Freitag, 19. April 2024

Wie die Schwimmfähigkeit mit dem Schulabschluss korreliert

Zu viele Kinder in Deutschland sind keine sicheren Schwimmer, das bestätigt eine neue Umfrage. Besonders erschreckend: Die Schwimmfähigkeit hängt auch vom Bildungsgrad und dem Einkommen ab.

Campus Sursee
Campus Sursee Nicht alle Kinder können so befreit im Wasser spielen.

Es gibt neue, alarmierende Zahlen von der DLRG zur Schwimmfähigkeit in Deutschland. Demnach hat sich die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter zwischen sechs und zehn Jahren seit 2017 verdoppelt. Damals hatten zehn Prozent der befragten Eltern angeben, dass ihr Kind nicht schwimmen könne. Der neuen Umfrage zufolge, für die die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) forsa beauftragt hat, sind es nun 20 Prozent.

Kaum Veränderungen gab es bei den guten Schwimmern: 57 Prozent der Kinder werden von ihren Eltern als sichere Schwimmer bezeichnet (2017 waren es 59 %). Laut DLRG ist diese Einordnung allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn viele Eltern würden die Schwimmfähigkeiten ihrer Kinder überschätzen. So sei immer noch der Irrglaube verbreitet, dass Mädchen und Jungen mit Seepferdchenabzeichen sichere Schwimmer seien. Die DLRG selbst geht Anhand aktueller Angaben zu abgelegten Schwimmprüfungen davon aus, dass derzeit sechs von zehn Kindern am Ende der Grundschule (58 %) keine sicheren Schwimmer sind.

DLRG: 600 Euro für einen Schwimmkurs sind zu viel

Die Umfrage zeigt zudem einen deutlichen Zusammenhang zwischen den Schwimmfähigkeiten und dem Einkommen der Eltern. So sind Jungen und Mädchen aus Familien mit einem geringen Haushaltseinkommen viel häufiger Nichtschwimmer. Laut DLRG kann die Hälfte (49 %) der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2.500 Euro nicht schwimmen. Hingegen sind es bei einem Haushaltsnettoeinkommen über 4.000 Euro zwölf Prozent. DLRG-Präsidentin Ute Vogt sagte dazu: „Schwimmen zu können darf keine Frage des Geldes sein. Umso wichtiger ist es, dass jede Schule in die Lage versetzt wird, das Schwimmen angemessen zu unterrichten.“

In einem „Welt“-Interview ergänzte Vogt: „Ich denke, dass es einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Bildungsnähe – und ob ich Schwimmen als wesentlichen Teil der Bildung betrachte. Historisch gesehen ist Schwimmen Teil der klassischen Bildung, wie das Schreiben, das Lesen, das Rechnen.“ Ein Problem seien die gestiegenen Kosten für den Schwimmbadeintritt. Zudem seien private Schwimmschulen oft zu teuer. Es könne nicht sein, so Vogt, dass für einen privaten Schwimmkurs 300 bis 600 Euro verlangt würden.

„Eigentlich war Schwimmen immer ein Sport, der leicht zugänglich war und den man für wenig Geld ausüben konnte.“ Ein Badeanzug oder eine Badehose sei keine teure Ausrüstung und günstiger etwa als ein Paar Fußballschuhe. Laut Vogt setzte sich der Trend im Erwachsenenalter fort. Daher könne man sagen: „Je geringer der Schulabschluss, desto schlechter die Schwimmfähigkeit.“

Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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1 Kommentar

  1. Ich bin seit über 16 Jahren in der Schwimmausbildung in einem Verein tätig. Wir liegen mit unserem Monatsbeitrag bis zum bestandenen Seepferdchen bei 16,- Euro. Die Bildungs- und Teilhabeförderung liegt bei 15 Euro im Monat. Damit zahlen die Eltern effektiv 1 Euro im Monat pro Kind. Mit der geringen finanziellen Belastung sinkt bei den finanzschwachen Eltern leider auch die Motivation, das Kind zum Schwimmen zu bringen. Ich denke es hat nicht ausschließlich was mit dem Geld zu tun, sondern eben auch vielfach mit dem Bildungsstand. Zum Glück gibt es auch immer wieder Ausnahmen.

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