Donnerstag, 21. November 2024

Internationale Stimmen | So reagiert die Schwimmwelt auf die Doping-Enthüllungen in China

Ein Dopingverdacht gegen 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer und eine mögliche Vertuschung des Falls durch die WADA erschüttern den Sport. Wir dokumentieren deutsche und internationale Reaktionen auf die Enthüllungen der ARD-Dopingredaktion.

FINA Zahlreiche chinesische Schwimmerund Schwimmer stehen unter Dopingverdacht.

Der Verdacht wiegt schwer: Laut Enthüllungen der ARD-Dopingredaktion und der New York Times sollen 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer Anfang 2021 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet worden sein. Trotz der Tests starteten 13 von ihnen im selben Jahr bei den Olympischen Spielen in Tokio, wo das chinesische Schwimmteam mit drei Olympiasiegen und insgesamt sechs Medaillen bemerkenswerte Erfolge feierte.

Dem Bericht nach wurden die positiven Testergebnisse von der chinesischen Anti-Doping-Agentur (CHINADA) zwar offiziell der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) gemeldet. Sanktionen gab es jedoch keine. Offenbar schenkte die WADA einem chinesischen Untersuchungsbericht Glauben, nach dem kontaminierte Speisen in einem Hotel zu den positiven Testergebnissen geführt hätten. An der Untersuchung sollen neben der CHINADA, das Ministerium für öffentliche Sicherheit sowie Polizeibeamte des chinesischen Geheimdienstes beteiligt gewesen sein.

Dass es von der WADA weder ein offizielles Statement zu dem Fall, noch Sanktionen oder eine eigene Untersuchung in dem Fall gegeben hat, sorgt international für Empörung. Wir dokumentieren an dieser Stelle ausgewählte Reaktionen.

Bundes-Innenministerin Nancy Faeser: „Wenige Monate vor den Olympischen Spielen muss der im Raum stehende Verdacht des Wegschauens oder gar Vertuschens schnellstens umfassend aufgeklärt werden. Wenn ein so schwerwiegender Dopingverdacht besteht, dann muss dieser unabhängig durch die WADA geprüft werden.“

DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann: „Die Nachrichten aus China sind beunruhigend, und sie erinnern uns daran, dass Transparenz ein unverzichtbarer Bestandteil des Anti-Doping-Kampfes ist. Jeder Mangel daran erschüttert nicht nur das Vertrauen in einzelne Institutionen, sondern in die Glaubwürdigkeit des gesamten Sports – und zwar mit Wirkung nach außen und nach innen. Nach den jüngsten Berichten fordern wir daher eine umfassende Aufarbeitung aller Vorgänge und gegebenenfalls auch Konsequenzen – nur so kann die Integrität des Sports gewahrt werden.“

Léa Krüger (Präsidiumsmitglied Athleten Deutschland): „Sollten sich die Verdachtsfälle als zutreffend herausstellen, wäre das offenbar nachlässige Agieren der WADA ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Athletinnen und Athleten: Sie halten sich an die Regeln. Sie akzeptieren die Beweislastumkehr als tragende Säule des Anti-Doping-Kampfs, und sie nehmen selbstverständlich die Strapazen des globalen Doping-Kontrollregimes auf sich.“

Olympiasieger Mack Horton (Australien): „Die Nachricht macht die gesamte Sportgemeinschaft wütend. Sie gefährdet die Integrität des Sports im Allgemeinen, nicht nur die des Schwimmens. Es gibt einen Grund, warum wir im Sport globale Gremien haben, und die Erwartung ist, dass sie den Ton angeben für saubere und gerechte Wettkämpfe.

Olympiasieger Adam Peaty (Großbritannien): „Ob jemand davon profitiert oder nicht, in diesem Ausmaß ist das ein Beweis dafür, dass es systematisch ist. Ich bin sehr enttäuschend von der WADA.“

Frank Wechsel Chinas 4×200-Meter-Freistilstaffel gewann in Tokio Olympiagold.

USADA-Chef Travis Tygart (USA): „Lässt man die Rhetorik beiseite, bleibt der Fakt: Die WADA hat es versäumt, diese Athleten vorläufig zu suspendieren, ihre Ergebnisse zu streichen und die positiven Tests öffentlich bekannt zu geben. Das sind schwerwiegende Fehler, selbst wenn man die Geschichte abkauft, dass es sich um eine Kontamination gehandelt habe.“

Olympiasieger Zac Stubblety-Cook (Australien): „Das ist eine Sache der WADA. Ich bin Sportler und muss dem System vertrauen.“

Olympiasieger James Guy (Großbritannien): „Sperrt sie alle und lasst sie nie wieder antreten. Gebt ‚Slam‘ seine Goldmedaille jetzt!“ („Slam“ ist der Spitzname des britischen Schwimmers Duncan Scott, der in Tokio hinter dem beschuldigten Shun Wang Zweiter über 200 Meter Lagen wurde)

Olympiasiegerin Allison Schmitt (USA): „Ich erinnere mich, dass unsere Staffel damals darum gebeten hat, sich einem Dopingtest zu unterziehen, um sicherzustellen, dass wir alle sauber sind. Ich bin nicht nur als Athletin persönlich betroffen, sondern auch als Mensch enttäuscht über den Mangel an Fairplay und Integrität, den die WADA angeblich hochhält.“

Olympiasiegerin Lilly King (USA): „Ich bin sprachlos. Ich fühle mit unseren sauberen Athleten und bin frustriert über das System, das sie im Stich gelassen hat.“

Olympiasieger Kyle Chalmers (Australien): „Ich liebe es, Australier zu sein, denn hier ist es verpönt, zu dopen. Du würdest so heftig kritisiert werden. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich weiß, dass hier meiner Meinung nach jeder sauber sein muss. Ich werde fast wöchentlich getestet und ich hoffe, dass das überall auf der Welt passiert.“

Olympiasiegerin Ariarne Titmus (Australien): „In jedem Rennen hoffst du, dass du gegen Leute antrittst, die im selben Boot sitzen wie du und die so hart wie sie konnten, dafür gearbeitet haben, diese Position auf faire Weise zu erreichen. Ich hoffe, dass das in Paris auch so sein wird.“

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Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.