Gerettet! Martin Hofmann hat mit ein paar Gleichgesinnten das Kummerower Seeschwimmen wiederbelebt – und damit auch für die nächsten Jahre gerettet. Bei dem Wettbewerb hat Niklas Heese die schnellste Zeit abgeliefert, ein Wasserballer aus Rostock. Am Start war auch unser Autor.
Was für ein schönes Ziel! Ein Schloss! Das Schloss Kummerow, ein stattliches Herrenhaus im Stil des Barocks. Doch bevor die gut 100 Frauen und Männer an diesem letzten Sonntag im Juli vor dem imposanten Bauwerk ankommen, müssen sie knapp drei Kilometer weit durch den achtgrößten See der Republik kraulen. Okay, manche schwimmen lieber Brust. Die meisten indes kraulen, manche ziemlich schnell. Etwa der spätere Gewinner des 23. Kummerower Seeschwimmens, Niklas Heese. Der Kapitän der Zweitliga-Wasserballer der HSG Warnemünde aus Rostock wird für die rund 2,8 Kilometer 37:37 Minuten benötigen.
Sonntagvormittag, kurz vor 11 Uhr. Alle Starterinnen und Starter sind soeben mit zwei Bussen vom Parkplatz vor dem Schloss auf die gegenüberliegende Seeseite in das Örtchen Salem kutschiert worden. Die Sonne lacht vom Himmel, es weht ein lauer Wind aus Osten, das Wasser hat knapp 20 Grad. Beste Bedingungen also für das Kummerower Seeschwimmen, das erstmals seit der Coronapandemie wieder stattfindet.
Links und rechts die Mecklenburgische Schweiz, vorne das Schloss
Punkt 11 Uhr, ein lauter Knall, der Startschuss. Die Männer und Frauen, die ganz vorn mitmischen wollen, sind blitzschnell auf der mit Bojen gekennzeichneten Strecke unterwegs. Die Genussschimmer hingegen – etwa die mit 69 Jahren älteste Starterin, Doris Lange – sind zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht alle im Wasser. In der Spitzengruppe setzen sich bald drei Männer ab, die gut eine halbe Stunde später die Podiumsplätze unter sich ausmachen werden.
Ich habe mich unmittelbar nach dem Start an diese Schwimmer gehängt, werde aber schon wenige hundert Meter später leider abgehängt. Die Perspektive bei diesem Schwimmen an diesem tollen Sommertag ist spektakulär. Beim Atmen sind rechts und links die Hügel der Mecklenburgischen Schweiz zu sehen – sowie die Boote der Feuerwehr und der Wasserwacht, deren Besatzung aufpasst, dass alle gut durch den See kommen. Beim Blick nach vorn sollte immer das Schloss zu sehen sein – denn wer mit Schloss im Visier krault, ist auf dem direkten Weg in Richtung Ziel. Nach etwa einem Kilometer schwimme ich zusammen mit Livia Keusch, sie wird später die Wertung der Frauen gewinnen – in 40:20 Minuten. Wir kommen ganz ordentlich voran, maximal fünf oder sechs Schwimmer dürften vor uns sein. Das Wasser ist griffig – und es schmeckt gut. Das Schloss wird größer und größer. Bald die letzten Züge, am Ufer thront der Zielbogen. Livia gibt Gas – und sie ist weg. Die letzten Meter müssen alle Schwimmerinnen und Schwimmer zu Fuß gehen, weil das Wasser im Uferbereich zu flach ist zum Schwimmen. Manche rennen, denn sie wollen noch ein paar Sekunden gutmachen.
Der Bürgermeister wartet im Ziel
Nach und nach kommen alle Starter ins Ziel, wirklich alle kommen durch! Jeder und jede wird vom Bürgermeister André Ebeling persönlich im Empfang genommen und vom Publikum bejubelt. Der letzte Schwimmer erreicht gegen 13:15 Uhr das Ziel, der Mann kommt allerdings nicht in die Wertung – denn nach zwei Stunden ist offiziell Schluss.
Im Zielbereich lauter strahlende Gesichter. Alle sind happy, ganz besonders freut sich Martin Hofmann. Ohne diesen Mann, der früher – länger her – Wasserball-Jugendnationalspieler war, hätte dieser tolle Wettkampf nicht stattgefunden. Zusammen mit ein paar Gleichgesinnten hat der Mann aus Gielow das Seeschwimmen nach Corona wiederbelebt – und damit auch für die nächsten Jahre gerettet. Der Termin für das Schwimmen im kommenden Jahr steht schon fest: wieder der letzte Sonntag im Juli. Martin Hofmann hat für 2024 bereits die Zusage von einem Top-Schwimmer: Christoph „Wandi“ Wandratsch aus Bayern hat angekündigt, dass er im nächsten Juli nach Mecklenburg kommen will.