf dem Trockenen befindet. Im Wasser wird die Sache etwas komplizierter, da die visuellen Kontrollmöglichkeiten fehlen. Wann sieht man sich schon einmal selbst in „realtime“ was man da im Wasser so macht?

Insofern ist die Entwicklung des Gefühls für die Wasserlage, die Hebelstellungen und natürlich die korrekte Druckrichtung von enormer Bedeutung. Die erfolgreiche Unternehmung dieses Entwicklungsprozesses hängt dabei von einigen Faktoren ab. Mit den folgenden Strategien kommen Sie der Welt des Wassergefühls ein großes Stück näher.

Auf den folgenden Seiten haben wir Tipps und Methoden zusammengestellt, die Ihnen helfen, Ihr Wassergefühl zu verbessern. Ergänzend finden Sie hier sinnvolle Übungen zur Entwicklung des Wassergefühls.

Trainingshäufigkeit

Erfahrungen kommt von erfahren. Klingt nach einer simplen Weisheit? Tatsächlich müssen Sie der Wahrheit aber auch direkt ins Auge blicken. Das Wassergefühl entwickelt sich mit jeder einzelnen Trainingseinheit. Deshalb dürfen Sie bei einer Steigerung der Trainingshäufigkeit von beispielsweise zwei auf vier Wassereinheiten in der Woche auch einen dementsprechenden Effekt auf Ihre sensomotorischen Fähigkeiten erwarten. Versuchen Sie deshalb, den Kontakt mit dem Wasser zu erhöhen. Das geht sowohl hinsichtlich der Anzahl an Trainingseinheiten aber auch in Bezug auf die Umfänge pro Einheit. Das erhöht die Anzahl der einströmenden Eindrücke.

Training in der Gruppe
Frank Wechsel / spomedis Mehr Training, bessere Schwimmtechnik: Mit den richtigen Übungen kann diese Gleichung aufgehen.

Intensität

Trainieren Sie gern in einem festen Intensitätsbereich, der Sie zwar fordert aber nicht überfordert? Dann kann es schnell passieren, dass sich Ihr sensomotorisches System an die gleichförmigen Anforderungen gewöhnt und nicht mehr genügend Stimuli empfängt, um sich weiterzuentwickeln. Nur wenn es Ihnen gelingt, das Wasser in verschiedenen Druckformen zu erfahren, werden Sie feinfühliger. Schwimmen Sie sehr schnell, z. B. über kurze Distanzen von 15 oder 25 Meter, erhöhen Sie den Druck auf Ihre Antriebsflächen. Schwimmen Sie hingegen auch mal sehr betont gleichmäßig über lange Strecken wie 800 Meter erzeugen Sie andere punktuelle Reize, die Ihr Wassergefühl ebenfalls verbessern.

Schwimmen
Frank Wechsel / spomedis Mal schnell, mal langsam: Die Mischung macht’s.

Trainingsvariationen

Wer nicht variiert, stagniert! Erzeugen Sie im Training eine Vielfalt an Eindrücken und Anforderungen. Nicht nur die Intensität ist damit gemeint. Schwimmen Sie auch mal im offenen Gewässer und versuchen Sie die vier Schwimmlagen zumindest in der Grobform zu beherrschen, sodass Sie variabler trainieren können. Bewegungsroutinen gilt es regelmäßig zu durchbrechen. Schaffen Sie sich Herausforderungen und nehmen Sie die teilweise mühsamen Veränderungsprozesse als einen Teil Ihrer Weiterentwicklung wahr. Und schließlich entwickeln Sie auch Ihre schwimmspezifische Muskulatur, die Ihnen hilft, das Wasser noch besser und gezielter zu fassen. Tipp: Schwimmen Sie Technikübungen auch einmal in verschiedenen Tempobereichen, beispielsweise Kraulabschlag-Spurt. Sie werden überrascht sein, wie schnell Sie damit neue Eindrücke erzeugen.

Training
Speedo, Paddles Schwimmen mit Paddles ist nur ein Weg, die schwimmspezifische Muskulatur anzusprechen.

Einsatz von Hilfsmitteln

Hilfsmittel wie Brett, Pullbuoy und Kurzflossen haben ihre Berechtigung im Schwimmtraining. Isolieren Sie regelmäßig die Arm- und Beinbewegungen voneinander, um sensibler für die vortriebswirksamen Aspekte zu werden. Auch das Schwimmen mit Kurzflossen und das Erzeugen einer Über-Geschwindigkeit hilft, vielfältige Eindrücke zu produzieren. Ebenfalls kann der Einsatz eines Schwimmerschnorchels dazu beitragen, die Atmung aus der Gesamtkoordination heraus zu nehmen. Damit können Sie sogar Ihre Bewegungen in der Unterwasserphase beobachten und Ihre Bewegungsvorstellung unter visueller Kontrolle weiter präzisieren.

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Frank Wechsel / spomedis Hilfsmittel fürs Schwimmtraining gibt es wie Sand am Meer. Finden Sie für Ihre Zwecke das passende Spielzeug.

Videoanalyse

Ein ganz wesentlicher Punkt für die persönliche Weiterentwicklung! Nur wenn Sie ein detailgetreues Abbild Ihrer Bewegung im Kopf haben und eine bildhafte Vorstellung dazu synchronisieren, können Sie an technischen Verbesserungen erfolgreich arbeiten. Dies dient dazu, sich noch näher an die gewünschte Feinform heranzutasten. Mit dem regelmäßigen Update Ihres technischen Abbildes gewährleisten Sie, nicht in falsche Bewegungsmuster zu verfallen. Das erhöht Ihre Selbstwahrnehmung und verbessert das Wassergefühl.

Strömungskanal
Tenerife Top Training Eine Videoanalyse im Strömungskanal wäre wünschenswert. Zunächst tut es aber auch das Smartphone.

Wettkampf

Was ein Wettkampf mit Wassergefühl zu tun hat? Vielleicht haben Sie diesen Ausspruch eines Trainers schon einmal gehört: „Wettkampf ist das beste Training!“ Dahinter verbirgt sich eine ganz wichtige und fundamentale Erkenntnis. Nur, wer sich im Wettkampf hin und wieder voll verausgabt, bekommt ein Gefühl für die tatsächlich realisierbaren Energien und die dabei in Bewegung gesetzten Stoffwechselprozesse. Schwimmen Sie deshalb Wettkämpfe! Sie werden mit jedem Einsatz spüren, wie es Ihnen besser gelingt, Ihr eigenes Rennen zu schwimmen. Ein ganz großer Schritt zur Vervollkommnung Ihrer Sinneserfahrungen und der richtigen Interpretation von Körpersignalen!

Freiwasserschwimmen 02
Daniel Kopatsch Auf die Plätze. Fertig. Los: Wettkämpfe sind für viele das Salz in der Suppe.
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Holger Lüning
Holger Lüninghttps://holgerluening.de/
Holger Lüning ist Sportwissenschaftler und Schwimmtrainer mit rund 30 Jahren Erfahrung im Hochleistungssport. Er schwamm er in der Bundesligamannschaft des EOSC Offenbach und gewann im Masterbereich zahlreiche Meistertitel.

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