Neuer deutscher Rekord im Distanz-Eisschwimmen: Der Allgäuer Paul Bieber ist am Samstag im 4,9 Grad kalten Bodensee exakt 2.210 Meter weit geschwommen und hat damit die bisherige deutsche Bestmarke um 60 Meter verbessert. Wie unter Eisschwimmern üblich trug der 37-Jährige bei seinem Versuch lediglich Badehose, Schwimmbrille und Kappe. Für das Schwimmen, das von Rettern der Wasserwacht beaufsichtigt wurde, benötigte Bieber 43 Minuten und 3 Sekunden. Die bisher weiteste Distanz eines deutschen Schwimmers im Eiswasser unter 5 Grad Celsius war nach den Regeln der International Ice Swimming Association Jochen Aumüller vom TSV Bernau gelungen. Er schwamm 2015 im Chiemsee 2.150 Meter in knapp unter 40 Minuten.
„Die Kälte war eigentlich kein Problem“, sagt Bieber zwei Tage nach dem Schwimmen im Gespräch mit swim.de, „die habe ich nach 200 Metern schon nicht mehr gespürt“. Schwieriger waren für ihn die rauen Bedingungen in Deutschlands größtem See. „Es war wie in einer Waschmaschine. Das Gefühl für die Kälte ging im Kampf gegen die Wellen verloren. Unter anderen Bedingungen wären sicher 500 Meter mehr drin gewesen.“
Zeitplan bis 40 Minuten
Für sein Rekordschwimmen hatte sich Bieber intensiv vorbereitet. In den letzten Jahren war er bei Wettkämpfen wie den Ice Swimming German Open in Veitsbronn, der Winterschwimm-WM in Bled sowie in Amsterdam am Start. Vergangenes Jahr schwamm er vom Sommer in den Herbst und schließlich im Winter immer draußen. Als ihm im Training 4 Kilometer bei neun Grad Wassertemperatur gelangen, wusste er, dass er auf einem guten Weg ist.
Zusammen mit Trainer Michael Jeschke sowie dem Allgäuer Weltrekordhalter Hamza Bakircioglu (Türkei, 3,5 Kilometer) entwarf Bieber einen genauen Zeitplan. Dieser sah vor, die Distanz eigentlich in weniger als 40 Minuten zu schaffen. Jedoch waren die Wellen am Wochenende stärker als gedacht, sodass der Rekordversuch zu platzen drohte. „Kurz bevor ich ins Wasser stieg, dachte ich, dann wird es halt nur die Eismeile“, sagt Bieber. Das wären etwa 1,6 Kilometer. Den offiziellen Rekord dafür hält Christof Wandratsch in 21:38 Minuten. Im Training erzielte der bayrische Extremschwimmer vor wenigen Tagen die weltweit erste Zeit unter 20 Minuten.
Wechsel von Kraul auf Brust
Einmal im Wasser, kommt Paul Bieber dann doch besser voran als erwartet. „Ich hatte ein gutes Tempo und konnte meinen Rhythmus halten. Ich hatte ständig meine Uhr im Blick und irgendwann merkte ich, dass die 40 Minuten um sind.“ Bieber wechselt von Kraul zu Brust, um sich mit seinen Betreuern Hamza Bakircioglu und Uli Munz abzustimmen. Doch zusammen mit den Rettungsschwimmern der Wasserwacht rufen die nur „weiter, weiter!“, denn bis zum Rekord fehlen dem Schwimmer nur noch wenige Meter. Bieber schafft auch diese und lässt sich anschließend als neuer Rekordhalter feiern.