Das mag ich an der Facebook-Gruppe „Bist Du heute schon geschwommen?“: Du bist irgendwo in Deutschland unterwegs, willst schwimmen, hast aber keine Idee. Kann sogar in Mecklenburg-Vorpommern passieren. Es gibt einfach zu viele Seen in diesem Bundesland. Ein Post auf besagter Seite: Wer schwimmt mit mir in seinem/ihrem Lieblingssee? Und schwupp: fast immer meldet sich jemand.
Diesmal ist es Martin Hofmann aus Stavenhagen. Ich bin vor ein paar Tagen beim Müritzschwimmen gestartet und will wieder ins Wasser. Martin schlägt den Kummerower See oder den Malchiner See vor. Den Kummerower See hab ich schon gequert, also treffen wir uns am Malchiner See. Mit den Bikes. Zunächst umrunden wir den See im Fahrradsattel, dann steuern wir eine Badestelle am Südufer an.
Mega viel Platz hier. Corona? Kein Problem Abstand zu halten zu den wenigen anderen Leuten, die auch da sind, weniger zum Schwimmen, sie liegen in der Sonne und braten. Raus aus den Klamotten und rein in den See, den wir fast für uns allein haben. Wir kraulen gemütlich nebeneinander her. Die Sonne lacht vom Himmel, das Seewasser schmeckt, alles ist gut.
Mit dem Trabi durch die halbe Welt
Martin ist Mitte vierzig, er war zu DDR-Zeiten ein Topschwimmer. Hat auch sehr gut Wasserball gespielt. Zusammen mit einem Kompagnon betreibt er im Sommer ein Café in Stavenhagen und im Winter eine Disco in Malchin. Schwierige Zeiten für den Familienvater. Das Café läuft wieder, trotz Corona – oder gerade wegen Corona? MeckPomm, sagt Martin, sei jedenfalls voll wie nie. Aber für die Disco, die gewöhnlich viele hundert Gäste anzieht in der kalten Jahreszeit, sieht er schwarz.
Nach ein paar Kilometern sitzen wir am Ufer, und Martin erzählt. Viele Schwimmer sind coole Typen, die auch außerhalb des Wassers ungewöhnliche Projekte auf die Beine stellen. Martin und sein Café-Kollege machen mit einem alten Trabi Benefiztouren durch die halbe Welt, sammeln Geld für soziale Entrichtungen. Die beiden haben schon die ganze Ostsee umrundet, im Trabi! Sind gut 6.000 Kilometer weit gefahren. Sie waren mit dem Zweitakter in Nordafrika und in Irland.
Bestimmt schwimmen wir mal wieder zusammen, der Landstrich im Nordosten Deutschlands hat ungezählte grandiose Seen – und ich komme demnächst mal wieder.
20 Grad – Herrlich!
Nächster Tag, nächster See. Der Tiefwarensee ist quasi der kleine Bruder der Müritz. Was für ein geiler See. Ein Vormittag unter der Woche. Bestes Sommerwetter, das Seewasser hat sicherlich gut 20 Grad, die Luft bestimmt schon fast 30. Und ich hab den ganzen See komplett für mich allein. In anderen Ecken Deutschlands sind die ersten Seen wegen Überfüllung und wegen Corona längst komplett abgesperrt worden. Und ich kraule mutterseelenallein durch den Tiefwarensee, bin tief beeindruckt.
Karsten hat mir diesen See gezeigt. Karsten Hub, einer der Veranstalter des legendären Müritzschwimmens. Der Tiefwarensee ist Karstens Haussee, er wohnt nur einen Steinwurf entfernt, kommt oft nach der Arbeit für ein kleines Training vorbei.
An diesem Morgen ganz allein schwimme ich einmal quer über den See – und dann wieder zurück, insgesamt gut fünf Kilometer weit. Was für ein bombastischer Start in den Tag.