Freitag, 14. Februar 2025

Kommentar zur Zahl der Badetoten | Die Hysterie ist unangebracht

DLRG Ein Rettungsschwimmer im Einsatz.

Vier Sätze brauchte die DLRG in ihrer Pressemitteilung zu den Badetoten 2022, um zur wichtigsten Aussage des gesamten Textes zu kommen. Vier lange Sätze, die sich lesen, als ginge es mit dem Schwimmen und mit den Schwimmfähigkeiten der Deutschen schon wieder rapide bergab. Seit vier Jahren habe es 2022 erstmals wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen gegeben, ist dort zu lesen. Um 19 Prozent sei die Zahl der Opfer gegenüber 2021 gestiegen. Es klingt dramatisch.

Inhaltlich sind die Berechnungen korrekt. Das Entscheidende aber folgt erst danach: „Gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre sind es 16 Prozent weniger Opfer.“ Genau genommen ist die Zahl von 355 Opfern im Jahr 2022, die die DLRG gestern vermeldete, sogar der zweitgeringste Wert seit Beginn der Aufzeichnung. Nur 2021 hatte es mit 299 Ertrunkenen weniger Tote gegeben.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Doch davon liest man bei der DLRG nichts. Bis auf den einen zitierten Satz gibt es keine rückblickende Einordnung. Stattdessen wird auch in der auf Youtube zu sehenden Pressekonferenz der Eindruck erweckt, die nun einmalig gestiegene Zahl an Todesfällen hänge mit sinkenden Schwimmfähigkeiten, dem Bädersterben sowie Corona zusammen. Von der Presse werden diese Aussagen bereitwillig aufgenommen. „Zahl der Badetoten stark gestiegen“ titelte spiegel.de gestern und ähnlich bei der Tagesschau: „Zahl der Badetoten steigt wieder“. Ob es tatsächlich Gründe für die Entwicklung seit 2021 gibt oder ob es sich um eine natürliche Schwankung handelt? Offenbar macht man sich nicht die Mühe, die Zahlen kritisch zu hinterfragen.

Nochmal: Die Zahl von 355, die die DLRG veröffentlicht hat, ist die zweitbeste seit 1998! Es waren auch schon mal über 600 Ertrunkene in einem Jahr. Man könnte also auch behaupten, die Deutschen können 2021/2022 so gut schwimmen wie nie zuvor. Jedenfalls dann, wenn man die Zahl der Badetoten ernsthaft mit den Schwimmfähigkeiten in Korrelation bringen möchte, was man vielleicht besser bleiben lassen sollte.

„Traue keiner Statistik …“

Leider bedient sich die DLRG in diesem Fall einfacher Taschenspielertricks, indem die aktuelle Zahl lediglich mit dem Jahr zuvor, aber so gut wie gar nicht im Gesamtzusammenhang betrachtet wird. Auf diese Weise werden Emotionen geschürt, die das eigentlich wichtige Anliegen der DLRG, die Schwimmausbildung in allen Bereichen zu verbessern, unterstützen sollen. Leider geschieht dies auf Kosten der Glaubwürdigkeit.

Jedes Ertrinkungsopfer ist eins zu viel, darin sind sich alle einig, und man möchte sich gar nicht ausmalen, wie viele Opfer es ohne die rotgelben Rettungsschwimmer geben würde. Die DLRG leistet an vielen Badestellen und in der Schwimmausbildung hervorragende und unverzichtbare Arbeit. Doch wer mit falschen Mitteln für die gute Sache kämpft, spielt mit seinem guten Ruf.

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Peter Jacob
Peter Jacob
Mit sechs hieß es für den kleinen Peter schwimmen lernen - falls er mal ins Wasser fällt. Inzwischen ist er groß und schwimmt immer noch jede Woche. Mal mehr, mal weniger, meistens drinnen und manchmal draußen. Und immer mit viel Spaß und Leidenschaft.

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