Donnerstag, 5. Dezember 2024

Mein WM-Tagebuch: Team Deutschland gewinnt das Staffelrennen

Was für ein Abschluss der Weltmeisterschaften im Eisschwimmen! Team Deutschland gewinnt am letzten Tag mit einsetzendem Schneefall die lange Freistilstaffel.

Martin Tschepe

Zum großen Finale trumpft Team Deutschland noch mal voll auf. Kilian Gräf, Alisa Fatum, Christoph Karow und der neue Mann im Eiswasser, Andreas Waschburger, gewinnen die prestigeträchtige 4×250-Meter-Freistilstaffel in 11:40,55 Minuten. Zunächst liegt die Staffel nur im Mittelfeld, die neue und alte Weltmeisterin über 1.000 Meter, Alisa Fatum, bringt ihre Kollegen zwischenzeitlich auf Platz eins. Christoph Karrow als Dritter kann das Tempo des Polen auf der Nebenbahn nicht halten, er übergibt auf Rang zwei liegend an Andreas Waschburger.

Und der Langstrecken-Nationalschwimmer, der erstmals bei einem Wettbewerb im Eiswasser antritt, kommt immer näher ran an Polen. „Waschi“ dreht auf seiner drittletzten Bahn voll auf, überholt den Polen und sichert für Deutschland Gold. Jubel. Applaus. „Eine tolle Mannschaft“, sagt Teamleiter Stefan Runge unmittelbar nach dem Ende der WM im französischen Samoëns.

Martin Tschepe Einmarsch in die Arena.

Gut sechs Stunden zuvor: Auf dem Programm stehen am Sonntag zunächst die 250 Meter Freistil, die 100 Meter Lagen und die 50 Meter Freistil. Alisa Fatum holt auch über 250 Meter Platz eins in der offenen Wertung. Mit ihrer Zeit – 3:02,18 Minuten – ist sie nicht wirklich zufrieden und sagt, sie sei über 500 Meter bei der Hälfte der Strecke schneller unterwegs gewesen. Aber egal. Platz eins ist Platz eins. Und die wichtige Staffel steht zu diesem Zeitpunkt ja noch an. Körner sparen, könnte ihr Motto gelautet haben. Wenig später sprintet der 18-jährige US-Amerikaner Keaton Jones über 50 Meter Freistil zu seinem nächsten Weltrekord: 25,29 Sekunden.

500 Teilnehmer aus fast 40 Ländern

Ich entscheide mich trotz zwickender Schulter die 100 Meter Lagen zu schwimmen. Delfin klappt besser als erwartet, aber beim Rückenschwimmen tut’s wieder weh. Bei den 100 Rücken am Vortag habe ich unmittelbar nach dem Start einen blöden Armzug gemacht, seither zwickt die Schulter. Egal. Meine Schwimmzeit ist mittelprächtig (1:24,77), reicht aber für Platz zwei in der Altersklasse 55, hinter dem unvermeidbaren Polen Marek Rother, aber vor Stefan Runge. Ein cooler persönlicher Abschluss: fünf Einzelstarts, fünfmal Podium.

Martin Tschepe Los geht’s: Die Teilnehmer sind bereit für den Start.

Die fünfte WM im Eisschwimmen ist also Geschichte. Was bleibt? Eisschwimmen wird immer populärer. Jetzt in Samoëns waren knapp 500 Schwimmerinnen und Schwimmer aus rund 40 Nationen am Start, auch aus Ländern, die man nicht sofort auf der Liste hat, wenn man an Eiswasser denkt, Israel oder Marokko etwa. Manche dieser Sportler und viele Offizielle der International Ice Swimming Association (IISA) hegen der Wunsch, dass Eisschwimmen irgendwann olympisch wird, winter-olympisch.

Das Ziel ist Olympia

Die IISA muss dafür wohl ein schöner Spagat gelingen: Die WM muss immer professioneller werden, klar. Zugleich indes darf man die Agegrouper nicht verprellen, denn die bringen das Geld, das nötig ist und bleibt, um Weltmeisterschaften im Eisschwimmen auszurichten. Und dann gibt’s ja auch die International Winter Swimming Association (IWSA), die ebenfalls Weltmeisterschaften ausrichtet, in diesem Jahr in Bled, Slowenien, bereits Ende Januar. Schlechtes Timing, sagen viele Schwimmer. Liegt an Corona, sagen die Verantwortlichen.

Martin Tschepe Bei weniger als 5 Grad Wassertemperatur sprinten die Athleten durch den See.

Fortan, heißt es, wollen die zwei Verbände ihre WM wieder abwechselnd stattfinden lassen, die eine Meisterschaft in Jahren mit gerader Zahl, die andere in Jahren mit ungerader Zahl. Hoffentlich gelingt das, auch hier gilt: abwarten. Manche Beobachter sind überzeugt, dass Eisschwimmen – wenn überhaupt – erst olympisch werden kann, wenn die IISA und die IWSA gemeinsame Sache machen. Das ist, zumindest kurz- bis mittelfristig, eher nicht zu erwarten.

Hochwertige Informationen, packende Unterhaltung und ganz viel Service – das ist die Welt von SWIM+

Monatsabo

6,99 -
Jetzt mitmachen bei SWIM+
  • volle Flexibilität
  • € 6,99 pro Monat
  • monatlich kündbar
Empfehlung!

Jahresabo

59,99 -
Größte Ersparnis bei SWIM+
  • Mindestlaufzeit 12 Monate
  • danach € 6,99 pro Monat
  • nach 1 Jahr monatlich kündbar
- Anzeige -
Martin Tschepe
Martin Tschepehttp://www.bahn9.de/
Martin Tschepe ist freier Autor, Swimguide, Freiwasser- und Eisschwimmer des SV Ludwigsburg.