Als erste deutsche Schwimmerin will Nathalie Pohl die Ocean’s Seven bewältigen. Von diesem Ziel ist sie jetzt nur noch einen Schritt entfernt.
Extremschwimmerin Nathalie Pohl ist nur noch einen Schritt von den Ocean’s Seven entfernt. Am Mittwoch durchschwamm die 28-Jährige im dritten Versuch erfolgreich durch die neuseeländische Cookstraße. Damit hat die Marburgerin jetzt sechs der sieben Open-Water-Herausforderungen bewältigt, die letzte Etappe, der Nordkanal zwischen Irland und Schottland, soll noch dieses Jahr folgen. Für die 23 Kilometer lange Strecke von der Südinsel Neuseelands zur Nordinsel benötigte Pohl 6 Stunden und 33 Minuten. „Die Bedingungen waren alles andere als optimal“, sagte die Sportlerin. „Das Wetter ist plötzlich wieder umgeschlagen. Ich bin einfach glücklich, dass ich es doch noch geschafft habe.“
„Neuseeland hat es mir nicht leicht gemacht.“
Bereits zweimal, 2019 und 2020, hatte Pohl ihre Versuche in Neuseeland abbrechen müssen, weil ihr die tückische See in diesem Gebiet einen Strich durch die Rechnung machte. Neben regem Schiffsverkehr tummeln sich oft Haie in der Cookstraße. Außerdem können plötzlich auftretende Strömungen jedes Vorwärtskommen unmöglich machen oder ein Schwimmen extrem in die Länge ziehen. Entsprechend ist die Streuung der Schwimmzeiten sehr groß. Die Rekorde in der Cookstraße halten laut longswims.com Casey Glover in 4:37 Stunden (geschwommen 2008) und Denise Anderson in 5:04 Stunden (1986). Häufig stehen am Ende aber auch Zeiten jenseits von zehn Stunden zu Buche. Etwa 130 Menschen sind die Meerenge bisher erfolgreich durchschwommen. Der deutsche Ocean’s-Seven-Schwimmer André Wiersig war 2019 8:32 Stunden unterwegs.
Auch diesmal sorgte das Wetter für einige Kapriolen. Drei Wochen lang wartete Pohl auf bessere Bedingungen. Erst sorgte starker Regen in Neuseeland für Hochwasser, dann machten ein Zyklon sowie ein Erdbeben den Start fast unmöglich. „Neuseeland hat es mir nicht leicht gemacht. Es war bis zum Schluss nicht sicher, ob ich überhaupt starten kann. Über so einen langen Zeitraum hinweg fokussiert zu bleiben, war eine echte Herausforderung“, so Pohl. Es komme im Freiwasser eben auch auf die mentale Stärke an. „Egal, wie gut man sich vorbereitet, ein Restrisiko bleibt immer. Mit eigener Kraft eine solche Herausforderung zu schaffen, ist für mich das pure Adrenalin.“
Nordkanal im September geplant
Vorbereitet hatte sich die Schwimmerin unter anderem in Portugal. Ihr Trainer Joshua Neuloh berichtet in einer Mitteilung stürmischen Bedingungen und zwei Meter hohen Wellen im 16 Grad kalten Atlantik. „Kein Boot war draußen. Selbst die portugiesische Marine hatte ihre Flotte im Hafen. Aber Nathalie war im Meer und hat trainiert.“
Zuletzt war Pohl im August 2022 auf Hawaii die Querung des Kaiwi Channels gelungen. Mehr als 15 Stunden war sie dabei im Wasser. Zuvor war sie durch die Straße von Gibraltar, den Ärmelkanal (beide 2016), den Catalina Channel (2017) und den Tsugaru Channel (2019) geschwommen. Mit dem Nordkanal will Pohl das Projekt Ocean’s Seven im September abschließen.