Der Bodensee hat sein nächstes Schwimm-Drama geschrieben. Beim Versuch, Deutschlands größten See der Länge nach zu durchqueren, legte Freiwasserschwimmerin Conny Prasser in 21 Stunden 47 Kilometer zurück, ehe die doch noch aufgeben musste. Zuvor bot die Sächsin dem wechselhaften Gewässer einen großen Kampf und lieferte eine mehr als beachtenswerte Leistung. Über viele Stunden kämpfte die 45-Jährige mit Strömung, Schmerzen und Erschöpfung. Insgesamt ist die Strecke von Bodman im Westen des Sees bis nach Bregenz im Osten etwa 64 Kilometer lang. Bisher haben erst drei Schwimmer, Christof Wandratsch (20:41 Stunden), Bruno Baumgartner (24:20 Stunden) und Hamza Bakircioglu (30:45 Stunden) die Distanz geschafft, 16 Versuche mussten laut dem Veranstalter Bodenseequerung vorzeitig abgebrochen werden.
Kälte und schmerzende Arme
Bei frischen 16 Grad Wassertemperatur war die erfahrene Eisschwimmerin am Samstag um 7.30 Uhr in Bodman gestartet. Zunächst kam sie gut und zügig voran. Nach sechs Stunden im Wasser passierte Prasser die Insel Mainau, kurz darauf schwamm sie aus dem schmalen Teil des Bodensees, dem Überlinger See, in den weiten Obersee. Dort hielt sie sich zunächst am Nordufer, ehe sie gegen 20 Uhr bei Immenstaad in die Mitte des Bodensees wechselte. Dort ging es für die Athletin auch in die Nacht. Um 1 Uhr schreibt ihre Crew auf Facebook: „Conny ist es mittlerweile recht kalt und der Arm schmerzt. Nach 41,5 km geschwommener Distanz, befindet sie sich mittlerweile auch in ungewohnten, neuen ‚Gewässern‘. Noch liegen knapp 4 Stunden Dunkelheit vor ihr, die sie überbrücken muss und weitere knapp 24 Kilometer.“
Schluss am Morgen
Die Entscheidung zum Abbruch fiel am frühen Morgen. In der Dunkelheit war Prasser teilweise nur noch wenige Hundert Meter pro Stunde vorangekommen. Probleme bereiteten ihr vor allem die Schmerzen im Arm, die von einem Muskelfaserriss herrühren, was die Schwimmerin aber erst am nächsten Tag bei einem Check erfahren wird. Nicht optimal war zudem, dass zwei Begleitboote im Verlauf des Schwimmens Motorschaden hatten, wobei dies die Sportlerin im Wasser nicht unbedingt am Schwimmen gehindert haben muss. Die Athletin sei bis zum Schluss im anvisierten Zeitrahmen unterwegs gewesen, heißt es vom Veranstalter. Prassers Begleiter fasst es so zusammen: „Unabhängig [von den Umständen] setzen Kälte und Erschöpfung Conny stark zu. Wellen und Gegenströmung kommen von vorn. Sie kann nur noch mit dem linken Arm ziehen. Im Morgengrauen dann die Erkenntnis, dass es keinen Sinn mehr macht, weil die Geschwindigkeiten, die wir bis Nachmittag brauchen, nicht mehr realistisch sind, selbst wenn es Conny gelungen wäre, irgendwie die Distanz zu schaffen.“
Für Ausdauersportlerin Prasser, die früher an Langstreckentriathlons teilnahm, war es der erste Versuch, die Längsquerung durch den Bodensee zu schwimmen. 2019 hatte sie die 32 Kilometer lange Dreiländerquerung von Lindau (Deutschland) über Rorschach (Schweiz) bis nach Bregenz (Österreich) in 12 Stunden und 51 Minuten geschafft. Die doppelte Breitenquerung von Friedrichshafen in Deutschland ins schweizerische Romanshorn und zurück (22 Kilometer) gelang ihr 2017 in 7 Stunden und 29 Minuten. Alle Infos zu den verschiedenen Strecken im Bodensee gibt es auf der Website von Bodenseequerung.de.