Donnerstag, 19. September 2024

So schnell war noch keiner | Andreas Waschburger schwimmt Rekord im Ärmelkanal

Andreas Waschburger hat es geschafft: Schneller als je ein Mensch zuvor ist der Saarländer durch den Ärmelkanal von England nach Frankreich geschwommen.

Nis Sienknecht Der neue Rekordschwimmer: Andreas Waschburger.

Was für eine Leistung von Andreas Waschburger! Der Freiwasserschwimmer aus dem Saarland hat den Rekord für die schnellste Querung des Ärmelkanals aufgestellt. Bereits am Freitag gelang dem 36-Jährigen eine Zeit von 6:45:25 Stunden für die 32 Kilometer lange Strecke durch die Meerenge zwischen England und Frankreich. Vorläufig der offiziellen Ratifizierung verbesserte Waschburger damit die bisherige Bestmarke von Trent Grimsey. Der Australier war am Tag genau vor elf Jahren 6:55 Stunden unterwegs gewesen. Vor Grimsey hatte mit Christof Wandratsch bereits ein deutscher Schwimmer den Rekord gehalten (7:03:52 Stunden). Als einer der erfahrendsten Freiwasserschwimmer Deutschlands stand Wandratsch Waschburger in den letzten Monaten beratend zur Seite. Das Training übernahm der ehemalige Freiwasser-Europameister Jan Wolfgarten, der den neuen Rekordhalter auch nach England begleitete.

Nachdem ein erster Versuch zwei Wochen zuvor gescheitert und Waschburger unverrichteter Dinger aus Dover abgereist war, hatte er diesmal mehr Glück mit dem Wettergott. Nahezu spiegelglattes Wasser sorgte für perfekte Rekord-Bedingungen, die der Olympia-Achte von 2012 zu nutzen wusste. Mit dem „Go!“ von Skipper Michael Oram betrat Waschburger um 8 Uhr morgens das Wasser. Anders als deutlich langsamere Kanalschwimmer, die aufgrund der Gezeitenoft weite Umwege in Kauf nehmen müssen, konnte der Profiathlet mit seinem Tempo von rund fünf Kilometern pro Stunde eine relativ direkte Linie schwimmen. Um kurz vor 15 Uhr schwamm der Sportler die letzten Meter zur französische Küste am Cap Gris Nez. Als er mit beiden Füßen auf dem Boden stand, stoppte die Uhr.

Screenshot CS&PF Die Waschburger-Route durch den Ärmelkanal.

Der Mount Everest des Open-Water-Schwimmens

Die Ärmelkanalquerung ist die wohl berühmteste Herausforderung im Open Water. Sie wird gern verglichen mit dem Mount Everst im Bergsteigen und ist Teil der Ocean’s Seven. Als erstem Sportler überhaupt war dem legendären Captain Matthew Webb am 24. und 25. August 1875 die Querung geglückt. Er war 21 Stunden und 45 Minuten im Wasser. Erste erfolgreiche Kanalschwimmerin war Gertrude Ederle aus den USA. Die Schwimm-Olympiasiegerin von 1924 benötigte am 6. August 1926 14 Stunden und 32 Minuten, womit sie den damaligen Rekord um mehr als zwei Stunden verbesserte.

Andreas Waschburger schwamm viele Jahre für die deutsche Nationalmannschaft bei Welt- und Europameisterschaften. Zu seinen größten Erfolgen gehören die beiden Silbermedaillen über 5 und 10 Kilometer bei den Europameisterschaften 2012 in Piombino sowie die Olympiateilnahme in London an der Seite von Thomas Lurz. Erst letztes Jahr verschob Waschburger seine Karriere Richtung Extremschwimmen und Abenteuer. Im Januar nahm er erfolgreich an den Weltmeisterschaften im Eisschwimmen teil. Nach intensiver Vorbereitung folgte jetzt der Triumph im Ärmelkanal.

Im Februar war Waschurger zu Gast im SWIM.DE-Podcast „Mehr als Kachelnzählen“. Die Folge könnt ihr euch hier och einmal anhören.

- Anzeige -
Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

Verwandte Artikel

Neueste Artikel