Dienstag, 3. Dezember 2024

Mein WM-Tagebuch: Zwei Overall-Titel für Team Deutschland

Dritter Tag der Weltmeisterschaften im Eisschwimmen in Samoëns und wieder purzeln die Rekorde. Alisa Fatum verbessert ihre eigene Bestmarke über 1.000 Meter Freistil und Franziska Partheymüller gewinnt die 50 Meter Brust.

Martin Tschepe Alisa Fatum jubelt nach ihrem Rennen.

Dieser dritte WM-Tag im französischen Samoëns beginnt wie der vorige aufgehört hat: mit einem neuen Weltrekord. Der 18-jährige Amerikaner Keaton Jones aus dem Sonnenstaat Arizona schwimmt die 100 Rücken in 1:00,32 Minuten. Ich benötige für meine 100 Meter Rücken etwas länger, um genau zu sein, rund 25 Sekunden länger. Verrenke mir bei einem der ersten Züge die rechte Schulter, keine Ahnung wie ich das gemacht habe. Ist mir in fast 50 Jahren schwimmen noch nie passiert. Seither zwickt die Schulter. Ich lande in meiner Altersklasse aber trotz des Malheurs auf Platz zwei. Wie cool. Ob ich am Sonntag die 100 Meter Lagen schwimmen werde? Keine Ahnung. 

Über Mittag legen meine WM-WG-Kollegen Lars und Sandy eine Eisschwimmpause ein – wir fahren mit der Gondel hoch auf 1.600 Meter. Wandern ein paar Kilometer, trinken bei grandioser Weitsicht einen Café au Lait und bestaunen das WM-Becken im See aus der Ferne. Derweil gehen die Wettkämpfe weiter. Franziska Partheymüller – auch sie ist in unserer WG – sorgt derweil aus deutscher Sicht für den an diesem Tag bis dato größten Erfolg. Sie gewinnt über 50 Meter Brust die offene Wertung in 38,69 Sekunden.

Martin Tschepe Silbermedaillengewinner Andreas Waschburger lässt sich die Schwimmbrille abnehmen.

Spannende Rennen über 1.000 Meter

Punkt 17 Uhr sind fast alle Schwimmer, Begleiter und Betreuer wieder am Beckenrand. Für die schnellsten Schwimmerinnen und Schwimmer steht die Mammutstrecke auf dem Programm, die magischen 1.000 Meter im Eiswasser werden geschwommen, das unbedingt weniger als fünf Grad haben sollte. Denn nur dann zählen die Rekorde. Der Mann, der unmittelbar vor den Starts die Temperatur misst, will mich partout nicht auf die Anzeige seines Thermometers schauen lassen. Warum auch immer.

Für Team Deutschland gehen die Weltrekordhalterin Alisa Fatum und Langstrecken-Nationalschwimmer Andreas „Waschi“ Waschburger ins Wasser. 17 Uhr, der Start der Frauen. Alisa Fatum liegt bereits nach 100 Metern deutlich vorn, sie führt das Feld souverän an, setzt sich immer weiter ab und schlägt nach 12:46,08 Sekunden als Erste an. Weltrekord! Die Zweitplatzierte ist nach 13:49,58 Minuten im Ziel.

Martin Tschepe Große Nummer im Eisschwimmen: IISA-Präsident Ram Barkai.

Nachricht vom Wandratsch

Unmittelbar danach das Rennen der Männer. Waschburger ist nicht wirklich entspannt vor seinem ersten Eis-Kilometer. Auf den ersten Bahnen liegt er zunächst im Mittelfeld, bald indes auf Position zwei. Am Ende gewinnt Waschi Silber – wie zuvor über 500 Meter. Und er ist happy. Das Rennen macht schlussendlich der amtierende Weltmeister, der Pole Marcin Szarpow, Jahrgang 2001. Er verbessert seinen eigenen Rekord um fast 18 Sekunden auf 11:31,85 Minuten. Auch Waschburger bleibt deutlich unter der alten Bestmarke, er schwimmt den Kilometer in schnellen 11:38,81 Sekunden Minuten.

Während der Siegerehrung am frühen Abend, sagt Waschburger, dass er sich noch nicht festlegen mag, ob er auch künftig beim Eisschwimmen angreifen will. Sein einziges Vorbereitungstraining im Eiswasser mit dem Altmeister Christof Wandratsch habe ihn jedenfalls motiviert. Also abwarten. „Wandi“ meldet sich am WM-Tag drei bei mir und schreibt mit Blick auf unseren Ausflug in die Bergwelt: „Konzentrier dich mal auf deine Rennen, dass du den Marek mal schlägst“. Gemeint ist Marek Rother, bei dieser WM der mit Abstand beste Schwimmer meiner Altersklasse. Meine knappe Antwort: Das wird in diesem Leben nichts mehr. Am Abend werden auch die 1.000-Meter-Schwimmer geehrt. In der AK 55 gewinnt Marek, wer sonst? Platz zwei geht an den deutschen Teamleiter Stefan Runge und Platz drei an mich. Ok, damit kann ich gut leben.

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Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.

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