Was für eine coole Idee. Mitten im Winter und in diesen öden Pandemiezeiten mal wieder einen Wettkampf schwimmen. Jeder für sich und in Gedanken doch eng beisammen. Die Eiswürfel aus Immenstadt im Allgäu hatten den 1. Virtual Christmas Ice Swimming Cup ausgeschrieben.
Gut 50 Schwimmerinnen und Schwimmer haben mitgemacht, in Norddeutschland und in Süddeutschland, in der Schweiz und in Österreich. Und wir waren auch dabei – mein Eisschwimm-Freund Reiner Koch vom SV Ludwigsburg und ich. Wir sind in der Woche vor Weihnachten fast täglich im Neckar gewesen. Öfter als gewöhnlich. Die Wassertemperatur: rund fünf Grad. Wir schwimmen seit ein paar Jahren regelmäßig auch während der kalten Jahreszeit in unserem Fluss. Aber jetzt war alles eine bisschen anders, aufregender. Jetzt ging es auch um gestoppte Zeiten. Wie schön.
Jeder stoppt sich selbst
Acht Strecken waren ausgeschrieben – und achtmal ist jeder von uns beiden geschwommen. 50, 100 und 200 Meter Brust, 50, 100 und 200 Meter Freistil sowie 50 und 100 Meter Schmetterling. Die Eiswürfel, rund ein Dutzend Sportler aus dem Allgäu, zum Beispiel sind im Großen Alpsee geschwommen, ein paar Berliner Schwimmer im Obersee. Das Reglement war ganz einfach: jeder misst die Strecken selber ab und stoppt die Zeiten. Alles auf Treue und Glauben. Kontrollieren konnte das ja niemand. Das Wasser sollte wenigstens fünf Grad haben. Pro Grad über fünf wurde je 50 Meter eine Sekunde auf die geschwommene Zeit drauf geschlagen. Aber um ganz exakte Zeiten ging es ja eh nicht. Just for fun, dabei sein ist alles – das war das Motto.
Im Neckar hatten wir ein ganz spezielles Problem: die Flussströmung. Wir haben uns mit einem Kniff beholfen: sind einhundert Meter in die eine Richtung und einhundert Meter in die andere geschwommen. Schnell wurde uns klar: wir verlieren gegen die Strömung viel mehr Zeit als wir mit dem Fluss gewinnen. Die kurzen Strecken sind wir quer zum Fluss geschwommen – also immer schräg zur Strömung. Entweder man hält dagegen – und verliert wieder Zeit. Oder man lässt sich ein bisschen mit der Strömung treiben – und schwimmt unweigerlich ein paar Meter mehr als 50. Egal. Die anderen Schwimmer hatten sichtlich auch ihre speziellen Probleme.
50 Meter in 30 Sekunden
Die geschwommenen Zeiten sind nur bedingt miteinander vergleichbar. Reiner und ich sind ausgerechnet über 100 Meter Brust die schnellste Zeit von allen Startern geschwommen: 1:46 Minuten. Richtig schnell unterwegs waren unter anderem Ute Röckel von Aqua Berlin über 50 Meter Freistil in 30,7 Sekunden und Marcus Joas (Die Eiswürfel) über 50 Meter Freistil in 29,3 Sekunden.
Die Eiswürfel schwimmen gewöhnlich für den TSV Immenstadt. Der Club hatte bereits im Sommer virtuelle Wettkämpfe veranstaltet. Die Idee war also im Kopf. Als dann feststand, dass auch die Eis-Wettkämpfe, etwa die German Open in Veitsbronn, wegen Corona ausfallen müssen, war klar: Auch über Weihnachten steigt ein Wettkampf auf Abstand.
Eine Maske als Preis
Einer der Eisschwimm-Wiederholungstäter ist Ulf Karnikowski vom Team Warmduscher. Ulf startet in normalen Wintern bei fast jedem Wettkampf im Kaltwasser. Er hat jetzt nach dem coolen virtuellen Schwimmen gesagt: „Es hat sehr motiviert, mal eine Strecke auf Zeit zu schwimmen.“ Und er freue sich auf die Maske. Jeder Starter bekommt in den nächsten Tagen vom Veranstalter einen Mund-Nasen-Schutz zugeschickt – mit der Aufschrift „I gfrei mi, dass i gfrier!“ Frei übersetzt: „Ich freue mich, dass ich schier einfriere“.
Weitere Infos zum virtuellen Cup gibt es auf der Webseite der Eiswürfel.