Milliardenplan für Schwimmbäder | So soll die Bäderkrise gelöst werden

Die Bäderallianz fordert eine Milliarde Euro jährlich für Sanierung und Neubau – ihr Plan soll Schwimmunterricht und Sport sichern.

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Die Bäderallianz Deutschland, ein Zusammenschluss von 15 Verbänden aus Schwimmsport, Rettungswesen und Bäderwesen, hat mit dem „Deutschen Schwimmbadplan“ erstmals eine bundesweite Strategie für eine zukunftsfähige Schwimmbadinfrastruktur vorgestellt. Hintergrund ist die dramatische Lage vieler Bäder: Rund die Hälfte aller öffentlichen Schwimmbäder in Deutschland gilt als sanierungsbedürftig, viele sind bereits geschlossen. Das Ziel der Allianz ist klar: Kinder sollen spätestens beim Verlassen der Grundschule sicher schwimmen können. Da dafür braucht es ausreichend, wohnortnahe und moderne Schwimmbäder.

Vier Bädertypen für eine bedarfsgerechte Versorgung

Der Deutsche Schwimmbadplan schlägt vor, das Netz an Bädern bundesweit systematisch in vier Bädertypen zu gliedern und so die Versorgung planbar und effizient zu gestalten.

1. Lehrschwimmbad
Lehrschwimmbäder sind speziell für den Schwimmunterricht konzipiert. Sie bieten eine funktionale, barrierefreie Ausstattung und sollen möglichst wohnortnah verfügbar sein. Die Größe des Pools soll 12,5 Meter x 8 Meter und die Tiefe abfallend 80 bis 135 Zentimeter betragen. Das Lehrschwimmbad soll sich für den standardisierten Bau eignen, um die Kosten zu senken. Durch digitale Technik soll die technische Überwachung mehrerer Bäder zentral erfolgen.

2. Hallenbad, Freibad, Kombibad
Gemeint sind hiermit die aktuell gängigen, öffentlichen Schwimmbäder. Sie bieten vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und sollen der Allgemeinheit für individuellen Sport, Gesundheit, Soziales und für Erholung zur Verfügung stehen.

3. Vereinssportbad
Vereinssportbäder sind auf Training und Wettkämpfe im Breiten- und Leistungssport ausgerichtet. Sie verfügen über standardisierte 25- oder 50-Meter-Bahnen, Sprunganlagen und weitere sportgerechte Ausstattung. Diese Bäder sichern den geregelten Vereinsbetrieb, fördern Nachwuchsarbeit und ermöglichen die Austragung von regionalen bis nationalen Wettbewerben.

4. Spitzensportbad:
Spitzensportbäder erfüllen höchste Anforderungen für den Wettkampfsport. Sie verfügen über modernste Ausstattung, elektronische Zeitmessung und normgerechte Becken für nationale und internationale Events. Diese Bäder sind überregional bedeutend und unverzichtbar für die Förderung des Spitzen- und Leistungssports im Schwimmen.

Die Bäderallianz fordert eine bedarfsgerechte, regionale Planung, bei der alle vier Typen in ausreichender Zahl und kluger Verteilung realisiert werden. Jeder Mensch in Deutschland soll in maximal 30 Autominuten ein geeignetes Bad erreichen können.

Schwimmen lernen ist Pflichtaufgabe

Zentrales Anliegen der Allianz ist der Schwimmunterricht. Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) und die DLRG betonen, dass aktuell rund 60 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule nicht sicher schwimmen können. Das stellt nicht nur ein massives Sicherheitsrisiko dar, sondern gefährdet auch den Schwimmsport und das Rettungswesen langfristig. Deshalb soll Schwimmenlernen wieder verlässlich in den schulischen Ganztag integriert werden. Schulen und Vereine sollen hierfür enger zusammenarbeiten.

Investitionsbedarf und Finanzierung

Um den enormen Sanierungsstau und die nötigen Neubauten zu stemmen, schlägt die Bäderallianz ein verbindliches, langfristiges Förderprogramm vor. Konkret soll über einen Zeitraum von zwölf Jahren jährlich mindestens eine Milliarde Euro in die Bäderinfrastruktur investiert werden. Ergänzend sollen die Bundesländer eigene Landesbäderpläne mit entsprechender Finanzierung aufstellen. Eine neu zu schaffende „Servicestelle Bädersanierung und -entwicklung“ beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung soll den Sanierungsbedarf ermitteln, Investitionen steuern und Kommunen sowie Vereine beraten.

Die Bäderallianz betont, dass die Sanierung und der Erhalt der Bäder keine alleinigen Aufgaben der Kommunen sein können. Vielmehr seien Bund, Länder und Kommunen gemeinsam in der Pflicht. Die Allianz fordert verbindliche Zielvereinbarungen, mit denen der Zugang zu Schwimmunterricht, Vereins- und Gesundheitssport langfristig gesichert wird. Auch die Betreiberstrukturen will man stärken – durch Qualifizierung, Beratung und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen.

Gesellschaftliche Bedeutung im Blick

Die Bäderallianz verweist auf den hohen gesellschaftlichen Nutzen einer guten Bäderinfrastruktur: Schwimmenlernen rettet Leben, fördert Gesundheit, ermöglicht Integration und stärkt den Vereinssport. Angesichts des demografischen Wandels sollen Bäder auch Angebote für Reha- und Gesundheitssport machen. Wartelisten für Rehakurse oder Aquafitness sollen der Vergangenheit angehören.

Mit dem Deutschen Schwimmbadplan legt die Bäderallianz Deutschland einen umfassenden Fahrplan vor, der nicht nur den Verfall der Bäder stoppen, sondern eine moderne, flächendeckende Versorgung sichern soll. Das Ziel: Kein Kind verlässt die Grundschule mehr, ohne sicher schwimmen zu können – und niemand muss weit fahren, um ein funktionierendes Schwimmbad zu erreichen. Für diese Zukunft ruft die Allianz zu einem Schulterschluss aller politischen Ebenen auf.

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Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.