Immer mehr Athletinnen und Athleten fordern wegen der Coronakrise die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio. Auch Michael Groß, nach Roland Matthes Deutschlands erfolgreichster Olympiaschwimmer, spricht sich dafür aus. Der Offenbacher appellierte am Wochenende in einem emotionalen Facebook-Post an IOC-Präsident Thomas Bach und zog einen Vergleich zu den Boykott-Spielen 1980 in Moskau. Damals nahm die Bundesrepublik wie die USA und zahlreiche andere Staaten des Westens und der islamischen Welt aus Protest gegen den Afghanistan-Einsatz der Sowjetunion nicht an den Spielen teil. Für viele Sportler platzte damals wenige Wochen vor Beginn der Wettkämpfe der Olympiatraum.
„Lieber Thomas“, schreibt Groß, „wir beide haben zusammen den Olympia-Boykott 1980 erlitten. Für viele Athleten unser Mannschaftskollegen war der Traum von Olympia damals geplatzt – endgültig. Diesmal geht es darum, dass Du den Traum von Olympia für viele Athleten retten kannst – durch das Verschieben der Spiele auf 2021 oder 2022. JETZT 2020 wäre eine Durchführung unfair!“ Seinen Post versah der 55-Jährige mit einem zornigen Emoji.
Bach hatte am Sonntag gesagt, dass in den nächsten vier Wochen eine Entscheidung über die Spiele fallen werde. Zahlreiche Sportler hatten zuvor ihr Unverständnis über das Verhalten des IOC geäußert. Einige, wie der deutsche Athletensprecher Max Hartung haben eine Teilnahme dieses Jahr bereits ausgeschlossen. Die Bedingungen seien nicht fair, so Michael Groß, weil viele Sportler gar nicht oder nur eingeschränkt trainieren könnten. Außerdem stehe das globale Anti-Doping-System still. Der Apelldes dreifachen Olympiasiegers: „JETZT die Spiele zu verschieben würde ALLEN den Druck nehmen. Jetzt ist anderes wichtiger als Olympia.“